Ukraine-Krieg: Anwohner sprechen über Explosion am Staudamm
Der Kachowka-Staudamm ist zerstört, ebenso die nahegelegene Stadt. Anwohner berichten von den Schreckenssekunden kurz nach der Explosion.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwohner der Stadt Nowa Kachowka haben die Explosion am Staudamm gehört.
- Viele Häuser der Stadt stehen bereits unter Wasser, weitere Regionen dürften folgen.
- Nach wie vor ist unklar, wer hinter der Katastrophe steckt und was folgen wird.
Seit Monaten warnen ukrainische Behörden vor dem Szenario, nun ist der Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine tatsächlich zerstört worden. Das entrinnende Wasser lässt den Fluss zunehmend anschwellen, die nahegelegene Stadt Nowa Kachowka steht bereits unter Wasser.
Die Anwohner erleben Stunden des Schreckens. Sie haben miterlebt, wie es zu der Katastrophe kam. «Ich wurde von einem sehr lauten Geräusch geweckt», erinnert sich Anwohnerin Tatyana gegenüber dem «Guardian».
«Bereits kurz darauf hörte ich fliessendes Wasser entrinnen – und zwar sehr viel Wasser.» Nun stehen sie und viele Tausende andere Bewohner von Nowa Kachowka ohne Hab und Gut da.
Monströse biblische Flut im Ukraine-Krieg
Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen das bisherige Ausmass der Verwüstung: Die Staumauer ist kaum noch sichtbar. Stattdessen fliessen gewaltige Wassermassen in Richtung Nowa Kachowka. Sie überschwemmen alles, was ihnen in den Weg kommt – eine monströse Flut.
Ein Wahnsinniger hat heute Nacht den Dnipro-Damm bei Nowa Kachowka gesprengt. Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig. Die Sprengung hat katastrophale Folgen für die Siedlungen flussabwärts und die Kühlung des AKW Saporischschja.pic.twitter.com/K6IwlEwA4O
— Julian Röpcke🇺🇦 (@JulianRoepcke) June 6, 2023
Noch ist unklar, wie sehr die Wassermassen das Gebiet in der Region Cherson verwüsten werden. Der Bruch des Staudamms dürfte aber für bis zu 80 Siedlungen schwerwiegende Folgen haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach bereits von der grössten von Menschen verursachten Katastrophe in Europa seit Jahrzehnten. Unklar ist allerdings, wer hinter der Zerstörung des Staudamms steckt.
Spekuliert wird, dass der Vorfall ein russischer Sabotageakt sein könnte, um eine ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Moskau streitet das jedoch ab.