Ukraine-Krieg: Kremlsprecher räumt Verstösse gegen Mobilmachung ein

Russland, 27.09.2022 - 08:24

Putin will 300'000 Russen mittels Teilmobilisierung in den Ukraine-Krieg schicken. Der Kreml räumt dabei auch Fehler ein und dass es Proteste dagegen gibt.

putin ukraine krieg — Kreml-Sprecher Peskow, im Hintergrund Kreml-Chef Putin. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

In Russland gibt es Proteste gegen die angelaufene Mobilmachung.
Der Kreml bestätigt, dass dagegen auch verstossen wird.
Eine Entscheidung bezüglich Kriegsrecht sei noch nicht gefallen.

Angesichts zahlreicher Berichte über Zwangsmassnahmen und Gewalt bei der Rekrutierung von Reservisten hat der Kreml Verstösse bei der Teilmobilmachung eingeräumt. «In der Tat gibt es Fälle, in denen gegen das Dekret (von Präsident Wladimir Putin) verstossen wird.»

Das sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax. Rund 2000 Personen seien wegen Protesten festgenommen worden. Für Aufsehen sorgte gestern auch ein Fall, wo ein Mann einen Rekrutierungsoffizier erschoss.

Ein russischer Mann bei der Ankunft am Internationalen Flughafen Swartnoz ausserhalb der armenischen Hauptstadt Jerewan, am 22. September 2022. - Keystone

Polizisten verhaften eine Demonstrantin bei einem Protest gegen die von Präsident Wladimir Putin angeordnete Teilmobilmachung, am 21. September 2022 in Moskau. - Keystone

Russische Polizisten beginnen mit der Verhaftung von Teilnehmern an einem unbewilligten Protest gegen die Teilmobilmachung, am 21. September im Zentrum von St. Petersburg. - Keystone

Verhaftung eines Demonstrationsteilnehmers in Moskau, am 21. September 2022. - Keystone

Polizisten verhaften mehrere Demonstranten in Jekaterinburg im asiatischen Teil Russlands bei einem Protest gegen die Teilmobilmachung - Keystone

Ein zum Wehrdienst Eingezogener küsst seine Partnerin zum Abschied bevor er den Bus besteigt, der ihn zu den Militäreinheiten des Östlichen Militärdistrikts im sibirischen Jakutsk bringt. - Keystone

Zum Wehrdienst Eingezogene versammeln sich vor einem für die Teilmobilmachung umgenutzten Stadion. - Keystone

Peskov gibt bei der Durchsetzung des Dekrets auch Fehler zu. «Wir hoffen, dass das Tempo der Beseitigung zunimmt und dass alle Fehler korrigiert werden.» Er sagte, in gewissen Regionen müssten die Gouverneuere mithelfen und «aktiv eingreifen, um die Situation zu verbessern.»

Ukraine-Krieg: Keine Entscheidung bezüglich Kriegsrecht

Putin hatte wegen dem sich hinziehenden Ukraine-Krieg und nach zahlreichen Niederlagen der eigenen Armee die Teilmobilmachung angeordnet. 300'000 Reservisten sollen in die russische Armee eingezogen werden. Die Verantwortung für die Organisation der Einberufung liegt bei den regionalen Gouverneuren und den Kreiswehrersatzämtern vor Ort.

Zugleich betonte Peskow, dass die russische Führung bisher keine Entscheidung über die Einführung des Kriegsrechts getroffen habe. «Dazu gibt es im Augenblick keine Entscheidungen», sagte er. Bei einer Einführung des Kriegsrechts dürften wehrfähige Männer Russland nicht mehr verlassen. Um die Einberufung für den Ukraine-Krieg zu umgehen, reisen derzeit Zehntausende Männer fluchtartig aus Russland aus.

Eine geplante Rede Putins vor beiden Parlamentskammern am Freitag wollte Peskow nicht bestätigen. Der Kreml werde aber rechtzeitig mitteilen, ob Putin einen Auftritt plane. Bisher wird erwartet, dass Putin die Gebiete schon am Freitag in die Russische Föderation aufnehmen könnte. Die Scheinreferenden sind bis Dienstag angesetzt.