Ukraine-Krieg: Russen-Priester nach Kritik an Truppen verhaftet
Einem Russen-Priester drohen nach der öffentlichen Verurteilung von Putins Truppen im Ukraine-Krieg zehn Jahre Haft. Ein weiterer Geistlicher flüchtet ins Exil.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein russischer Priester verurteilt auf YouTube Putins Truppen in der Ukraine.
- «Sie kommen in die Hölle», ist sich Kurmojarow sicher – nun droht ihm deswegen Haft.
- Auch ein russischer Rabbiner lehnte sich gegen den Kreml auf, befindet sich nun im Exil.
Im März hat Russland ein Gesetz verabschiedet, das «falsche Informationen» über das russische Militär unter Strafe stellt. Schon wer den Angriff auf die Ukraine als Krieg bezeichnet, riskiert Haft. Trotzdem haben sich seitdem mehrere Russen-Promis kritisch über den Ukraine-Krieg geäussert.
Neben Moderatoren, Journalisten und Musikern fallen nun auch Geistliche dem Präsidenten Wladimir Putin in den Rücken. Einer von ihnen ist der Priester Ioann Kurmojarow.
Bereits im März verurteilte der ehemalige Priestermönch auf YouTube Aussagen des Propagandisten Wladimir Solowjow. Letzterer behauptete zuvor, dass die Russen sowieso in den Himmel kommen würden. Auch, wenn der Ukraine-Krieg in einem Atomschlag enden würde.
Geistlichem droht wegen Aussagen im Ukraine-Krieg lange Haftstrafe
Kurmojarow reagierte daraufhin mit: «Ich möchte alle enttäuschen, die an diesen ‹Fake› glauben».
Er stellte klar: «Die Ukraine hat Russland nicht angegriffen». Für ihn ist das Schicksal des russischen Militärs besiegelt. «Sie werden nicht in den Himmel kommen, sondern in die Hölle».
Eine Aussage mit Folgen: Mittlerweile wurde der Geistliche seines Amtes enthoben. Jetzt drohen ihm zehn Jahre Haft, berichtet der britische «Daily Star».
Kurmojarow ist nicht der einzige seiner Berufsgruppe, der Putin öffentlich anprangert. Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt widersetzte sich dem Druck des Kremls, den Ukraine-Krieg öffentlich zu unterstützen. Mittlerweile befindet er sich im Exil.
Goldschmidt gilt als einer der einflussreichsten jüdischen Geistlichen in Russland, wie der «Guardian» schreibt. Er gehört zu den wenigen religiösen Amtsträgern, die das Land wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Ukraine-Krieg verlassen haben.
Can finally share that my in-laws, Moscow Chief Rabbi @PinchasRabbi & Rebbetzin Dara Goldschmidt, have been put under pressure by authorities to publicly support the 'special operation' in Ukraine — and refused. pic.twitter.com/Gy7zgI3YkJ
— Avital Chizhik-Goldschmidt (@avitalrachel) June 7, 2022
Seine Schwiegertochter, eine Journalistin, teilte kürzlich auf Twitter ein Foto des Rabbiners und schrieb dazu: «Ich kann mitteilen, dass meine Schwiegereltern von den Behörden unter Druck gesetzt wurden, die ‹Sonderoperation› in der Ukraine zu unterstützen.»
Der Rabbiner und seine Ehefrau hätten sich aber geweigert, nachzugeben.