Ukraine-Krieg: Noch immer Hunderte in Mariupol-Stahlwerk gefangen
Nach den Evakuierungen am Sonntag konnten im Ukraine-Krieg erneut 20 Zivilisten das Mariupol-Stahlwerk verlassen. Noch immer sind aber Hunderte gefangen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montagabend konnten erneut 20 Zivilisten das Stahlwerk in Mariupol verlassen.
- Noch immer sind aber laut Angaben der Ukraine mehrere hundert Zivilisten eingeschlossen.
Das von Russland belagerte Mariupol ist zum Symbol der russischen Kriegsführung in der Ukraine geworden. Die Putin-Truppen hatten die inzwischen weitgehend zerstörte Stadt bereits in den ersten Kriegstagen umzingelt. Die Ukraine schätzt die Zahl der seit Beginn der Belagerung gestorbenen Menschen auf mindestens 20'000.
Mittlerweile ist das Stahlwerk Azovstal die letzte Bastion des ukrainischen Widerstands in Mariupol. Die verbliebenen ukrainischen Militärs haben sich dort gemeinsam mit Zivilisten in den Bunkeranlagen verschanzt. Mehrere Evakuierungsversuche scheiterten, doch am Wochenende konnten erstmals mehr als hundert Menschen das riesige Werksgelände verlassen. Für den Montag war eine weitere Rettungskation geplant, doch diese lief nicht nach Plan.
Das beteiligte Asow-Regiment erklärte am Montagabend, dass eine Evakuierung von 20 Zivilisten erst mit fünfstündiger Verspätung stattfinden konnte. Der Grund: Das Werksgelände wurde im Ukraine-Krieg wieder von russischen Soldaten beschossen. «Die Artillerie des Feindes verursachte neue Trümmer und Zerstörung», erklärte der stellvertretende Kommandeur Swjatoslaw Palamar.
Ukraine-Krieg: Noch hunderte Zivilisten im Stahlwerk gefangen
Laut der ukrainischen Nationalgarde sollen sich trotz den Evakuierungen noch immer rund 200 Zivilisten im Stahlwerk aufhalten, darunter 20 Kinder. Die ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, die Menschen hätten kaum Zugang zu Wasser und Nahrung, viele benötigten zudem medizinische Hilfe. Russland spricht von etwa 2500 ukrainischen Militärs und ausländischen Söldnern, die sich dort gemeinsam mit Zivilisten verschanzt haben sollen.
Laut Ukraine-Präsiden Wolodymyr Selenskyj konnten am Wochenende mehr als hundert Menschen aus dem Stahlwerk herausgeholt werden. Nach Angaben der russischen Armee hatten 46 Zivilisten am Samstag das Stahlwerk verlassen und waren «freiwillig» im Separatistengebiet Donezk geblieben. Weitere 80 Menschen verliessen Mariupol den Angaben zufolge am Sonntag. 69 von ihnen brachen demnach in ukrainisches Gebiet auf.
In der 220 Kilometer entfernten Stadt Saporischschja kam am Montag jedoch kein Evakuierungskonvoi an. Auf einem Parkplatz am Stadtrand von Saporischschja hatten Fahrzeuge des UN-Kinderhilfswerks Unicef und anderer Hilfsorganisationen bereitgestanden.
Koordiniert werden die Evakuierungsaktionen aus Mariupol von der UNO und vom IKRK in Abstimmung mit den Kriegsparteien. Dafür wurde für Mariupol im Ukraine-Krieg eine Waffenruhe vereinbart. «Zum ersten Mal hat es in diesem Gebiet für zwei Tage eine echte Waffenruhe gegeben», erklärte Selenskyj am Sonntagabend.