Slowakei-Premier in Brust geschossen – ist Täter ein Senior?

Redaktion
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Slowakische Republik,

Der slowakische Regierungschef Robert Fico befindet sich nach einer Schussabgabe in Lebensgefahr. Jetzt spricht der Sohn des mutmasslichen Täters.

robert fico
Premierminister Robert Fico wird ins Spital eingeliefert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Schussabgabe wurde der slowakische Regierungschef Robert Fico verletzt.
  • Der Politiker schwebt in Lebensgefahr.
  • Der mutmassliche Täter soll künstlerisch aktiv gewesen sein.

Der slowakische Regierungschef Robert Fico ist nach einer Kabinettssitzung in der Stadt Handlova angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Das bestätigte das Regierungsamt in Bratislava der Nachrichtenagentur TASR am Mittwoch.

Der Rettungsdienst teilte mit, man habe den Regierungschef per Hubschrauber in ein Krankenhaus nach Banska Bystrica geflogen. Der Angreifer wurde nach Angaben der Polizei festgenommen. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Augenzeugen berichteten dem TV-Nachrichtensender TA3, vor dem Kulturhaus in Handlova seien mindestens vier Schüsse zu hören gewesen, als Fico nach der Kabinettssitzung ins Freie ging, um sich unter die Bevölkerung zu mischen und Hände zu schütteln. Ein Schuss habe ihn in die Brust getroffen. Der Ministerpräsident sei daraufhin zu Boden gestürzt.

Ein von mehreren Online-Medien veröffentlichtes Video zeigte, wie Begleiter den Verletzten eilig in ein Auto bringen, um ihn vorläufig in Sicherheit zu bringen.

Auf der anderen Seite einer Absperrung soll auf dem Video die Festnahme des mutmasslichen Angreifers zu sehen sein. Nach Medienberichten soll es sich bei dem Angreifer um einen 71-jährigen Mann handeln. Die Angaben waren zunächst offiziell nicht bestätigt.

Täter soll Kunst gemacht haben

Beim mutmasslichen Täter soll es sich um einen 71-jährigen Mann handeln, der Kunst macht und unter anderem Gedichte schreibt. Dies melden lokale Medien unter Berufung auf Aussagen dessen Sohnes. Im Jahr 2016 soll der Mann für einen privaten Sicherheitsdienst gearbeitet haben. Der Schütze soll zudem legal im Besitz seiner Tatwaffe gewesen sein.

Der Sohn des mutmasslichen Angreifers kann sich nicht erklären, welches Motiv sein Vater zu der Tat bewogen haben könnte. «Vielleicht war es ein Kurzschluss», sagt er zu lokalen Medien.

In psychischer Betreuung sei sein Vater nicht gewesen, erklärt er. «Er teilt aber die politische Einstellung von Robert Fico nicht und hat ihm bei den Wahlen auch keine Stimme gegeben.»

Fico hatte vor wenigen Tagen der liberalen Opposition vorgeworfen, ein Klima der Feindschaft gegen die Regierung zu schaffen. Es sei nicht auszuschliessen, dass es in einem solchen Klima irgendwann zu einer Gewalttat komme.

Grosses Entsetzen

Der designierte slowakische Präsident Peter Pellegrini hat den Anschlag auf Ministerpräsident Robert Fico als eine «noch nie dagewesene Gefährdung der slowakischen Demokratie» verurteilt.

peter pellegrini
Der zukünftige Präsident der Slowakei, Peter Pellegrini, verurteilt den Angriff auf Premierminister Robert Fico. - keystone

«Wenn wir andere politische Meinungen mit Pistolen auf den Plätzen ausdrücken und nicht in den Wahllokalen, gefährden wir alles, was wir in den 31 Jahren der slowakischen Unabhängigkeit gemeinsam aufgebaut haben», warnte der sozialdemokratische Politiker am Mittwoch.

Mehrere internationale Politiker äusserten auf Social Media ihr Entsetzen über den Angriff. So etwa der britische Premierminister Rishi Sunak und Ungarns Regierungschef Viktor Orban. Auch der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg äusserten via «X» Genesungswünsche.

Bundespräsidentin Viola Amherd zeigte sich zutiefst schockiert über den Angriff auf den slowakischen Premierminister Robert Fico. «In diesen unruhigen Zeiten müssen wir unser Bestes tun, um die Demokratie zu schützen», schrieb sie auf X. Auch US-Präsident Joe Biden hat die Schüsse auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico als «schreckliche Gewalttat» verurteilt.

Slowakischer Innenminister ruft zur Mässigung auf

Der slowakische Innenminister Matus Sutaj Estok hat nach dem Attentat auf Regierungschef Robert Fico zur Mässigung aufgerufen. «Es ist völlig natürlich, dass die Emotionen aufgepeitscht sind, aber es wäre sehr schlimm, diesen gefährlichen Zustand noch weiter zu verschärfen.» So warnte der Politiker am Mittwoch bei Facebook.

Die Schüsse auf Fico nach einer Kabinettssitzung in Handlova bezeichnete er als ein «Attentat auf die Demokratie». Es sei nun die gemeinsame Aufgabe aller in der Slowakei, die Verbreitung von politischem Hass sofort zu beenden. Er appellierte in diesem Zusammenhang an die Verantwortung von Politikern, Influencern, Medien und gesellschaftlichen Gruppen.

Augenzeugin: Schütze hat auf Fico gewartet

«Kurz bevor ich ihm die Hand geben wollte, habe ich vier Schüsse gehört. Robert fiel auf den Boden», sagte ein Mann am Mittwoch auf dem Platz vor dem Haus der Kultur in Handlova im öffentlich-rechtlichen Sender RTVS. Dort hatte zuvor eine Kabinettssitzung stattgefunden. Er stehe unter Schock.

«Das ist etwas Schreckliches, das waren Schüsse von hinten», fügte er hinzu. Über den Schützen sagte eine Frau dem Sender: «Der Mann stand dort von Anfang an. (...) Er hat nur noch gewartet.»

Matus Sutaj Estok
Matus Sutaj Estok beantwortet Fragen. - keystone

Das Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico hatte nach Einschätzung der Regierung ein «politisches Motiv». Das sagte Innenminister Matus Sutaj Estok am Mittwochabend vor Journalisten in der Klinik in Banska Bystrica, wo Fico operiert wurde. Der Zustand des 59-Jährigen sei weiter lebensbedrohlich.

Nach Informationen des TV-Senders TA3 soll es sich bei dem Täter um Juraj C., einen ehemaligen Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes handeln. Offiziell bestätigt wurde das zunächst nicht.

Attentäter: «Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu.»

Trotz eines Informationsembargos gelangte der Sender an eine Videoaufnahme aus der Klinik. Darin sagte der benommen wirkende mutmassliche Attentäter: «Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu.»

Als konkretes Beispiel nannte er mit undeutlicher Stimme die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens RTVS, gegen das seit Wochen Tausende Menschen demonstrieren.

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