Ticker: Schweizer Touristen stecken in Wien auf Schiff fest
Die Lage mit dem Hochwasser in mehreren europäischen Ländern spitzt sich zu. Hier gibt es die neusten Entwicklungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hochwasserlage in Zentraleuropa hat sich in der Nacht weiter zugespitzt.
- Österreich hat das Katastrophengebiet erweitert, in Tschechien wurden Tausende evakuiert.
- In Polen ist wegen den starken Regenfällen ein Staudamm übergelaufen.
- Das Wichtigste im Ticker.
Extreme Regenmengen sorgen für eine dramatische Lage mit dem Hochwasser in Zentraleuropa. Besonders betroffen sind bisher Österreich, Polen und Tschechien – aber auch die Slowakei und Deutschland bereiten sich auf grosse Wassermassen vor.
Das Bundesland Niederösterreich ist zum Katastrophengebiet erklärt worden, in Polen ist ein Staudamm übergelaufen, in Tschechien werden wegen drohender Überschwemmungen die Evakuierungen ausgeweitet.
Die Feuerwehren in den Ländern stehen im Dauereinsatz. Die Pegel vieler Flüsse sind rasant gestiegen. Die Entwicklungen vom gestrigen Samstag findest du im Ticker von gestern.
Neueste Informationen zum Hochwasser in Zentraleuropa findest du hier:
Hochwassernacht in Österreich – Flutklappen an Staudamm auf
23.05: Reissende Wasserfluten spülen im Katastrophengebiet in Niederösterreich in der Nacht durch Strassen und Siedlungen. Bei anhaltendem Regen gehen die Einsätze von Tausenden Rettungskräften unermüdlich weiter. Menschen müssen in Sicherheit gebracht und Dämme aus Sandsäcken aufgeschichtet werden, um Häuser und Keller zu schützen.
Am Stausee Ottenstein am Fluss Kamp wurden Hochwasserklappen geöffnet, um einen Teil der Wassermassen kontrolliert ablaufen zu lassen. Wasserfontänen stürzen seitdem die Staumauer hinunter. Im Unterlauf des Kamps steigt dadurch der Pegelstand weiter und Strassen und Wiesen werden überschwemmt.
Dammbruch in St. Pölten
In St. Pölten brach ein Damm und setzte einige Dutzend Häuser unter Wasser. Bis zu 150 Menschen sind betroffen. Die Gemeinde richtete Notunterkünfte ein. «Dies ist eine Ausnahmesituation, wie wir es noch nie erlebt haben», sagte Niederösterreichs Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner am Spätnachmittag.
In Niederösterreich waren mehr als 25.000 Einsatzkräfte unterwegs, unterstützt von rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten. Das Militär transportierte bis zum Einbruch der Dunkelheit mit einem Black-Hawk-Hubschrauber grosse Säcke mit Sand und Kies, um undichte Stellen an Dämmen abzudichten.
Wienfluss überflutet Strassen
Auch in der Hauptstadt selbst ist die Lage angespannt. Der sonst eher als Rinnsal fliessende Wienfluss wurde zum reissenden Gewässer und überspülte Radwege und Strassen. Die Gleisbetten einiger U-Bahn-Strecken sind überflutet.
Mikl-Leitner sprach bereits von grossen Schäden. An Aufräumen ist aber noch nicht zu denken. Zwar hat der Regen in der Nacht in einigen Regionen etwas nachgelassen, aber Wetterdienste haben für Montag weitere schwere Niederschläge vorausgesagt.
Seit Donnerstag ist in Niederösterreich vielerorts mehr Regen gefallen als sonst im ganzen September üblich. Auch andere Bundesländer waren teilweise betroffen.
Schweizer stecken wegen Unwetter auf Schiff fest
20.19: Auch Touristen sind von den Unwettern in Zentraleuropa betroffen. Wie SRF berichtet, sind mehrere Schweizer Reisende auf einem Kreuzfahrtschiff auf der Donau bei Wien gestrandet. Rund 100 Passagiere und 40 Crew-Mitglieder stecken demnach fest.
Gemäss dem Bericht wollte das Schiff von Thurgau Travel nach Budapest fahren. Allerdings steckt es nun auf der Donau fest. Der Steg ans Land sei überschwemmt, heisst es. Die Menschen dürfen deshalb die derzeit am Ufer festgezurrte «Thurgau Presige» nicht verlassen.
