Ticker: Schweizer Touristen stecken in Wien auf Schiff fest
Die Lage mit dem Hochwasser in mehreren europäischen Ländern spitzt sich zu. Hier gibt es die neusten Entwicklungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hochwasserlage in Zentraleuropa hat sich in der Nacht weiter zugespitzt.
- Österreich hat das Katastrophengebiet erweitert, in Tschechien wurden Tausende evakuiert.
- In Polen ist wegen den starken Regenfällen ein Staudamm übergelaufen.
- Das Wichtigste im Ticker.
Extreme Regenmengen sorgen für eine dramatische Lage mit dem Hochwasser in Zentraleuropa. Besonders betroffen sind bisher Österreich, Polen und Tschechien – aber auch die Slowakei und Deutschland bereiten sich auf grosse Wassermassen vor.
Das Bundesland Niederösterreich ist zum Katastrophengebiet erklärt worden, in Polen ist ein Staudamm übergelaufen, in Tschechien werden wegen drohender Überschwemmungen die Evakuierungen ausgeweitet.
Die Feuerwehren in den Ländern stehen im Dauereinsatz. Die Pegel vieler Flüsse sind rasant gestiegen. Die Entwicklungen vom gestrigen Samstag findest du im Ticker von gestern.
Neueste Informationen zum Hochwasser in Zentraleuropa findest du hier:
Hochwassernacht in Österreich – Flutklappen an Staudamm auf
23.05: Reissende Wasserfluten spülen im Katastrophengebiet in Niederösterreich in der Nacht durch Strassen und Siedlungen. Bei anhaltendem Regen gehen die Einsätze von Tausenden Rettungskräften unermüdlich weiter. Menschen müssen in Sicherheit gebracht und Dämme aus Sandsäcken aufgeschichtet werden, um Häuser und Keller zu schützen.
Am Stausee Ottenstein am Fluss Kamp wurden Hochwasserklappen geöffnet, um einen Teil der Wassermassen kontrolliert ablaufen zu lassen. Wasserfontänen stürzen seitdem die Staumauer hinunter. Im Unterlauf des Kamps steigt dadurch der Pegelstand weiter und Strassen und Wiesen werden überschwemmt.
Dammbruch in St. Pölten
In St. Pölten brach ein Damm und setzte einige Dutzend Häuser unter Wasser. Bis zu 150 Menschen sind betroffen. Die Gemeinde richtete Notunterkünfte ein. «Dies ist eine Ausnahmesituation, wie wir es noch nie erlebt haben», sagte Niederösterreichs Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner am Spätnachmittag.
In Niederösterreich waren mehr als 25.000 Einsatzkräfte unterwegs, unterstützt von rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten. Das Militär transportierte bis zum Einbruch der Dunkelheit mit einem Black-Hawk-Hubschrauber grosse Säcke mit Sand und Kies, um undichte Stellen an Dämmen abzudichten.
Wienfluss überflutet Strassen
Auch in der Hauptstadt selbst ist die Lage angespannt. Der sonst eher als Rinnsal fliessende Wienfluss wurde zum reissenden Gewässer und überspülte Radwege und Strassen. Die Gleisbetten einiger U-Bahn-Strecken sind überflutet.
Mikl-Leitner sprach bereits von grossen Schäden. An Aufräumen ist aber noch nicht zu denken. Zwar hat der Regen in der Nacht in einigen Regionen etwas nachgelassen, aber Wetterdienste haben für Montag weitere schwere Niederschläge vorausgesagt.
Seit Donnerstag ist in Niederösterreich vielerorts mehr Regen gefallen als sonst im ganzen September üblich. Auch andere Bundesländer waren teilweise betroffen.
Schweizer stecken wegen Unwetter auf Schiff fest
20.19: Auch Touristen sind von den Unwettern in Zentraleuropa betroffen. Wie SRF berichtet, sind mehrere Schweizer Reisende auf einem Kreuzfahrtschiff auf der Donau bei Wien gestrandet. Rund 100 Passagiere und 40 Crew-Mitglieder stecken demnach fest.
Gemäss dem Bericht wollte das Schiff von Thurgau Travel nach Budapest fahren. Allerdings steckt es nun auf der Donau fest. Der Steg ans Land sei überschwemmt, heisst es. Die Menschen dürfen deshalb die derzeit am Ufer festgezurrte «Thurgau Presige» nicht verlassen.
Für Aufsehen sorgt insbesondere die Tatsache, dass die Reise am Freitag startete – obwohl bereits zuvor schwere Unwetter vorausgesagt wurden. «Zu diesem Zeitpunkt war auch für Experten, deren Expertise eingeholt wurde, nicht abzusehen, dass die Donau in diesem Bereich nicht befahrbar sein könnte», sagt Daniel Pauli-Kaufmann, Geschäftsführer von Thurgau Travel.
Passagiere können Schiff wohl erst am Dienstag verlassen
Auf behördliche Anweisungen dürfen laut dem Ostschweizer Unternehmen Passagiere, Reiseleiter und Crewmitglieder nicht von Bord. Thurgau Travel verwies auf die Internetseite marinetraffic.com, wo zu sehen ist, dass derzeit weitere Flusskreuzfahrtschiffe in Wien am Ufer warten.
