Ukraine-Krieg: Gefangene Asow-Kämpfer spielen Putin in die Hände
Den Asow-Gefangenen drohen harte Strafen. Putin wird für ihr Vorgehen im Ukraine-Krieg keine Gnade walten lassen. Er will die «Entnazifizierung» zelebrieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche ukrainische Asow-Kämpfer befinden sich in russischer Gefangenschaft.
- Ende Juni soll vor Gericht entschieden werden, welche Strafe sie erwartet.
- Laut einem Experten will Putin endlich die «Entnazifizierung» beweisen.
Die ukrainischen Soldaten, die das Asow-Stahlwerk in Mariupol verteidigten, befinden sich in russischer Gefangenschaft. Welches Schicksal ihnen droht, ist derzeit unklar.
In Kiew hofft man auf einen Gefangenenaustausch. Aber: Russland war bisher nicht bereit, während des Ukraine-Kriegs in diese Richtung zu verhandeln. Vielmehr forderten Abgeordnete harte Strafen.
Russen-Gericht entscheidet Ende Juni
Vorsitzende der russischen Staatsduma erklärten, dass die Gefangenen auf keinen Fall an die Ukraine zurückgegeben werden dürften. Einige von ihnen verlangten sogar, dass für die Widersacher die Todesstrafe erneut eingeführt wird.
Ende Juni soll das Oberste Gericht Russlands entscheiden, ob das Asow-Regiment als terroristische Organisation eingestuft werden soll. Für die Mitgliedschaft in einer als terroristisch deklarierten Organisation drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Ulrich Schmid, Russland-Experte und Professor der Universität St.Gallen, stellt gegenüber Nau.ch klar: «Aus russischer Sicht sind die Kämpfer des Asow-Regiments Neonazis.»
Statuiert Putin mit dem Urteil ein Exempel?
Schon beim Einmarsch im Februar nannte Wladimir Putin die «Entnazifizierung» der Ukrainer als Ziel seiner Operation. Eine irre Alibi-Behauptung. Will der Russen-Präsident mit dem Urteil gegen die Asow-Kämpfer nun ein Exempel statuieren?
«Ja», meint Experte Schmid. «An kaum einem anderen Ort kann er seine absurde Entnazifizierungs-Rhetorik anwenden.»
Möglicherweise werde es im Ukraine-Krieg zu einem Mix von Austausch und Aburteilung kommen. Putin werde jedoch keine Gnade walten lassen, so Schmid. «Er versteckt sich in solchen Situationen immer wieder hinter der angeblichen Unabhängigkeit der Gerichte.»
Ukraine-Krieg: Todesstrafe «nicht ausgeschlossen»
Die Ukraine hat kürzlich einen russischen Soldaten als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt. Das könnte nun auch Einfluss auf das Strafmass für die Asow-Kämpfer haben. «Die russischen Urteile werden ähnlich ausfallen», sagt Schmid weiter.
Und die Todesstrafe? «So weit ist es noch nicht», bekräftigt der Experte. Allerdings sei Russland im März aus dem Europarat ausgetreten, damit könne die Todesstrafe wieder eingeführt werden. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass das russische Parlament diesen Schritt im Eilverfahren durchzieht.»