Für Aufsehen sorgt insbesondere die Tatsache, dass die Reise am Freitag startete – obwohl bereits zuvor schwere Unwetter vorausgesagt wurden. «Zu diesem Zeitpunkt war auch für Experten, deren Expertise eingeholt wurde, nicht abzusehen, dass die Donau in diesem Bereich nicht befahrbar sein könnte», sagt Daniel Pauli-Kaufmann, Geschäftsführer von Thurgau Travel.
Passagiere können Schiff wohl erst am Dienstag verlassen
Auf behördliche Anweisungen dürfen laut dem Ostschweizer Unternehmen Passagiere, Reiseleiter und Crewmitglieder nicht von Bord. Thurgau Travel verwies auf die Internetseite marinetraffic.com, wo zu sehen ist, dass derzeit weitere Flusskreuzfahrtschiffe in Wien am Ufer warten.
Die «Thurgau Prestige» soll von Linz nach Budapest und zurück fahren und hält nun bis auf Weiteres in Wien. Bis wann das Schiff in Wien auf bessere Bedingungen warten müsse, sei noch unklar. Es heisst, dass die Menschen frühestens am Dienstag von Bord können.
Erste Dämme in Niederösterreich gebrochen
19.06: In Niederösterreich sind nach den anhaltenden Regenfällen die ersten Dämme gebrochen, berichtet «Heute».
Betroffen ist einer in Hadersdorf am Kamp sowie einer in Pottenbrunn. Auch in Atzenbrugg, Langmannersdorf und Spielberg würden Dämme brechen.
16.56: Nach dem Bruch eines Staudamms im Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien hat sich die Situation in der Kleinstadt Klodzko weiter verschärft. Eine neue Flutwelle habe den Ort erreicht, sagte Bürgermeister Michal Piszko der Nachrichtenagentur PAP. Die Glatzer Neisse, ein Nebenfluss der Oder, habe nun bei Klodzko einen Pegelstand von 6,84 Meter. Üblich ist ein durchschnittlicher Wasserstand von etwa einem Meter, wie ein Sprecher der Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur sagte.
In einigen Strassen der Stadt stehe das Wasser anderthalb Meter hoch, sagte der Bürgermeister weiter. Gebirgsjäger der polnischen Armee seien mit Booten unterwegs, um Bürger zu retten, die vor dem Wasser in den zweiten oder dritten Stock ihrer Häuser geflohen seien. In dem Ort mit 26'000 Einwohnern, der hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) liegt, gibt es keine Wasserversorgung mehr. Auch das Gas werde bald abgestellt, sagte der Bürgermeister.
Zuvor war im niederschlesischen Stronie Slaskie ein Staudamm gebrochen. Das Wasser fliesst nun von dort über den Fluss Biala Ladecka in die Glatzer Neisse.
Stadt Krnov fast ganz überflutet
16.46: Die tschechische Stadt Krnov ist fast komplett überflutet worden. Der stellvertretende Bürgermeister Miroslav Binar sagte der Agentur CTK zufolge, dass geschätzt 70 bis 80 Prozent des Stadtgebiets unter Wasser stünden. Für eine Evakuierung sei es nun zu spät. Die Kommune sei nicht mehr in der Lage, die Hilfe für die Bürger zu organisieren. Man stehe daher im Kontakt mit der übergeordneten Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien. Die Lage sei schlimmer als bei der Flutkatastrophe von 1997.
In Krnov, das rund 240 Kilometer östlich von Prag liegt und knapp 23.000 Einwohner hat, vereinen sich die Flüsse Opava und Opavice. Hubschrauber waren im Einsatz, um Menschen in Not aus der Luft zu retten.
Kritisch war die Situation auch an vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava. Landesweit galt an mehr als 120 Pegel-Messstationen die höchste Hochwasser-Alarmstufe. An mehr als 50 Stationen wurde sogar ein Jahrhunderthochwasser gemeldet.
Die Regierung in Prag will am Montag zusammenkommen, um über ausserordentlich finanzielle Hilfen für Betroffene zu entscheiden. Der tschechische Präsident Petr Pavel rief zu Spenden für die Hochwasser-Opfer auf. Er merkte an, dass die am stärksten betroffenen Gebiete wie um Jesenik im Altvatergebirge und Frydlant in Nordböhmen zugleich einige der ärmsten Regionen des Landes seien.
