Türkische Lira: Angeklagte wegen Vorhersagen vor Gericht
Die türkische Lira befindet sich im Sinkflug. Nun stehen 38 Angeklagte, die die Abnahme prophezeit hatten, in Istanbul vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit einiger Zeit verliert die türkische Lira an Wert.
- Der Sinkflug wurde bereits vor Jahren prognostiziert.
- Wegen korrekten Prognosen müssen sich nun 38 Personen vor Gericht verantworten.
In den vergangenen Jahren hat die türkische Lira deutlich an Wert verloren. Nun stehen 38 Angeklagte wegen Tweets, die den Sinkflug bereits 2018 vorhersagten, in Istanbul vor Gericht. Die Anklage wirft ihnen vor, «provokative Beiträge» in sozialen Netzwerken geteilt zu haben. Das berichtet das Nachrichtenportal «T24» am Freitag.
Laut einer Anwältin haben die Angeklagten unter anderem einen Wertverfall der türkischen Lira zum US-Dollar von sieben auf zehn prophezeit. Falsch lagen sie damit nicht – mittlerweile bekommt man für einen Dollar sogar mehr als elf Lira. Zu den Angeklagten gehören auch zwei Journalisten.
Die türkische Justiz hat einen wachen Blick auf Beiträge in sozialen Netzwerken. Wer den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisiert, riskiert eine Gefängnisstrafe. Spätestens seitdem ein Grossteil der Medien unter staatlicher Kontrolle steht, sind die sozialen Medien der letzte verbliebene Raum für Kritik. Der Regierung ist das ein Dorn im Auge.
Zu einem ursprünglich für Donnerstag geplanten Prozesstag sei der Richter überraschend nicht erschienen, teilte die Anwältin via Twitter mit. Zuvor war die Landeswährung erneut auf ein Rekordtief gesunken – tiefer noch, als in den Tweets vor drei Jahren vermutet. Präsident Recep Tayyip Erdogan vertritt die Meinung, dass hohe Zinsen Inflation verursachen, statt sie zu bekämpfen.