Ukraine-Krieg könnte im Winter stillstehen
Der Ukraine-Krieg könnte im Winter stillstehen. Um Russland überlegen zu sein, wäre die Ukraine auf deutsche Panzer angewiesen, erklärt Experte Albert Stahel.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Winter stellt eine neue Herausforderung im Ukraine-Krieg dar.
- Es könnte eine Art Stillstand geben.
- Denn: Russland ist mit seinen Panzern im Vorteil, die Ukraine jedoch bei der Artillerie.
Der Winter bringt der Ukraine eisige Temperaturen. Und wenn der Boden gefriert, kommen schwere Kampfpanzer leichter voran – eigentlich ein Vorteil für Russland im Ukraine-Krieg.
Denn: «Russland dürfte nach wie vor, was die Kampfpanzer betrifft, über eine zahlenmässige Überlegenheit verfügen», erklärt Strategie- und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel gegenüber Nau.ch.
Das heisst: «Nach dem Wintereinbruch hätte die russische Seite mit ihren Kampfpanzern auf dem gefrorenen Boden Vorteile», so der Experte.
Deutsche Panzer würden Ukraine-Krieg beweglich machen
Aber: «Diese Vorteile dürften durch die ukrainische Artillerie zunichtegemacht werden.» Die Ukraine habe nämlich bei der Artillerie die Oberhand. Denn sie wird von den USA mit der Lieferung von Himars-Mehrfachraketenwerfern unterstützt.
«Deshalb könnte der Krieg im Winter in einer Art ‹drôle de guerre› münden. Also eine Art Stillstand», hält Stahel fest.
Dies könnte jedoch verhindert werden, würde Deutschland die Ukraine mit dem Kampfpanzer Leopard I ausrüsten. «Die deutschen Kampfpanzer dürften den russischen T-72 überlegen sein», so der Experte.
Im Duell würde so die russische Panzerüberlegenheit «ausmanövriert und der Krieg wieder beweglich werden». «Das Ergebnis könnte die Befreiung weiterer Gebiete durch die Ukrainer sein», sagt Stahel.
Abgesehen von der Artillerie könnte die Ukraine noch einen weiteren Vorteil im Ukraine-Krieg haben: die für Russland längeren Nachschubwege. In Russland müsse alles über die Eisenbahn verlegt werden. «Langfristig könnte sich dies zugunsten der Ukrainer auswirken.»
Ukrainer wollen «Angriffsschwung ausnutzen»
Im September sagte Strategie-Experte Marcel Berni von der ETH Zürich bereits gegenüber Nau.ch: Auf dem Schlachtfeld helfe der Winter eher den Ukrainern. Denn sie hätten «zumeist die bessere Ausrüstung». Und weiter: «Der Winter dürfte ein Grund sein, weshalb die Ukrainer im Moment so viel Gelände wie möglich unter Kontrolle bringen wollen.»
Jetzt erklärt er in der SRF-«Tagesschau»: «Die ukrainische Armee realisiert zur Zeit, dass die Russen auf Zeit spielen, dass sie die Truppen aus Cherson abziehen müssen.» Deshalb glaube er, «die Ukrainer werden alles daran setzen, ihren Angriffsschwung im Moment auszunutzen. Und den Russen aggressiv nachzustellen.»