Land unter in Wien
14.22: In der österreichischen Hauptstadt ist nach tagelangem Dauerregen Land unter. An der Kennedybrücke am Wienfluss stieg der Pegelstand innerhalb eines Tages von 50 Zentimetern auf 2,26 Meter, hiess es von den Krisenstäben. Spazier- und Fahrradwege sind überflutet, Restaurant-Terrassen am Ufer stehen unter Wasser.
Im Vorort Penzing nordwestlich von Wien war der Wienfluss bereits teilweise über die Ufer getreten. Häuser wurden geräumt, Strassen und eine Tiefgarage standen unter Wasser. In drei Wiener Bezirken ist die Stromversorgung zeitweise unterbrochen. Der Stromversorger versprach eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Versorgung. In der Region wurde der Betrieb von zwei U-Bahn-Linien teilweise eingestellt.
Die Auffangbecken für Hochwasser entlang des Wienflusses in den Aussenbezirken Wiens waren randvoll. «Der Wienfluss fliesst jetzt unentschärft in die Innenstadt», teilte der Sprecher der Wiener Gewässer, Thomas Kozuh-Schneeberger, mit. Es wird damit gerechnet, dass der Regen im Laufe des Nachmittags nachlässt.
14.16: In Polen ist aufgrund des starken Regens ein Staudamm gebrochen. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser jetzt den Fluss Biala Ladecka hinunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neisse, teilte das Meteorologische Institut auf X mit. Videos zeigen, wie es Autos mitreisst. s sei eine «ernste Bedrohung» für die Orte entlang dieser Flüsse.
More video from Stronie Śląskie in Poland where the dam burst....
— Volcaholic 🌋 (@volcaholic1) September 15, 2024
📹 Marcin Kucińskipic.twitter.com/zes77r3ZxC
Die Polizei habe einen Rettungshubschrauber in die Gegend geschickt, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes seien im Einsatz.
Der Ort Stronie Slaskie liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Am Samstagabend war in der gebirgigen Gegend bereits ein Staudamm in Miedzygorze übergelaufen.
Auch in dem schlesischen Dorf Glucholazy bei Oppeln (Opole) mussten Bewohner mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Die Wassermassen rissen eine provisorische Brücke weg, auch der Neubau einer Brücke in der Nähe wurde beschädigt.
Die Behörden in Polen rechnen nicht mit einer Entspannung der Lage. Der Sicherheitsberater von Präsident Andrzej Duda, Jacek Siewiera, schrieb nach Beratungen mit der tschechischen Seite auf X, besonders in den Nebenflüssen der Oder, die in Tschechien entspringen, werde der Wasserstand in den kommenden Stunden noch weiter steigen.
13.47: In einigen Hochwassergebieten Österreichs ist innerhalb von vier Tagen so viel Regen gefallen wie sonst im gesamten September. Das berichtet Geosphere Austria, die Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie.
Zum Beispiel seien unter anderem an der Wetterstation in St. Pölten, der Hauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich, 300 bis 350 Millimeter gefallen. Das entspricht 350 Litern pro Quadratmeter.
Es regnet immer noch, und zusätzlich pfeift der Wind. Nach Angaben von Geosphere gab es an Bergstationen teils Windböen mit mehr als 125 Kilometern in der Stunde, in niedrigeren Gebieten um die 100 Kilometer pro Stunde.
Der Tiefdruckeinfluss hält am Montag noch an, so die Bundesanstalt. Der Dauerregen soll laut Geosphere erst mit Dienstag vorbei sein.
Tschechische Bürger sollen Anweisungen folgen
12.14: Der tschechische Regierungschef Petr Fiala hat an die Bürger appelliert, angesichts von Hochwasser und Überflutungen den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Manche Menschen weigerten sich, den Evakuierungsbefehlen Folge zu leisten und ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen. «Damit gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch diejenigen Menschen, die dann versuchen müssen, sie zu retten, wenn es dramatisch wird», sagte der liberalkonservative Politiker im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. Wer glaube, dass die präventiven Massnahmen unnötig seien, irre.
Stausee in Österreich kurz vor dem Überlaufen
12.10: In Niederösterreich schauen Einsatzkräfte gebannt auf die Staumauer am Kraftwerk Ottenstein am Fluss Kamp. Weil der Dauerregen anhält, rechnet der Krisenstab damit, dass das Wasser am Nachmittag aus dem Staubecken über die Mauer läuft.
