Österreich erwägt nächtliche Ausgangssperre für alle
Der Vorschlag einer nächtlichen Ausgangssperre liege auf dem Tisch und darüber werde am Mittwoch entschieden, sagt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gesundheitsminister hält eine Verringerung der Kontakte für zwingend erforderlich.
- Deshalb zieht die Regierung Österreichs eine Ausgangsbeschränkung ab 22 Uhr in Betracht.
- Diese soll auch für Geimpfte gelten.
Die österreichische Regierung denkt zur Bekämpfung der vierten Corona-Welle an nächtliche Ausgangsbeschränkungen für alle Bürger. Dieser Vorschlag liege auf dem Tisch und darüber werde am kommenden Mittwoch entschieden, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Sonntagabend in der ORF-Nachrichtensendung «ZiB2». «Wir sitzen alle im gleichen Boot», sagte Mückstein.
Wenn ein allgemeiner Lockdown verhindert werden solle, sei eine Verringerung der Kontakte zwischen den Menschen zwingend erforderlich, so der Minister weiter. Die Beschränkungen würden ab 22.00 Uhr gelten und auch eine erneute Schliessung der Nachtgastronomie bedeuten. Mückstein betonte erneut, dass das Ausmass der vierten Corona-Welle vor allem auf die Ungeimpften zurückzuführen sei.
Ab Montag gilt für diese Gruppe ein Teil-Lockdown. Bis zum 24. November dürfen sie ihr Zuhause nur aus zwingenden Gründen wie den Weg zur Arbeit, für den täglichen Einkauf oder zur Erholung verlassen. Betroffen sind rund zwei Millionen der etwa neun Millionen Bürger in Österreich.
Schwere Belastung für Handel
Der Lockdown für alle, die weder geimpft noch in den vergangenen 180 Tagen genesen sind, ist aus Sicht des Handels eine schwere Belastung. Bundesweit werde durch die Ausgangsbeschränkungen ein Umsatzeinbruch von bis 350 Millionen Euro wöchentlich befürchtet, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will.
Der Schritt soll die Bereitschaft zu einer Impfung weiter erhöhen. Schon bisherige Verschärfungen, wie die 3G-Regel am Arbeitsplatz und die 2G-Regel in weiten Teilen des öffentlichen Lebens, hatten die Zahl der Impfungen deutlich erhöht. Aktuell liegt die Impfquote bei etwa 65 Prozent, etwas unter dem deutschen Wert.
Kanzler: Nur «Unterkante» der Möglichkeiten
Die von Bund und Ländern beschlossenen Schritte sind nach den Worten von Kanzler Alexander Schallenberg nur die «Unterkante» der Möglichkeiten. Die einzelnen Länder seien frei, noch strengere Regeln zu erlassen.
So hat zum Beispiel die Hauptstadt Wien bereits angekündigt, in der Nachtgastronomie und bei allen Veranstaltungen von mehr als 25 Personen auch von Geimpften und Genesenen künftig einen PCR-Test zu verlangen. Ausserdem startet die Metropole die Covid-Schutzimpfung für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren.
Am Sonntag wurde mit 11'552 Fälle erneut eine sehr hohe Zahl an Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100'000 Einwohner kletterte auf knapp 850.