Telegram-Gründer: Pawel Durow in Frankreich festgenommen

Der russisch-französische Unternehmer Pawel Durow betrat am Samstagabend französischen Boden und wurde von den Beamten in Gewahrsam genommen, nachdem er aus Aserbaidschan am Flughafen Le Bourget eingetroffen war, wie die Sender TF1 und BFMTV meldeten.

Der zuständige Untersuchungsrichter in Paris hat am Sonntagabend entschieden, dass die Haft zur Vernehmung von Pawel Durow verlängert werde, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle der Nachrichtenagentur AFP. Der Gewahrsam kann demnach bis zu 96 Stunden dauern. Danach muss der Richter entscheiden, ob er Durow auf freien Fuss setzt oder ein Ermittlungsverfahren einleitet.

In Frankreich wird Durow gesucht, da die französischen Behörden Vorermittlungen gegen ihn eröffnet haben. Laut den Sendern steht er im Verdacht, sich durch sein Nichthandeln auf Telegram und seine ungenügende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, des Betrugs und von im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch stehenden Vergehen mitschuldig gemacht zu haben.

Es wird erwartet, dass noch am Sonntag ein Ermittlungsverfahren gegen Durow einleitet wird.

Obwohl die Durows stets versprochen haben, die Daten der Nutzer zu schützen, wurden die Telegram-Macher dafür kritisiert, nicht konsequent genug gegen Hassreden und Aufrufe zur Gewalt vorzugehen. Es hat beispielsweise Fälle gegeben, in denen westliche und russische Behörden den Messengerdienst zu Löschaktionen bewegen konnten, besonders im Hinblick auf islamistische Terrorpropaganda.

Pawel Durow hat neben Telegram auch VK, ein soziales Netzwerk, gegründet, beides gehört heute zu den beliebtesten Internetdiensten in Russland. Sein Hauptaugenmerk hat Durow auf den Schutz der Nutzerdaten und Freiheit der Meinungsäusserung gelegt, was ihn in seiner Heimat mehrmals in Konflikt mit den Behörden gebracht hat.

Der Unternehmer Pawel Durow gilt als kontrovers. Zusammen mit seinem Bruder schuf er 2006 das soziale Netzwerk Vkontakte, das heute als Vk.com bekannt ist. Bei landesweiten Protesten gegen die Parlamentswahlergebnisse 2011 in Russland wurde die Plattform zur Koordination von Demonstrationen genutzt. Trotz Forderungen des Geheimdienstes verweigerte Durow, die Gruppen der Demonstranten auf der Plattform zu schliessen.

2014 verwickelte der Kreml den Unternehmer erneut in einen Konflikt, als er aufgefordert wurde, die Seite des Regierungskritikers Alexei Nawalny auf Vk.com zu sperren und die dortige Planung von Protesten zu verhindern. Durow lehnte die Anforderung ab und gab die relevanten Dokumente stattdessen auf seinem VK-Profil preis. Kurz darauf trat er als Direktor von Vk.com zurück und verliess das Unternehmen.

Mit dem jüngsten Vorfall in Frankreich scheint Durow erneut in einen juristischen Sturm geraten zu sein. Behörden werfen ihm vor, dass kriminelle Aktivitäten auf Telegram ohne ausreichende Kontrolle fortgesetzt werden könnten. Die genauen Details der Anklage sind derzeit noch unklar.

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