Ukraine-Krieg: Russische «Kinder-Diebin» mit Vorwürfen konfrontiert
In einem Interview wird Russlands Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa mit Vorwürfen der Kinder-Entführung im Ukraine-Krieg konfrontiert. Sie bleibt eiskalt.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Beginn des Ukraine-Kriegs verschleppt Russland Kinder aus dem Kampfgebiet.
- Koordiniert wird, was Russland als «Rettung» bezeichnet, von Maria Lwowa-Belowa.
- In einem Interview wird Putins Kinderbeauftragte mit den Vorwürfen direkt konfrontiert.
- Sie reagiert eiskalt auf die Anschuldigungen von Genozid und Kriegsverbrechen.
Der russischen Kinderbeauftragten Maria Lwowa-Belowa wird vorgeworfen, gezielt ukrainische Kinder nach Russland zu verschleppen. Lwowa-Belowa und Kremlchef Putin sind die einzigen zwei Russen, gegen die der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag sogar Haftbefehle ausgesprochen hat.
Bislang hat die 38-Jährige aber jegliche Vorwürfe von sich gewiesen. Nun haben Journalisten vom US-Medium «Vice News» Lwowa-Belowa persönlich mit diesen Anschuldigungen im Ukraine-Krieg konfrontiert.
Auf die direkte Frage «Sind Sie eine Kriegsverbrecherin?», lacht die Kinderbeauftragte jedoch nur. «Sehr lustig», meint sie dann.
«Ich bin Mutter, das sagt schon alles. Eine Kriegsverbrecherin? Was wollen Sie damit überhaupt sagen?»
Kinder im Ukraine-Krieg würden «gerettet», nicht deportiert
Bei den sogenannten «Deportationen» von ukrainischen Kindern gehe es darum, diese vor Raketenbeschuss zu retten – entsprechend der Genfer Konventionen. Dass evakuierte Zivilisten gemäss dieser in einem Drittland in Sicherheit gebracht werden sollten, umgeht Lwowa-Belowa mit einem Schlupfloch: «Die Volksrepubliken Luhansk und Donezk werden von uns als unabhängige Staaten anerkannt», erklärt sie.
In den Augen Russlands gelten Kinder aus den besetzten Gebieten damit nicht mehr als Ukrainer und können «evakuiert» werden. Für den Westen zählt die Entführung der Kinder im Ukraine-Krieg und die damit verbundene Auslöschung ihrer Kultur als Genozid.
Auch auf diesen Vorwurf hin bleibt die Kinderbeauftragte eiskalt und ruhig. «Welcher Genozid?», fragt sie.
Viele Russen hätten ukrainische Wurzeln. Es gäbe auch in Russland die Möglichkeit für diese Kinder, weiterhin Ukrainisch zu lernen und sprechen.
In Russland wird die «Kinder-Diebin» als Retterin gefeiert. Regelmässig werden Videos von ihr gezeigt, in denen sie Kinder in Spitälern und Waisenhäusern besucht. «Gerettete» Kinder danken unter Tränen den Soldaten, die sie aus umkämpften Städten wie Mariupol in Sicherheit gebracht haben.
Alles nur Propaganda? «Seit wann gelten Worte des Dankes als Propaganda?», fragt Lwowa-Belowa. Damit verteidigt sie auch ihren Pflegesohn, Philip, der ebenfalls im vergangenen Jahr aus Mariupol evakuiert wurde.
«Er nennt mich jetzt Mami», so die Kinderbeauftragte. Auch Philip wird regelmässig im Staatsfernsehen gezeigt.
Ukraine-Krieg: Tausende Kinder nach Russland verschleppt
Laut der Ukraine sollen bereits über 19'000 Kinder und Jugendliche illegal nach Russland gebracht worden sein. Teils wurden sie auch mit Lügen in Gratis-Sommercamps gelockt und dann deutlich länger dort festgehalten, als die Eltern eingewilligt hatten.
Zurückgekehrte Kinder berichten von physischer und psychischer Gewalt. Ihnen wurden zudem Falschinformationen über den Kriegsverlauf eingetrichtert. Ein Bub sagte, diejenigen, die ihre Unterstützung für die Ukraine gezeigt hätten, seien mit einer Metallstange geschlagen worden.
Damit konfrontiert, lächelt Lwowa-Belowa nur. «Darin unterschieden wir uns von der Ukraine. Wir benutzen Kinder nicht für politische Zwecke», meint sie kühl. Das ist natürlich eine Lüge.