Im Kamptal wird mit einer Flutwelle gerechnet. «Die Situation wird sich heute Nachmittag sicherlich noch einmal zuspitzen», warnte der Bürgermeister von Gars am Fluss Kamp, Martin Falk, im Sender «oe24». Im Ort mit rund 300 Einwohnern wurden gut 151 Menschen in Sicherheit gebracht. Im ganzen Bundesland Niederösterreich waren die Einwohner von 1100 Häusern vorsichtshalber evakuiert worden.
Frühestens am Dienstag sei mit Entspannung zu rechnen.
Lage in Deutschland vergleichsweise entspannt
11.40: In Tschechien halten Hochwasser und Überschwemmungen die Einsatzkräfte in Atem. Mindestens vier Menschen gelten weiter als vermisst. In Opava und anderen Städten im Grenzgebiet zu Polen mussten Tausende Menschen aus ihren Wohnungen in Sicherheit gebracht werden. Ganze Siedlungen standen unter Wasser. Eine Schlammlawine schnitt den Gebirgsort Mala Upa von der Aussenwelt ab.
In Deutschland ist die Lage derzeit noch vergleichsweise entspannt. Durch den anhaltenden Dauerregen sind in Bayern einzelne Strassen überschwemmt worden und vereinzelt auch Keller vollgelaufen. Aktuell sind besonders Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz betroffen, wie es der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete.
«Schwerste Stunden des Lebens»
11.29: «Wir erleben in Niederösterreich schwere, dramatische Stunden», sagte Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) Johanna Mikl-Leitner. «Für viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher werden es die schwersten Stunden ihres Lebens sein,», fügte sie hinzu. «Wir werden alles tun, um dem Wasser die Stirn zu bieten, um Land und Leute zu schützen.»
Feuerwehrmann stirbt bei Einsatz in Niederösterreich
11.19: Im Katastrophengebiet Niederösterreich ist ein Feuerwehrmann bei einem Hochwassereinsatz gestorben, wie der Krisenstab Niederösterreich mitteilte. Laut «Der Standard» ist der Feuerwehrmann bei einem Pumpeinsatz in einem Keller im Zuge der Stationierung der Pumpen auf den Stiegen ausgerutscht. Durch den Unfall sei er zu Tode gekommen.
Hochwasser in Wien
10.40: In der österreichischen Hauptstadt sind erste Häuser überflutet worden. «Die Situation hat sich durch Dauerregen und Sturm zugespitzt. Auch der Wiener Donaukanal hat beängstigende Pegelstände erreicht», schreibt die «Kronen Zeitung».
Die Wiener Berufsfeuerwehr habe zu über tausend Einsätzen ausrücken müssen. Einige Gebäude konnten offenbar nur per Boot erreicht werden.
Die Wassermassen wälzen sich entlang des Wienflusses durch die Stadt. In den meisten Vierteln halten die meterhohen Mauern entlang des künstlichen Flussbettes aber noch stand. Bei anhaltendem Dauerregen und Sturmböen war eine Entspannung nicht abzusehen.
Viertelmillion Haushalte in Tschechien ohne Strom
09.32: In Tschechien sind mehr als 250'000 Haushalte ohne Strom. Das berichtete die Agentur CTK unter Berufung auf die Energieversorger. Am dramatischsten war die Lage demnach in der östlichen Region Mährisch-Schlesien an der Grenze zu Polen. Allein dort mussten mehr als 100'000 Haushalte ohne Elektrizität auskommen. Wegen der aufgeweichten Böden waren zahlreiche Bäume auf oberirdische Freileitungen und Hochspannungsleitungen gestürzt. Die Niederschläge sollten Vorhersagen zufolge bis einschliesslich Montag andauern.
Rund 40 Bahnstrecken mussten ganz gesperrt werden. Im Bahnhof Studenka stand die wichtige Hauptstrecke zwischen Prag und Ostrava unter Wasser. Zahlreiche Eurocity-Verbindungen in Richtung Polen und Slowakei fielen daher aus.
Polen meldet erstes Todesopfer
09.12: Bei Überschwemmungen in Polen hat es ein erstes Todesopfer gegeben. «Wir haben den ersten bestätigten Tod durch Ertrinken hier, im Bezirk Klodzko», sagte Regierungschef Donald Tusk, der dort an einer Sitzung des Einsatzstabs teilnahm. Mehr Details nannte er zunächst nicht.