Die «Thurgau Prestige» soll von Linz nach Budapest und zurück fahren und hält nun bis auf Weiteres in Wien. Bis wann das Schiff in Wien auf bessere Bedingungen warten müsse, sei noch unklar. Es heisst, dass die Menschen frühestens am Dienstag von Bord können.
Erste Dämme in Niederösterreich gebrochen
19.06: In Niederösterreich sind nach den anhaltenden Regenfällen die ersten Dämme gebrochen, berichtet «Heute».
Betroffen ist einer in Hadersdorf am Kamp sowie einer in Pottenbrunn. Auch in Atzenbrugg, Langmannersdorf und Spielberg würden Dämme brechen.
16.56: Nach dem Bruch eines Staudamms im Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien hat sich die Situation in der Kleinstadt Klodzko weiter verschärft. Eine neue Flutwelle habe den Ort erreicht, sagte Bürgermeister Michal Piszko der Nachrichtenagentur PAP. Die Glatzer Neisse, ein Nebenfluss der Oder, habe nun bei Klodzko einen Pegelstand von 6,84 Meter. Üblich ist ein durchschnittlicher Wasserstand von etwa einem Meter, wie ein Sprecher der Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur sagte.
In einigen Strassen der Stadt stehe das Wasser anderthalb Meter hoch, sagte der Bürgermeister weiter. Gebirgsjäger der polnischen Armee seien mit Booten unterwegs, um Bürger zu retten, die vor dem Wasser in den zweiten oder dritten Stock ihrer Häuser geflohen seien. In dem Ort mit 26'000 Einwohnern, der hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) liegt, gibt es keine Wasserversorgung mehr. Auch das Gas werde bald abgestellt, sagte der Bürgermeister.
Zuvor war im niederschlesischen Stronie Slaskie ein Staudamm gebrochen. Das Wasser fliesst nun von dort über den Fluss Biala Ladecka in die Glatzer Neisse.
Stadt Krnov fast ganz überflutet
16.46: Die tschechische Stadt Krnov ist fast komplett überflutet worden. Der stellvertretende Bürgermeister Miroslav Binar sagte der Agentur CTK zufolge, dass geschätzt 70 bis 80 Prozent des Stadtgebiets unter Wasser stünden. Für eine Evakuierung sei es nun zu spät. Die Kommune sei nicht mehr in der Lage, die Hilfe für die Bürger zu organisieren. Man stehe daher im Kontakt mit der übergeordneten Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien. Die Lage sei schlimmer als bei der Flutkatastrophe von 1997.
In Krnov, das rund 240 Kilometer östlich von Prag liegt und knapp 23.000 Einwohner hat, vereinen sich die Flüsse Opava und Opavice. Hubschrauber waren im Einsatz, um Menschen in Not aus der Luft zu retten.
Kritisch war die Situation auch an vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava. Landesweit galt an mehr als 120 Pegel-Messstationen die höchste Hochwasser-Alarmstufe. An mehr als 50 Stationen wurde sogar ein Jahrhunderthochwasser gemeldet.
Die Regierung in Prag will am Montag zusammenkommen, um über ausserordentlich finanzielle Hilfen für Betroffene zu entscheiden. Der tschechische Präsident Petr Pavel rief zu Spenden für die Hochwasser-Opfer auf. Er merkte an, dass die am stärksten betroffenen Gebiete wie um Jesenik im Altvatergebirge und Frydlant in Nordböhmen zugleich einige der ärmsten Regionen des Landes seien.
Land unter in Wien
14.22: In der österreichischen Hauptstadt ist nach tagelangem Dauerregen Land unter. An der Kennedybrücke am Wienfluss stieg der Pegelstand innerhalb eines Tages von 50 Zentimetern auf 2,26 Meter, hiess es von den Krisenstäben. Spazier- und Fahrradwege sind überflutet, Restaurant-Terrassen am Ufer stehen unter Wasser.
Im Vorort Penzing nordwestlich von Wien war der Wienfluss bereits teilweise über die Ufer getreten. Häuser wurden geräumt, Strassen und eine Tiefgarage standen unter Wasser. In drei Wiener Bezirken ist die Stromversorgung zeitweise unterbrochen. Der Stromversorger versprach eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Versorgung. In der Region wurde der Betrieb von zwei U-Bahn-Linien teilweise eingestellt.
Die Auffangbecken für Hochwasser entlang des Wienflusses in den Aussenbezirken Wiens waren randvoll. «Der Wienfluss fliesst jetzt unentschärft in die Innenstadt», teilte der Sprecher der Wiener Gewässer, Thomas Kozuh-Schneeberger, mit. Es wird damit gerechnet, dass der Regen im Laufe des Nachmittags nachlässt.
14.16: In Polen ist aufgrund des starken Regens ein Staudamm gebrochen. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka hinunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neisse, teilte das Meteorologische Institut auf X mit. Videos zeigen, wie es Autos mitreisst. s sei eine «ernste Bedrohung» für die Orte entlang dieser Flüsse.
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