Ukraine Krieg: Kiew erwägt Rückzug aus Bachmut
Kiew erwägt einen Rückzug aus der im Ukraine-Krieg hart umkämpften Stadt Bachmut. Das Militär erwartet, dass erfahrene Russen die Wagner-Söldner ablösen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Selenskyj-Berater sagt, die Ukraine erwäge den Rückzug aus Bachmut.
- Man werde nicht alle Leute opfern für nichts.
- Noch gibt es eine einzige Strasse für einen möglichen Abzug.
Seit Monaten kämpfen russische und ukrainische Einheiten um die kleine, aber symbolisch wichtige Stadt Bachmut im Donbass. Unzählige Soldaten sind in den an den Ersten Weltkrieg erinnernden Schützengräben rund um die Stadt gestorben. 600 bis 1000 Mann verliere Russland jeden Tag, schreibt die ukrainische stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram. Und dies, obwohl Russland zahlenmässig überlegen sei.
Man halte den Angriffen stand, schreibt sie, die Lage sei aber «schwierig», zudem schicke Moskau Verstärkung nach Bachmut. «Die Entscheidung, die Stadt zu halten, ist eine strategische, keine politische.» Doch wie lange Kiew seine Truppen noch im verlustreichen Kampf um die Stadt lässt, ist unklar. Ein Rückzug wird bereits öffentlich angedeutet.
Alexander Rodnyansky, Wirtschaftsberater von Präsident Selenskyj, sagt auf CNN: «Bisher haben wir die Stadt gehalten, aber wenn es sein muss, werden wir uns strategisch zurückziehen.» Man werde nicht «alle unsere Leute für nichts opfern». Das Militär wäge aber natürlich alle Optionen ab. Russland setze die besten Truppen der Wagner-Gruppe ein, um die Stadt einzukesseln.
Jewgeni Prigoschin, der Chef der im Ukraine-Krieg kämpfenden Söldner-Gruppe, aber sieht keine Anzeichen für einen Rückzug. Die Ukraine verlege weitere Truppen und tue, was sie könne, um die Kontrolle über die Stadt zu halten. «Zehntausende ukrainische Soldaten leisten erbitterten Widerstand, die Kämpfe werden von Tag zu Tag blutiger.»
Ukraine-Krieg: Russland schickt besser ausgebildete Soldaten nach Bachmut
Die Wagner-Gruppe hat in den letzten Monaten unzählige Häftlinge aus Russland für den Ukraine-Krieg mobilisiert. Meist wurden sie dann mit schlechter Ausbildung und Ausrüstung direkt an die Front geschickt. In «selbstmörderischen Angriffswellen» seien sie auf ukrainische Stellungen gehetzt worden, sagt Oleksandr Syrskyj.
Doch nun sollen besser ausgestattete, ausgebildete und erfahrenere Soldaten von Russland geschickt werden, sagt der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte. Deren Ziel sei es, die Stadt einzukreisen.
Im Süden und Osten der Stadt stehen die russischen Truppen bereits. Im Norden macht Russland Fortschritte – langsam zwar, aber stetig. Von Westen her gibt es noch eine befahrbare Strasse, über die Nachschub zu den Ukrainern kommt. Laut Wolodymyr Selenskyj ist es auch die einzige verbleibende Strasse für einen möglichen Rückzug.