Tusk wiederholte seinen Appell an die Bevölkerung, die Evakuierungsaufrufe der Behörden ernst zu nehmen und sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. «Die Situation ist an vielen Orten dramatisch.»
Die niederschlesische Kleinstadt Klodzko mit 26'000 Einwohnern liegt hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) an der Glatzer Neisse, einem Nebenfluss der Oder. Dort hat sich die Situation in der Nacht zugespitzt. Am Sonntagmorgen betrug der Wasserstand der Glatzer Neisse 6,65 Meter. Üblich sei ein durchschnittlicher Wasserstand von einem Meter, sagte ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur.
Dresden bereitet sich auf Hochwasser vor
09.10: Nach den Abrissarbeiten an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke am Dresdner Elbufer laufen nun die Vorbereitungen auf das nahende Hochwasser. Wie Feuerwehrsprecher Michael Klahre am Morgen bestätigte, sind die zum Abriss benötigten Maschinen bereits aus dem Uferbereich herausgefahren worden. Weitere Massnahmen würden im Laufe des Vormittags besprochen werden, sobald der Hochwasserstab zusammengetreten sei, erklärte er weiter.
Der aktuelle Pegelstand der Elbe in Dresden hat gemäss den Erwartungen des Landeshochwasserzentrums am Morgen die 4-Meter-Marke überschritten. Diese liegt etwa 2 Meter über dem Normalstand. Damit ist die Alarmstufe 1 erreicht. Es seien laut Klahre aktuell jedoch keine weiteren Massnahmen geplant, man beobachte vorerst die Entwicklung der Lage.
Die Arbeiten an der Carolabrücke aufseiten der Neustadt waren schneller beendet worden als zunächst geplant. Die Einsatzkräfte hatten wegen der drohenden Hochwassergefahr mit Hochdruck an der Räumung des Ufers gearbeitet. Der bereits am Mittwoch in die Elbe gestürzte Teil der Brücke bleibt zunächst an Ort und Stelle, hat jedoch nach derzeitiger Einschätzung keinen grösseren Einfluss auf den Pegelstand. Wichtig für das Hochwasser sei laut Dresdner Umweltamt vor allem der freigeräumte Uferbereich, um der Strömung eine Ausweichmöglichkeit um die noch im Wasser liegenden Brückenteile zu ermöglichen.
Pegel in Österreich steigen
08.09: In Österreich steigen die Pegel mehrerer Flüsse dramatisch an. Zahlreiche Bäche sind im anhaltenden Dauerregen bereits über die Ufer getreten. Das ganze Bundesland Niederösterreich um Wien wurde zum Katastrophengebiet erklärt.
«Die Lage spitzt sich aufgrund der massiven Regenfälle im gesamten Land weiter zu», sagte der stellvertretende Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, der Nachrichtenagentur APA. Er warnte vor «massiven Überflutungen». Es drohten mancherorts Hangrutschungen, weil die Böden völlig nass sind. Strassen sind überflutet.
In einigen Gemeinden in Niederösterreich nördlich von Wien musste die Feuerwehr in der Nacht eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern retten. Eine Person geriet mit ihrem Auto in die Wassermassen der über die Ufer getretenen Pielach westlich von Wien und musste gerettet werden. Die Feuerwehr ist teils mit Schlauchbooten unterwegs.
U-Bahn in Wien betroffen
Menschen in flussnahen Strassen wurden in mehreren Gemeinden aufgefordert, ihr Häuser zu verlassen. Die Erklärung zum Katastrophengebiet gibt Behörden erweiterte Befugnisse, etwa, um Evakuierungen anzuordnen. In Wien wurde der Betrieb auf zwei U-Bahn-Linien vorsichtshalber teilweise eingestellt.
Prekär ist die Lage vor allem im Gebiet der Flüsse Kamp und Krems, die in die Donau fliessen. Der Energieversorger EVN rechnet damit, dass der schon fast randvoll gefüllte Stausee Ottenstein am Kamp im Laufe des Tages überläuft. Das würde den Unterlauf des Flusses noch einmal deutlich anschwellen lassen.
