Ukraine Krieg: Russen zerbomben Lager mit Schweizer Hilfsgütern
Im Ukraine-Krieg wurde in der Nacht auf Sonntag ein Hilfsgüterzentrum einer Schweizer Hilfsorganisation von russischen Raketen getroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstagabend haben die Russen die ukrainische Stadt Ternipol angegriffen.
- Nach Explosionen brannte ein Hilfsgüterzentrum eines Schweizer Hilfswerks komplett nieder.
- Der Geschäftsführer von «Licht im Osten» zeigt sich «traurig und wütend».
Kurz vor dem Auftritt des ukrainischen Duos Tvorchi am ESC am Samstagabend in Liverpool wurde deren Heimat im Ukraine-Krieg angegriffen. Explosionen durch russische Raketen erschütterten die westukrainische Stadt Ternipol, wie der Vorsitzende des Gebietsrats mitteilte. Wolodymyr Trusch, der Leiter der regionalen Verwaltung, gab bekannt, dass zwei Personen Knochenbrüche und Verbrennungen erlitten hätten. Zudem seien Lagerhallen getroffen worden.
Bei einer dieser Lagerhallen handelt es sich um ein Hilfsgüterzentrum eines Schweizer Hilfswerks. Wie «Licht im Osten» am Sonntag mitteilte, wurde ihr Zentrum demnach von der zweiten Rakete auf Ternopil getroffen. «Da zu diesem Zeitpunkt noch die Sirenen heulten, konnten die Rettungskräfte nicht sofort ausrücken», heisst es.
Beim Anrücken der Feuerwehr habe die Lagerhalle schliesslich bereits stark gebrannt und konnte nicht mehr gerettet werden. Der lokale Partner vor Ort im Ukraine-Krieg spricht von «vollständiger Zerstörung». «Tonnenweise Hilfsgüter durchliefen diese Lager, Menschen erhielten Unterstützung und Hoffnung. Nun ist alles weg», wird Ivan zitiert.
Die Lagerhalle hatte eine Fläche von rund 1000 Quadratmeter. Tonnenweise Hilfsgüter im Wert von hunderttausenden Franken seien dort gelagert und von dort aus verteilt worden. «Das ganze Mobiliar, ein Gabelstapler, viele Hilfsgüter, Kleider und Lebensmittel gingen verloren», heisst es.
Wie die Hilfsorganisation weiter schreibt, müsse die Halle vermutlich abgerissen werden. Eine Sanierung sei nicht möglich. Die Organisation hält fest, dass bei dem Angriff auf die Lagerhalle niemand verletzt wurde. Wie durch ein Wunder seien zudem auch zwei bekannte Chauffeure ihres Partners, die nur 20 Meter von dem Lagerhaus entfernt in ihren Fahrzeugen übernachteten, mit einem Schock davon gekommen.
Geschäftsführer von Hilfswerk: «Macht mich traurig und wütend»
In der gestrigen «Tagesschau» äusserte sich Matthias Schöni, Geschäftsführer von «Licht im Osten», zu den Geschehnissen. Seit Beginn vom Ukraine-Krieg hat das Schweizer Hilfswerk von Frauenfeld TG aus schon 40 Lastwagentransporten mit Hilfsgütern für die Ukraine organisiert.
Noch vor zwei Wochen war Schöni selbst in Ternopil zu Besuch – «und jetzt diese Schreckmeldung, das hat mich traurig und auch etwas wütend gemacht.» Das russische Verteidigungsminsterium behauptete, in der Halle seien vom Westen gelieferte Waffen gelagert gewesen. Für den Leiter des Schweizer Hilfswerks ist das lediglich Kriegspropaganda.
Schöni lässt sich dann auch nicht durch den Raketenangriff entmutigen und will trotz zerstörter Lagerhalle die Hilfe im Westen des Landes weiterführen. «Es ist ein Krieg, alles ist so unberechenbar. Man weiss nicht, wo die nächste Rakete herunterkommt, aber wir können da nichts ändern.»
Bereits in den nächsten Wochen soll laut dem Bericht ein weiterer Lastwagen Richtung Ternopil aufbrechen. Die Suche nach einer Ersatzhalle vor Ort ist am Laufen. Welche Hilfsgüter «Licht im Osten» am dringendsten braucht und wo sich die LIO-Sammelstellen befindet, findet man Hier!