Sexualforscherin Shere Hite im Alter von 77 gestorben

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Grossbritannien,

Shere Hite machte das Tabuthema Sex salonfähig. Im prüden Amerika der 1970er und 1980er Jahre wurde sie dafür allerdings so angefeindet, dass sie auswanderte und die deutsche Staatsbürgerschaft annahm. Jetzt ist Hite in Grossbritannien gestorben.

Die für ihre Forschung zu weiblicher Lust bekannte Feministin Shere Hite ist tot. Foto: picture alliance / Gero Breloer/dpa
Die für ihre Forschung zu weiblicher Lust bekannte Feministin Shere Hite ist tot. Foto: picture alliance / Gero Breloer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie forderte Gleichberechtigung für Frauen auch beim Sex: Die für ihre Forschung zu weiblicher Lust bekannte Feministin Shere Hite ist tot.

Ihr Ehemann Paul Sullivan bestätigte dem britischen «Guardian», dass seine Frau bereits am vergangenen Mittwoch im Alter von 77 Jahren in London gestorben sei. Mit ihrem «Hite Report», der sich über 50 Millionen Mal verkaufte, war sie eine der Pionierinnen der feministischen Sexualforschung.

In den 70er Jahren machte sie erstmals den weiblichen Orgasmus in der breiten Öffentlichkeit zum Thema. Die Feministin startete mit Unterstützung entsprechender Verbände eine Befragung von Frauen. Das Ergebnis wurde 1976 als Buch veröffentlicht. Was längst in jedem Jugendblättchen steht, war damals eine Revolution: Frauen kommen anders als Männer und für viele sei Selbstbefriedigung völlig normal.

«Es sollte keinen erotischen Kampf miteinander geben, sondern einen erotischen Tanz», so die Folgerung der kämpferischen Feministin, die Gleichberechtigung für die Frauen auch beim Sex forderte. Die Erkenntnis sorgte für Aufregung und Empörung und machte Hite international bekannt. Vor dem Erscheinen des «Hite Reports» kannte kaum jemand die Geschichtsdoktorandin aus den Südstaaten.

Die in den USA geborene Soziologin hatte in jungen Jahren einmal nackt an einer Schreibmaschine für den «Playboy» posiert. Nach heftigen Protesten über die Bildunterschrift («Die Maschine ist so schlau, dass die Frau es nicht sein muss»), denen sie sich auch selbst anschloss, wurde sie zu einer wichtigen Stimme des Feminismus.

In das Klischee der grauen Feministin passte Hite nie. Sie liebte den grossen Auftritt und bekam ihn mit Modelfigur und blonder Mähne auch. Nicht mehr als 2000 Exemplare sollten vom «Hite Report» erscheinen - heute sind es weit über 50 Millionen. Auch ihre Nachfolgebücher, etwa über die Sexualität des Mannes, wurden zu Bestsellern.

Das Magazin «Time» nannte sie sogar einen «Sex-Guru», kritisierte aber auch ihre Methodik. «Sie startet mit einem Vorurteil und läuft mit einer Statistik ins Ziel.» Auch die «New York Times» sprach von «soziologischer Science-Fiction». Denn Hite und ihre Helferinnen hatten einfach 100.000 Fragebögen verschickt, von denen etwa 3000 zurückkamen. Daraus wurde dann die Analyse.

Eine repräsentative Auswahl der Befragten gab es nicht. Das galt auch für die beiden folgenden «Hite Reports» - 1981 zur Sexualität des Mannes und 1987 zum Thema «Frauen und Liebe». 95 Prozent der befragten US- Frauen gaben darin an, sie fühlten sich von ihren Männern misshandelt. 87 Prozent standen einer weiblichen Freundin näher als dem Ehemann. Erneut ein Aufschrei der Empörung im Land.

Nach massiver Kritik in ihrer Heimat legte Hite ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft in den 90er Jahren ab. «In dem Land, in dem ich geboren wurde, fühlte ich nicht mehr die Freiheit, meine Forschungen fortzusetzen», schrieb sie 2003. Sie nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an. Denn sie war 14 Jahre lang mit dem deutschen Pianisten Friedrich Höricke verheiratet und hatte deutsche Vorfahren.

Hite lebte an verschiedenen Orten Europas, bevor sie sich mit ihrem zweiten Ehemann, Paul Sullivan, im Norden Londons niederliess. Dem «Guardian» zufolge litt die Soziologin an Alzheimer und Parkinson.

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