Die österreichischen Bahnen ÖBB stellten den Zugverkehr an einer rund 25 Kilometer langen Strecke ein, die etwa fünf Kilometer südlich entlang der Donau führt. Zwischen Amstetten und St. Valentin verkehren stattdessen Busse.
Am Fluss Thaya im Bezirk Waidhofen rund 70 Kilometer nördlich der Donau wurde nach offiziellen Angaben ein 100-jährliches Hochwasser überschritten. Das heisst, die Pegel waren höher, als es statistisch bei Hochwasser einmal alle 100 Jahre zu erwarten ist.
Weitere Evakuierungen wegen Hochwassers in Tschechien
07.35: Die Unwetter mit Hochwasser und Überschwemmungen halten die Einsatzkräfte in Tschechien weiter in Atem. Besonders betroffen ist das Grenzgebiet zu Polen im Osten des Landes. In der Nacht zu Sonntag ordnete der Bürgermeister von Cesky Tesin die Evakuierung von mehreren Tausend Einwohnern aus dem Stadtzentrum an. Die Olsa, ein Nebenfluss der Oder, drohte dort über die Ufer zu treten.
Bereits zuvor hatten in Opava am gleichnamigen Fluss Tausende Menschen wegen akuter Überflutungsgefahr ihre Wohnungen verlassen müssen. Betroffen war unter anderem die grösste Plattenbausiedlung der Stadt. Auch in Krnov und anderen Städten mussten Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Altvatergebirge wurde die 2000-Einwohner-Gemeinde Ceska Ves durch die Wassermassen der Bela von der Aussenwelt abgeschnitten. Ein Nachlassen der Regenfälle war den Vorhersagen zufolge frühestens am Montag in Sicht.
Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. Die darunter liegenden Gemeinden entlang der Blanice konnten indes frühzeitig gewarnt worden. An Moldau und Elbe stellte sich die Lage deutlich entspannter dar als zunächst befürchtet. Am Pegel in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) wurde die zweite Hochwasser-Alarmstufe («Bereitschaft») erreicht. Am Pegel Prag-Vyton lag der Stand der Moldau am Sonntagmorgen rund 2,17 Meter über dem Nullpegel.
Staudamm in Polen läuft über – Siedlungen evakuiert
02.03: Nach starken Regenfällen ist im Südwesten Polens ein Staudamm übergelaufen. «Der Damm in Miedzygorze läuft über. Obwohl Wasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht!
Der Wasserzulauf ist riesig», schrieb die niederschlesische Gemeinde Bystryca Klodzka auf X. Die Situation sei kritisch, die Bewohner der tiefer gelegenen Dörfer würden evakuiert, teilte die Regionale Wasserwirtschaftsbehörde in Breslau (Wroclaw) mit.
Der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Damm am Wilczka-Bach in Miedzygorze liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Der Staudamm ist 29 Meter hoch, das Hochwasserschutzbecken kann fast eine Million Kubikmeter Wasser fassen. Bereits während des Hochwassers von 1997 reichte dies nicht aus – auch damals trat das Wasser über den Damm.
Mehr Gemeinden in Österreich zu Katastrophengebiet erklärt
01.33: In den Gebieten des Hochwassers von Österreichs richten sich offiziellen Angaben zufolge fast 5000 Feuerwehrleute auf «eine schwere Nacht» ein. Die Pegel mehrerer Flüsse vor allem in Niederösterreich nordwestlich von Wien sind rasant gestiegen. Inzwischen sind 42 Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt worden – am frühen Abend waren es noch 24. Prekär war die Lage vor allem an den Flüssen Kamp und Kremps, die in die Donau fliessen.
«Flächige Niederschläge in ganz Niederösterreich, verstärkt im Waldviertel, führen zu angespannten Lagen», sagte der stellvertretende Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf. Er sprach von der «Grössenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses». Gemeint ist, dass solche Zustände im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre einmal vorkommen. Der Kamp liegt im Waldviertel nordwestlich von Wien.
Nach schweren Hochwassern 2002 war in der Region der Hochwasserschutz verstärkt worden. Er soll Überschwemmungen standhalten, wie sie statistisch nur einmal alle 100 Jahre vorkommen. Da der Dauerregen aber anhält, warnen Meteorologen, dass es noch schlimmer kommen könnte. An der Donau, im Weinviertel und im Mostviertel werden Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers erwartet.
