Thomas-Cook-Pleite trifft Tausende

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Deutschland,

Zehntausende Menschen sind mit Thomas Cook im Urlaub oder warten auf ihre Reise. Die Pleite des Reisekonzerns trifft sie unvorbereitet. Was bleibt sind Fragen, grosse Verzweiflung und einzelne Schicksalsgeschichten.

Thomas Cook
Gestrandete Urlauber stehen in einer Schlange am Flughafen von Palma de Mallorca. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der lang ersehnte Urlaub, der runde Geburtstag mit den besten Freunden am Pool oder die Flitterwochen nach der Hochzeit unter Palmen: Mit der Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook sind Tausende Träume geplatzt.

Wochen-, wenn nicht monatelange Vorfreude wurde mit nur einer Meldung zerstört. Ob London, Mallorca, Kos oder Frankfurt - die Bilder von geschlossenen Check-in-Schaltern, langen Schlangen und ratlosen Reisenden glichen sich. So plötzlich kam die Insolvenz des Reise-Riesen in der Nacht zum Montag, dass Passagiere und auch Mitarbeiter am Morgen von der Nachricht kalt erwischt wurden.

«Wir hatten noch die Hoffnung, dass wir mitkommen können - aber gerade eben wurden wir aus der Schlange rausgezogen», erzählt Daniela Schwenken, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang von Frankfurt aus zehn Tage ins ägyptische Hurghada fliegen wollte. «Weil wir mit Bucher gebucht haben, dürfen wir nicht mit.» Jetzt steht das Paar in der Abflughalle am Terminal 1, die Trolleys im Schlepptau, die Reise-Unterlagen in der Hand. Denn von der Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook sind auch Pauschalreisende vieler Tochterunternehmen betroffen, etwa von Bucher Reisen.

Auch am Düsseldorfer Flughafen sind Passagiere ratlos. «Mir geht's beschissen. Warum fliegen wir nicht?», sagt der Kölner Dieter Lenzen, der am Montag zusammen mit seiner Partnerin nach Fuerteventura wollte. «Wir wurden aus der Schlange gezogen. Wir fliegen nicht. Heute und morgen auf keinen Fall. Das war's mit dem Urlaub.»

Ausser Deutschland sind vor allem Reisende in Grossbritannien von der Pleite betroffen. Kalt erwischt hat es etwa Lewis und Amy Bromiley aus Manchester, die ihre Flitterwochen auf den Malediven verbringen wollten. «Meine Frau und ich sind am Boden zerstört», sagt der 25-jährige Lewis Bromiley der britischen Nachrichtenagentur PA. 7000 Britische Pfund (etwa 7900 Euro) hatte das Paar nach eigenen Angaben für die vor einem Jahr gebuchte Reise bezahlt. «Wir müssen nun auf die Rückerstattung warten, die Monate dauern kann.»

Lisa Godbeer wollte eigentlich mit ihrer Familie von London-Gatwick aus nach Mexiko fliegen, um dort ihren 40. Geburtstag zu feiern - die zehntägige Reise nach Cancún ist geplatzt. «Ich bin wirklich wütend und auch ein bisschen schockiert», sagt Godbeer aus Sommerset.

Anders sieht es für all die Reisenden aus, die aktuell noch an ihrem Urlaubsort und eigentlich mitten in der Erholungsphase sind. Da der britische Konzern nun kein Geld mehr hat und der Betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde, sitzen zahlreiche Menschen im Ausland fest. Allein aus Grossbritannien sind es etwa 150 000 Urlauber.

Für sie wirft die Regierung in London die «Aktion Matterhorn» an - die grösste Rückholaktion in Friedenszeiten seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Luftfahrtbehörde CAA hat Dutzende Maschinen gechartert, um Urlauber von 55 verschiedenen Reisezielen heimzubringen, aus Kuba, Spanien, Griechenland oder den USA. «Jeder einzelne da draussen wird zu der Zeit zurück nach Hause kommen, zu der sein Urlaub endet», verspricht CAA-Chefin Deirdre Hutton im Sender BBC. Den Anfang machen unter anderem Urlauber auf den griechischen Ferieninseln Kos, Korfu und Zakynthos.

Aus Spanien startet ein erster Sonderflug mit 350 Passagieren an Bord Richtung Glasgow. Mindestens vier weitere Sonderflüge der spanischen Gesellschaft Iberia waren am Montag von Mallorca aus geplant - nach East Midlands, Manchester, Birmingham und Newcastle. Von dort aus soll es mit Bussen in die Heimatstädte gehen.

Sie seien von der Insolvenznachricht überrascht worden, erzählen britische Touristen auf Mallorca. «Wir hatten für heute Vormittag um 10.30 Uhr einen Flug nach Glasgow, nun sollen wir abends nach Manchester fliegen», zitiert die Zeitung «El País» den jungen Briten Sam, der von einem einwöchigen Urlaub mit seiner Freundin zurück reist. Ein britischer Familienvater, der mit Frau, zwei Kindern und vielen Koffern nach Hause fliegen wollte, seufzt: «Das wird ein langer Tag.»

Geradezu historisch wird es am Montagvormittag in Manchester. Dort landet nach Flughafenangaben der letzte Flug in der 178-jährigen Unternehmensgeschichte von Thomas Cook. Die Maschine war in der US-Stadt Orlando gestartet, kurz bevor der Konzern den Betrieb eingestellt hat. Passagiere berichten von emotionalen Szenen an Bord.

«Die Besatzung wusste bis zur Landung nicht, was passiert. Einige haben geweint», sagt ein Reisender namens Grant am Montag dem Sender Sky News. Die Crew habe sich aber bis zuletzt äusserst professionell verhalten. Passagier Gary Bell berichtete, dass an Bord für die Besatzung gesammelt worden sei. Immer wieder hätten die Reisenden der Crew applaudiert. Die Piloten und das Kabinenpersonal sehen schwierigen Zeiten entgegen - weltweit sind etwa 21 000 Mitarbeiter von der Pleite betroffen, davon rund 9000 allein in Grossbritannien.

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