Die deutschen Seenotretter der auf Sizilien vor Anker liegenden «Humanity 1» sehen sich durch die umstrittenen Massnahmen Roms in ihrer Mission bestätigt. Der Crew des Schiffes wird bislang verboten, die letzten 35 von knapp 180 geretteten Menschen in der Hafenstadt Catania an Land zu bringen. Viele werten dies als Schikane der rechten Regierung, um Mittelmeermigranten fernzuhalten. Davon will sich «Humanity»-Kapitän Joachim Ebeling aber nicht einschüchtern lassen. «Was wir hier gerade erleben, löst in mir keine Zweifel aus, so was nochmal zu machen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Es bestätigt mich darin, dass wir hier das Richtige tun.»
Crew-Mitglieder der «Humanity 1» retten Menschen aus einem überfüllten Boot.
Crew-Mitglieder der «Humanity 1» retten Menschen aus einem überfüllten Boot. - Arez Ghaderi/«SOS Humanity»/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kapitän aus Bremen hatte das Schiff nach tagelangem Warten am Wochenende in den Hafen von Catania gelenkt.
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Dort durften dann Minderjährige, Frauen und einige Männern, die als hilfsbedürftig eingestuft wurden, von Bord gehen. Ebeling sollte mit den 35 Verbliebenen den Hafen wieder verlassen. Er lehnte ab, weil laut internationalem Recht alle Geretteten Land betreten dürften.

«So was habe ich noch nie erlebt», berichtete er. Schon bei anderen Einsätzen in der Vergangenheit sei es schwierig gewesen, die Erlaubnis zu bekommen, die Menschen in einen Hafen zu bringen. «Aber wenn, dann sind wirklich alle Leute an Land gekommen und es hat nicht so eine Selektion stattgefunden, wie wir sie jetzt hier erleben.»

Die Lage an Bord werde immer schwieriger – ebenso wie auf dem Schiff «Geo Barents» der Organisation Ärzte ohne Grenzen, das ebenfalls in Catania angetaut ist und von dem am Montag bereits drei Migranten in ihrer Verzweiflung ins Meer gesprungen waren, um an Land zu schwimmen. «Wenn ich sehe, dass bei mir Menschen an Bord sind, die das Recht haben, an Land zu gehen, aber von den Behörden daran gehindert werden, dann bin ich einfach nur wütend», sagte Ebeling. Es werde «geltendes Recht mit Füssen getreten».

Den Rettern drohen Geldstrafen, sollten sie die Anweisungen der Behörden weiter ignorieren. Für die Organisation SOS Humanity sind bereits Anwälte aktiv. Ebeling schreckt der juristische Zwist offenbar nicht ab. «Es war immer schon für mich unmöglich, Menschen ertrinken zu lassen und ihnen nicht zu helfen, wenn sie die Hilfe benötigt haben», sagte er. «Ich bin sehr froh, dass ich durch die Arbeit bei den Nichtregierungsorganisationen jetzt aktiv als Seemann was dazu beitragen kann.»

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