An der Krems zwischen Rehberg und Lerchenfeld löste der Zivilschutz für Wohngegenden, die an den Fluss grenzen, Alarm aus. Anwohner wurden aufgefordert, ihre Autos in höher gelegene Bereiche zu bringen sowie Kellerräume und tief gelegene Geschosse zu sichern.
Nach Angaben von Pernkopf soll es die ganze Nacht weiter regnen. Erst im Laufe des Sonntags ist mit nachlassenden Niederschlägen zu rechnen. Es wird damit gerechnet, dass das die Kapazität des Stausees Ottenstein am Kamp übersteigt und das Wasser überläuft. Nach Angaben von Bundeskanzler Karl Nehammer spitzt sich die Situation zu. Das Militär stehe bereit, Unterstützung zu leisten.
An der Donau in Österreich wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal vorkommt. Der Höhepunkt der Pegelstände dürfte in der Nacht zu Montag erreicht werden.
Brückentrümmer an der Elbe entfernt
00.55: Die sächsische Landeshauptstadt Dresden rechnet damit, dass die Elbe am Vormittag einen Pegelstand von vier Metern hat und damit Alarmstufe 1 gilt. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern. In der kommenden Woche könnte dann sogar die höchste Alarmstufe 4 gelten. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die sieben Meter überschritten werden könnten.
Unter Hochdruck wurden deshalb die Trümmer der teilweise eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden beiseite geräumt. Am Samstagabend wurden die ersten grossen Abrissarbeiten am Teil der Brücke am Ufer zur Neustadt beendet. Die Stadt wollte so verhindern, dass sich Wasser an den Trümmerteilen staut und so zusätzlich für Überschwemmungen sorgt.
In Teilen Deutschlands regnet es weiter
00.12: In Deutschland gibt es nach Unwettern mit starken Regenfällen im Südosten Bayerns kleinere Überschwemmungen. Die Niederschläge am Alpenrand sollen laut Deutschem Wetterdienst bis Sonntagmorgen nachlassen. Die Polizei in Rosenheim sagte am späten Samstagabend, ihr seien keine grösseren Einsätze im Zusammenhang mit dem Wetter bekannt. Vereinzelt seien Bäche über die Ufer getreten und Strassen überschwemmt worden.
Zu den Aussichten teilten die Meteorologen mit: «Ab Sonntagmittag in Sachsen sowie in Teilen Bayerns von Osten erneut aufkommende länger anhaltende Regenfälle.» In Ostsachsen werden zwischen Sonntag- und Montagmittag Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet.
Dort und in Brandenburg könnten nach Behördenangaben auch die Regenfälle in Tschechien und Polen zu Hochwasser führen. «Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neisse sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden», sagte etwa eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums.
Evakuierungen in Tschechien wegen Hochwasser ausgeweitet
23.11: Wegen drohender Überschwemmungen werden die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. Betroffen ist unter anderem die grösste Plattenbausiedlung der Stadt. Der gleichnamige Fluss Opava, ein Nebenfluss der Oder, trat an manchen Stellen bereits über die Ufer. Befürchtet wurde ein Jahrhunderthochwasser oder sogar eine stärkere Flut als bei der Katastrophe von 1997. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.
Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Bei Jesenik im Altvatergebirge stürzte ein Auto in einen reissenden Strom. Ein Insasse konnte sich ans Ufer retten, von drei anderen fehlte jede Spur. In Jankovice stürzte ein 54-Jähriger bei Aufräumarbeiten in einen Hochwasser führenden Bach und tauchte nicht wieder auf.
An rund 80 Pegel-Messstationen in Tschechien galt die höchste Hochwasser-Alarmstufe «Gefährdung». Das bedeutet, dass Gefahr für Leib und Leben besteht oder grössere Sachschäden drohen. Besonders betroffen war der Nordosten des Landes. In den Verwaltungsregionen Mährisch-Schlesien und Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Die Armee stellte Hubschrauber für Hilfseinsätze zur Verfügung. In Prag kamen Regierungsmitglieder zu einer weiteren Krisensitzung zusammen.
Polen: Nacht zum Sonntag «dramatische Herausforderung«
23.01: Polens Regierungschef Donald Tusk nannte die Nach zum Sonntag eine «dramatische Herausforderung». An mehreren Orten in Polen sei bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997, sagte Tusk. Er appellierte angesichts steigender Pegelstände vieler Flüsse im Südwesten von Polen an die Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.