Ukraine-Krieg: Indische Touris offenbar an die Front gezwungen
Die Todeszahlen im Ukraine-Krieg steigen von Tag zu Tag: Weil Russland die Kämpfer ausgehen, sollen nun ausländische Touristen in den Krieg gezwungen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland rekrutiert im Ausland Kanonenfutter für den Ukraine-Krieg.
- Dabei werden junge Männer unter falschem Vorwand ins Kriegsgebiet gelockt.
- Ein Fall von sieben Indern ist dabei besonders perfid.
Eigentlich wollten sie nur Silvester feiern, dann wurden sie unter falschem Vorwand in den Ukraine-Krieg geschickt.
Eine Gruppe Inder soll in der von Russland besetzten Ost-Ukraine für die imperialen Machtgelüste von Wladimir Putin im Einsatz stehen. Und das gegen ihren Willen.
Diese Woche erreichten mehrere Hilferufe die indische Regierung sowie mehrere indische Fernsehsender. Ein Mann berichtete über sein Schicksal und jenes seiner sechs Leidensgenossen im Alter zwischen 19 und 23 Jahren.
Laut dem Sender «NDTV» erklärte er im Hilferuf, dass er Ende Dezember mit einem Touristenvisum nach Russland eingereist sei. Sein Plan: In Moskau wollte er zunächst Ferien machen und am 14. Januar dann das orthodoxe Neujahr feiern.
Doch so weit kam es nicht.
Ausflug nach Belarus wird zum Verhängnis
Während seiner Russland-Ferien habe der Inder sechs andere junge Männer kennengelernt. Dabei sei die Gruppe auf einen russischen Tourguide gestossen, der ihnen einen Trip ins Nachbarland Belarus angeboten habe.
Das von Alexander Lukaschenko diktatorisch geführte Belarus gilt als enger Partner von Wladimir Putin. Im Ukraine-Krieg arbeitet das Land mit Russland zusammen. Beim Überfall am 24. Februar 2022 passierten etwa russische Soldaten die Grenze zur Ukraine von Belarus aus.
Kurz nachdem die indische Reisegruppe die Grenze passiert habe, seien sie vom Tourguide an einer Autobahn abgesetzt worden. Wenige Stunden später verhafteten angeblich «russische Polizisten» die sieben Inder. Der Vorwurf: Die Touristen seien ohne gültige Visa eingereist.
Inder hatten «Wahl» zwischen Knast und Ukraine-Krieg
Auf die jungen Männer warteten nach Aussagen der Inder drei Tage Haft – dies angeblich ohne Nahrung. Daraufhin hätten die Russen den sieben Indern ein verhängnisvolles Angebot gemacht: Entweder müssen sie zehn Jahre in den Knast oder sie verpflichten sich zu einem Kriegseinsatz in der Ukraine.
«Die Dokumente waren auf Russisch. Aber sie haben uns erklärt, dass wir Köche oder Fahrer werden», sagte ein Inder gegenüber «NDTV».
Doch Fehlanzeige: Am nächsten Tag seien sie in ein Ausbildungszentrum der Russen-Armee gebracht worden. Dort hätten sie während zweier Wochen den Umgang mit Gewehren und Granaten gelernt.
Ein weiterer Inder sagte im TV: «Dann haben sie uns hier hergebracht. Wir sind in der Ukraine, aber in den besetzten Gebieten.»
Inder fürchten in der Ukraine um ihr Leben
Die sieben Männer geben an, Angst um ihr Leben zu haben. Untergebracht sei man «an einem Ort mit 100 Iranern». Einer der Inder berichtet: «Eines Tages mussten sie an die Front und nur drei von ihnen kamen zurück.»
Er sorgt sich darum, dass ihm das gleiche tödliche Schicksal ereilt.
Mit dem Notruf hoffen die Inder, dass sich das indische Aussenministerium einschaltet und sie zurückholt.
Es ist hinlänglich bekannt, dass Russland für den Ukraine-Krieg Kämpfer aus dem Ausland rekrutiert. Insbesondere aus Indien und Nepal.
Den Rekruten wird versprochen, nicht an der Front eingesetzt zu werden. Die Realität sieht aber anders aus: Mehrere indische Söldner berichten, an der Front in der Ost-Ukraine gekämpft zu haben.
Seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine vor zwei Jahren hat Russland schätzungsweise zwischen 65'000 und 90'000 Soldaten verloren.