Seilbahn-Unglück: Eitan (5) hat seine Augen wieder aufgemacht
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag kamen bei einem Seilbahnunglück am Lago Maggiore 14 Menschen ums Leben.
- Der 5-jährige Eitan ist der einzige Überlebende der Tragödie.
- In der Nacht auf Mittwoch wurden drei Mitarbeiter der Seilbahn verhaftet.
Alle warteten gespannt, dann kam am Mittwochmittag endlich die erlösende Nachricht: Der Junge Eitan hat die Augen wieder aufgemacht, wie «Corriere Torino» berichtet. «Seit einer dreiviertel Stunde ist das Kind extubiert. Er ist bei Bewusstsein, steht aber noch unter starken Medikamenten», erklärt Giovanni della Valle, Generaldirektor des Kinderspitals «Regina Margherita».
Und weiter: «Es ist ein sehr sensibler Moment. Alle müssen in der Nähe sein, die Psychologen stehen direkt am Krankenbett, auch die Tante ist bei ihm. Das ist ein empfindlicher Moment. Die Nacht war völlig in Ordnung, sein Zustand ist stabil. Wir warten, dass er komplett zu Bewusstsein kommt. Er hat die Augen aufgemacht, und er hat registriert, dass jemand, den er gut kennt, in seiner Nähe ist.»
Kurz nach dem Absturz der Seilbahn am Lago Maggiore war Eitan bei vollem Bewusstsein. Als die Bergretter den 5-Jährigen borgen, wehrte er sich sogar – aus Angst vor fremden Männern.
Einziger Überlebender
Eitan kann sich womöglich an die schrecklichen Geschehnisse vom Sonntag nicht mehr erinnern. Insofern kann er auch noch nicht wissen, dass seine Eltern, sein Bruder Tom (2) und seine Urgrosseltern den Unfall nicht überlebt haben.
Seit Sonntagabend hat der kleine Junge die Ärztin Aya (41) an seiner Seite. Sie ist die Schwester von Eitans Vater Amit (†30). Aya muss dem Jungen in den nächsten Stunden besonders beistehen und ihn über sein tragisches Schicksal aufklären.
Psychologin Marina Bertolotti sagte gegenüber «La Stampa»: «Ziel ist es, dass der Junge beim Aufwachen Gesichter und Menschen trifft, die für ihn von Bedeutung sind.»
Der Junge ist der einzige Überlebende der Seilbahn-Tragödie am Lago Maggiore. 14 Menschen verloren beim Unglück ihr Leben. Eitan, was «der Starke» bedeutet, hatte ein Schädel-Hirn-Trauma und Beinbrüche erlitten.
Mittlerweile haben die Bewohner von Stresa eine Spendenseite für Eitan ins Leben gerufen. Am Mittwochmorgen sind schon über 3000 Franken an Spenden zusammengekommen.
«Situation immer noch kritisch»
Am Dienstag gegen 12 Uhr trat Giovanni della Valle vor die Kameras. Er und sein Team haben Eitan nach der Einlieferung ins Turiner Spital in ein künstliches Koma versetzt, wie die italienische Nachrichtenagentur «Ansa» berichtet. «Der Junge hat die Nacht unverändert, ruhig und stabil verbracht. Unser Team hat entschieden, ihn aufzuwecken», so della Valle.
Gegen 17 Uhr sagte della Valle: «Eitan hat angefangen wach zu werden. Die Reaktion ist positiv. Er hustet, fängt allein an zu atmen und kleine Bewegungen sind zu registrieren. Die Situation ist aber immer noch kritisch.» Eitan bleibe daher auf der Intensivstation unter der Aufsicht von Stationsleiter Giorgio Ivani und seinem Team.
Wer verantwortlich für den Tod von Eitans Familie und die weiteren neun Opfer ist, muss nun ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft in Verbania ermittelt wegen mehrfachen Totschlags und des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Die Rückführung der Körper von Eitans Familie in ihr Heimatland Israel ist für heute geplant.
Untersuchungen laufen auf Hochtouren – drei Personen festgenommen
Die Untersuchungen zur Ursache des Seilbahnunglücks laufen weiter auf Hochtouren. Gemäss italienischen Medien wurde in der Nacht auf heute die Verhaftung von drei Personen angeordnet. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Nacht mehrere Personen verhört.
Verhaftet wurden der Inhaber der Gesellschaft, die die Seilbahn führt, der Technik-Verantwortliche und der Betriebsleiter.
Den Verdächtigen sei bewusst gewesen, dass die Seilbahnkabine seit dem 26. April, dem Tag der Wiedereröffnung, ohne Notbremse unterwegs war. Auf Fotos der Anlage sei ersichtlich, dass das Notbremssystem manipuliert worden sei.