Ukraine-Krieg: Deserteur rechnet mit russischer Armee ab
Im Ukraine-Krieg kämpfte Pawel Filatjew als Fallschirmjäger für die russische Armee. Nach seiner Flucht veröffentlicht der Deserteur ein Buch.
Das Wichtigste in Kürze
- Pawel Filatjew kämpfte im Ukraine-Krieg in der russischen Armee.
- Doch er entschied sich gegen das Kämpfen und floh aus Russland.
- In seinem Buch berichtet der Deserteur über die katastrophalen Zustände.
«ZOV – Der verbotene Bericht. Ein russischer Fallschirmjäger packt aus»: So heisst das Anfang Dezember erschienene Buch von Pawel Filatjew, einem russischen Deserteur, der im Ukraine-Krieg kämpfte. Unterdessen hält sich der 34-Jährige in Paris auf.
Die Einblicke, die Filatjew in das Leben an der Front gibt, sind ernüchternd. Schlechte Ausrüstung und Organisation prägen den Alltag der Soldaten. Seine Einheit bekommt am 20. Februar den Befehl, mit leichtem Gepäck loszufahren.
Niemand habe geahnt, dass vier Tage später ein Krieg beginnen würde, erklärt er. Was unmissverständlich klar wird: Die Ausrüstung der russischen Armee war in katastrophalem Zustand.
Russische Soldaten katastrophal ausgerüstet im Ukraine-Krieg
Filatjew sass in einem Laster, der keine Bremsen hatte und in einen Baum krachte, Funk war nicht vorhanden. «So eine Armee braucht keinen Gegner, wir machen uns selbst fertig», schreibt er in seinem Buch. Schnell wird ihm klar, dass sein Krieg einer «gegen friedliche Städte ist».
Grund für seinen Sinneswandel war schliesslich eine Augenentzündung. Diese führte dazu, dass er auf die Krim transportiert werden musste. «Das war der Wendepunkt.» Sonst wäre er aufgrund seines «dummen Patriotismus bis heute in der Ukraine».
Die Brutalität und die Verlogenheit des Krieges sowie die schlechte Versorgung führten dazu, dass er aufhörte zu kämpfen. Im Sommer bat er Putin persönlich um seine Entlassung aus der Armee. Doch darauf folgte nur eine Drohung auf Gefängnis.
Filatjew postet daraufhin einen Bericht über die «moralisch verrottete» russische Armee. 600'000 Mal wird dieser aufgerufen. Er wollte den Leuten zeigen, «was Krieg bedeutet».
Die Konsequenz: Der Ex-Soldat muss über Belarus, die Türkei und Tunesien fliehen. Am Schluss landet er in Frankreich. Das Geld, das er mit seinem Buch verdient, will er Ukrainerinnen und Ukrainern zukommen lassen. Vor allem in der Region Cherson, wo er selbst im Einsatz war.
«Ich möchte jemandem helfen, der seine Heimat verloren hat», erklärt er. «Ich weiss nun, wie schwer es wiegt, wenn man kein Zuhause mehr hat.»