Türkisches Parlament: Abstimmung zu Tötung aggressiver Strassenhunde
Das türkische Parlament stimmt über ein umstrittenes Gesetz zur Tötung von Strassenhunden ab.
Das Parlament in der Türkei hat für einen umstrittenen Gesetzesartikel zur Tötung von als krank oder aggressiv eingeschätzten Strassenhunden gestimmt. Die Abgeordneten in Ankara segneten am Montag mehrheitlich den fünften von 17 Artikeln eines Gesetzes ab. Die Beratungen hatten am Sonntag begonnen.
Der Abschnitt sieht vor, Strassenhunde zu töten, die «eine Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und Tieren darstellen». Auch Hunde mit einem «unkontrollierbaren negativen Verhalten und solche mit einer ansteckenden oder unheilbaren Krankheit» sollen demnach getötet werden. Die Verabschiedung des gesamten Gesetzes könnte in den kommenden Tagen erfolgen.
Grosskampagne zur Hundefänger befürchtet
Tierschützer befürchten, dass nun eine Grosskampagne zur Tötung von Strassenhunden droht. Die türkische Opposition, die in der Hauptstadt Ankara und in der Metropole Istanbul die Bürgermeister stellt, hat angekündigt, die neue Regelung im Falle ihrer Verabschiedung durch das Parlament nicht umzusetzen.
Am Sonntag demonstrierten oppositionelle Abgeordnete im Parlament gegen den Gesetzestext, der auch eine Kampagne zur Sterilisation von Strassenhunden vorsieht. Indem sie sich in Kunstblut getränkte weisse Handschuhe überstreiften. Die türkische Regierung verteidigt die neue Regelung mit einer Zunahme von Angriffen durch Strassenhunde sowie Fällen von Tollwut bei den herrenlosen Tieren.
Erdogan: «Unser Volk will sichere Strassen»
«Unser Volk will sichere Strassen», hatte Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärt. Seine islamisch-konservative Partei AKP und deren Verbündete haben im Parlament die Mehrheit. Ende Mai hatte Erdogan hervorgehoben, dass es in der Türkei etwa vier Millionen streunende Hunde gebe – so viele wie in keinem anderen entwickelten Land der Welt.
Gegen die geplante Tötung von Strassenhunden gab es in den vergangenen Wochen aber immer wieder Protestkundgebungen. In den Diskussionen wurde auch an eine Kampagne gegen Strassenhunde im Osmanischen Reich erinnert. 1910 waren Zehntausende streunende Hunde in Istanbul eingefangen und auf eine verlassene Insel im Marmarameer gebracht worden. Die Hunde frassen sich dort vor Hunger gegenseitig, die meisten Tiere verhungerten schliesslich.