Ukraine-Krieg: «Waffenruhe kann Krieg nicht beenden»

Simon Binz
Simon Binz

Ukraine,

Die Ukraine ist zu einer vollständigen Waffenruhe bereit – jetzt ist Russland am Zug. Eine Friedensforscherin hat ihre Bedenken.

Ukraine krieg
Kann Donald Trump Russland tatsächlich an den Verhandlungstisch bringen? Die Antwort auf diese Frage dürfte in den nächsten Tagen beantwortet werden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine hat dem US-Vorschlag für einen vollständigen Waffenstillstand zugestimmt.
  • Nun wird sich zeigen, ob Russland tatsächlich an Friedensverhandlungen interessiert ist.
  • Experten geben sich skeptisch und sprechen vom «Beginn eines langen Prozesses».

«Die Ukraine ist bereit für Frieden. Ob Russland bereit ist, muss es jetzt zeigen. Die Zeit für die Wahrheit ist gekommen.» Es sind deutliche Worte, die Wolodymyr Selenskyj in seinem Post auf X wählte.

Zuvor war bekannt geworden, dass die ukrainisch-amerikanischen Gespräche in Saudi-Arabien erfolgreich waren: Kiew hat dem US-Vorschlag für einen vollständigen, 30-tägigen Waffenstillstand zugestimmt. Damit werden auch die US-Militärhilfen an das Land wieder aufgenommen.

Donald Trump sagte vor dem Weissen Haus, dass er nun schnell mit Kreml-Chef Wladimir Putin reden möchte – vielleicht noch diese Woche. Auf die Frage einer Journalistin sagte der US-Präsident, dass er hoffe, auch Putin werde einer Feuerpause zustimmen.

Einem Medienbericht zufolge schliesst Russland zumindest den Kontakt mit den USA in den nächsten Tagen nicht aus. Eine entsprechende Erklärung des Aussenministeriums in Moskau wird von der staatlichen Nachrichtenagentur RIA verbreitet. Gibt es also tatsächlich Hoffnungen auf Frieden?

«Waffenruhe allein bringt Friedensprozess nicht weiter»

Die Signale für eine Waffenruhe in der Ukraine sind vielversprechend, doch die Details werden schwierig. In einem Interview äussert Friedensforscherin Ursula Schröder ihre Bedenken. Gegenüber «ZDFheute» betont die Expertin von der Universität Hamburg erstmal, dass eine Waffenruhe den Krieg nicht beenden könnte.

Wird Russland einer vollständigen Waffenruhe zustimmen?

«Das sind vielmehr Massnahmen der Vertrauensbildung, wie der Austausch von Gefangenen und Gefallenen oder von entführten Kindern.» Diese werfen jedoch noch nicht die Frage auf, wie die Parteien die zentralen Streitpunkte der Verhandlungen lösen könnten, so Schröder.

Dazu gehörten unter anderem mögliche Sicherheitsgarantien sowie die Regelung der eroberten Gebiete. Die Expertin hält fest: «Dem Frieden sind wir jetzt noch nicht einen Riesenschritt nähergekommen. Eine Waffenruhe allein bringt so einen Friedensprozess noch nicht grundlegend weiter.»

«Wird die Trump-Administration durchhalten?»

Es gebe zentrale Fragen, dessen Antworten momentan noch nicht absehbar seien: Wird Russland darauf eingehen, in welcher Form, wie lange, was sind die Bedingungen dafür? Schröder sieht deshalb aktuell auch noch nicht den «grossen strategischen Wurf» in Bezug auf die Verhandlungsmethode der USA.

Das Vorgehen erinnere an die Verhandlungen der ersten Trump-Administration: Zunächst grosses Getöse, dann Druck – in diesem Fall nur auf die Ukraine – und schliesslich versuche man, eine Einigung zu erzielen. In vielen Fällen funktioniere das aber nicht, weil Verhandlungen ein Marathon und kein Sprint seien, warnt die Expertin.

Es brauche «wirklich harte» und auch «technische Arbeit», um technische Fragen zu diskutieren – und diese müssten langfristig vorbereitet werden. Das sei Verhandlungsalltag. Die Frage laute, ob die US-Administration das durchhalten werde.

«Amerikaner können austesten, ob Russland Frieden will»

Auch in der Ukraine zeigt man sich nach der Bekanntgabe der «erfolgreichen» Gespräche in Saudi-Arabien eher skeptisch. Der ehemalige Diplomat Wolodymyr Ohrysko äussert sich beim Fernsehsender «Espresso» ähnlich wie Friedensforscherin Schröder und spricht vom «Beginn eines sehr langen Prozesses».

Ursprünglich strebte die Ukraine einen begrenzten Waffenstillstand an, der nur Raketen- und Drohnenangriffe umfasst. Jetzt liegt es aber an Russland zu beweisen, ob Friedensverhandlungen überhaupt realistisch sind.

Ukraine Krieg
Friedensverhandlungen mit Kreml-Chef Wladimir Putin? Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind sich sicher, dass das nicht möglich sein wird. - Keystone

Ohrysko sieht darin eine Gelegenheit, die US-Regierung wieder auf die Seite der Ukraine zu bringen: «Wir haben nun die Möglichkeit erhalten, dass die Amerikaner austesten, ob Russland Frieden will.»

Ein Vertreter der US-Delegation werde mit den Vorschlägen nach Moskau reisen. Und dort werde sich dann zeigen – sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer überzeugt – dass ein Frieden mit Russland aktuell kaum möglich sei.

Russland greift noch am Abend mit Drohnen an

Ein Erfolg der Gespräche sei vor allem die Wiederaufnahme der amerikanischen Waffenlieferungen und Weitergabe von Geheimdienstinformationen, meint währenddessen der Journalist Witalij Portnikow.

Er betont: «Das ist sehr wichtig bezüglich der Möglichkeiten unserer Armee an der Front im weiteren Verlauf dieses Krieges und im Hinblick auf die Warnung vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen.»

Noch während sich die Nachrichten über einen möglichen Waffenstillstand verbreiten, greift Russland schliesslich die Ukraine erneut mit Raketen und Drohnen an. In Odessa werden noch am Abend Tote gemeldet.

Kommentare

User #5848 (nicht angemeldet)

Macht der Trumpli so weiter, dann wird er bereits in 2 Jahren nichts mehr zu sagen haben. Die Blue wave wird kommen

User #5848 (nicht angemeldet)

Der Trump und Putin gibt der EU einen richtigen Wirtschaftboost, während ihre bachab geht. Muss man danke sagen?

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