Ukraine-Krieg: Ankündigung von Angriffen ist gefährlich

Anna Baumert
Anna Baumert

Ukraine,

Der «grösste Schlag» der ukrainischen Gegenoffensive soll erst bevorstehen. Ein Experte erklärt, warum solche Ankündigungen im Ukraine-Krieg schaden könnten.

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Ukrainische Soldaten feuern eine französische Panzerhaubitze vom Typ CAESAR auf russische Stellungen. - sda - Keystone/AP/Libkos

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine holt offenbar zum «grössten Schlag» ihrer Gegenoffensive aus.
  • Strategie-Experte Stahel hält es für möglich, dass die Angriffe «sehr bald» stattfinden.
  • Die Ankündigung solcher Offensiven hält er allerdings für problematisch.

Die ukrainische Gegenoffensive im Ukraine-Krieg hat begonnen. Wolodymyr Selenskyj zufolge mussten die Streitkräfte bisher keine Geländeverluste hinnehmen. Am Montag sagte er: «Wir haben keine Positionen verloren, nur befreit.»

Die Militäroperation sei schwierig, aber die Ukraine schreite wie geplant voran, so die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram. Der «grösste Schlag» soll aber erst noch kommen, heisst es.

Ist das nur heisse Luft, oder ist an der Ankündigung tatsächlich etwas dran? Nau.ch hat beim Militär- und Strategie-Experten Albert A. Stahel nachgefragt.

Russische Front soll zerschlagen werden

Er sagt: «Ich denke, dass ein beziehungsweise zwei grössere Angriffe mit mehreren Brigaden an zwei Orten sehr bald stattfinden könnten.» Dabei sei die Unterstützung durch Himars-Mehrfachraketenwerfer und die von Grossbritannien gelieferten Luft-Boden-Flugkörper des Typs Shadow zentral.

Das Ziel: Die Zerschlagung und das Aufrollen der russischen Front bei Bachmut beziehungsweise Saporischschja.

Allerdings sieht der Experte ein Problem in der ukrainischen Ankündigung bevorstehender Angriffe im Ukraine-Krieg.

Denn: «Diese Ankündigung dürften der russischen Kriegführung ermöglicht haben, einen beziehungsweise zwei Vernichtungsschläge mit weitreichenden ballistischen Flugkörpern vorzubereiten.»

Bereits am Montag reagierte Russland dem Institute for the Study of War (ISW) zufolge auf ukrainische Offensivoperationen. Die Russen feuerten Drohnen und Raketen auf die Südukraine ab.

Russland verfügt laut Stahel nach wie vor über ein «sehr grosses» Arsenal an Boden-Boden-Flugkörpern. Diese hätten teils eine Reichweite von über 5500 Kilometern. Der Experte erklärt: «Die Zerschlagung der ukrainischen Angriffe durch Feuerschläge mit konventionellen Gefechtsköpfen wäre ein politisches, militärisches und psychologisches Desaster für die Ukraine.»

Russen könnten im Ukraine-Krieg Kommunikationsstruktur vernichten

Neben den Feuerschlägen gebe es aber aus russischer Sicht noch weitere Möglichkeiten, auf Angriffe zu reagieren: unter anderem die Vernichtung der ukrainischen Führungs- und Kommunikationsstruktur durch einen nuklearen elektromagnetischen Impuls (NEMP).

Eine Explosion eines nuklearen Gefechtskopfes in grosser Höhe für die Auslösung eines NEMP würde dem Experten zufolge dafür ausreichen. Er fügt hinzu: «Diese Explosion könnte durch die Nato nicht als erster Schritt zum Nuklearkrieg interpretiert werden.»

Glauben Sie an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs?

Ein weiteres Problem in der ukrainischen Kriegsführung sei nach wie vor das Fehlen moderner Kampfflugzeuge. Mit diesen könnten die Ukrainer über dem Gefechtsfeld die Luftüberlegenheit erringen.

«Meine Beurteilung des Erfolges der Ukrainer: 50 zu 50», hält Stahel fest.

Kommentare

User #2618 (nicht angemeldet)

Ausrede bereitstellen falls es in die Hose geht. Überhaupt nicht durchschaubar.

User #3905 (nicht angemeldet)

gäbe es Amerika nicht, gabe es diesen Kreig jetzt nicht

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