Ukraine Krieg: Grabfunde in Isjum kein neues Butscha
Russland hat das im Ukraine-Krieg besetzte Isjum verlassen. Nun haben Kiews Truppen ein Massengrab gefunden – die Suche nach weiteren Leichen läuft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ukraine hat Gebiete in der Region Charkiw zurückgewonnen.
- Dabei haben die Kiewer Truppen ein Massengrab in Isjum gefunden.
- Vergleiche mit Butscha sind allerdings nicht passend.
Nach Berichten über den Fund eines Massengrabs im ostukrainischen Gebiet Charkiw wird in kürzlich zurückeroberten Gebieten nach weiteren Leichen gesucht. Die Suche werde durch Minen erschwert, sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko der Agentur Unian zufolge.
Dennoch werde jede Anstrengung unternommen – insbesondere auch, um die Körper gefallener Soldaten an ihre Familien übergeben zu können: «Wir setzen die Arbeit fort. Damit die Familien die Soldaten, die für die Ukraine gestorben sind, so schnell wie möglich angemessen ehren können», sagte Kotenko.
Russland verlässt Charkiw im Ukraine-Krieg
Am Donnerstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet: In der Stadt Isjum im Charkiwer Gebiet sei nach dem Abzug der russischen Truppen ein Massengrab gefunden worden. An diesem Freitag solle es genauere Informationen geben. Ukrainische Medien berichteten von einem Fund von mehr als 440 Leichen in einem Wald.
Die Russen hatten Charkiw im Ukraine-Krieg am vergangenen Wochenende unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven verlassen. Das Verteidigungsministerium in Moskau begündete das mit einer «Umgruppierung» seiner Truppen, während selbst kremlnahe Quellen von einer verheerenden Niederlage sprachen.
Vermisstenbeauftragter: Isjum nicht wie Butscha
Bei den Leichenfunden in der befreiten ostukrainischen Kleinstadt Isjum handelt es sich Aussagen des ukrainischen Vermisstenbeauftragten zufolge nicht um ein Massengrab, sondern um viele Einzelgräber.
«Ich möchte das nicht Butscha nennen – hier wurden die Menschen, sagen wir mal, zivilisierter beigesetzt», sagte Oleh Kotenko dem TV-Sender Nastojaschtschee Wremja in der Nacht zum Freitag.
Ende März waren in dem Kiewer Vorort Butscha nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte getötete Zivilisten teils mit Folterspuren gefunden worden. Butscha gilt seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der am 24. Februar begann.
Die Menschen in Isjum wiederum seien wohl gestorben, als Russlands Truppen die Stadt im Zuge der Eroberung Ende März heftig beschossen hätten, sagte Kotenko. «Die Mehrzahl starb unter Beschuss, wir haben das den Daten nach bereits verstanden: Die Menschen kamen um, als sie (die Russen) die Stadt mit Artillerie beschossen», sagte Kotenko.
Die Bestattungsdienste hätten zum Teil nicht gewusst, wer die vielen toten Menschen seien. Deshalb stünden auf einigen Kreuzen nur Nummern. Derzeit bemühten sich die Behörden, ein Register mit den Fundorten der Leichen zu finden.