Ukraine Krieg: Russland bezeichnet Schweden als «Nazis»
Im Ukraine-Krieg bezeichnet Russland bekannte Schweden als Nazis. Es wird befürchtet, dass damit ein möglicher Angriff gerechtfertigt werden könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland bezeichnet auf Plakaten bekannte Schweden als Nazis.
- Dafür werden aus dem Kontext gerissene Zitate verwendet.
- Schweden beabsichtigt, einen Beitrittsantrag an die Nato zu stellen.
Schweden liebäugelt seit dem Ukraine-Krieg mit einem Beitritt zum Verteidigungsbündnis Nato. Russland ist darüber gar nicht erfreut und hat eine Propaganda-Kampagne gestartet: Wie Fotos auf Twitter zeigen werden berühmte Schweden auf Plakaten als Nazis bezeichnet.
Now there is a publicity campaign in Moscow 🇷🇺 saying that 🇸🇪 is a country of Nazis. Are there any limits to these guys? Or are they preparing a ”denazifying” operation against 🇸🇪 as well? I think this will further solidify support for 🇸🇪 joining @NATO. pic.twitter.com/n7RHJQRDjd
— Carl Bildt (@carlbildt) May 3, 2022
Die Plakate, die an Bushaltestellen zu sehen sind, tragen die Überschrift: «Wir kämpfen gegen Nazismus, sie nicht.» «Wir» ist in den Farben der russischen Flagge geschrieben, «sie» in jener Schwedens. Darunter sind Pippi-Langstrumpf-Schöpferin Astrid Lindgren, Ikea-Gründer Ingvar Kamprad und Drehbuchautor Ingmar Bergman abgebildet. Neben den Portraits befinden sich aus dem Kontext gerissene Zitate.
«Ich würde lieber für den Rest meines Lebens ‹Heil Hitler› rufen, als Russen in Schweden zu haben», wird Lindgren zitiert. Dies hat sie tatsächlich in ihr Tagebuch aus dem Zweiten Weltkrieg geschrieben. Sie hat aber auch Hitler immer wieder kritisiert und war eine bekennende Gegnerin der Nazis.
Neben Kamprad steht: «Ich war ein Nazi und verehrte Hitler.» Der Ikea-Gründer sympathisierte wie auch Bergman während des Kriegs mit den Nazis. Beide bezeichneten dies nach Kriegsende aber als grossen Fehler und entschuldigten sich dafür.
Die Kampagne bereitet auch Sorgen: Der ehemalige Premierminister Carl Bildt fragt auf Twitter, ob Russland sich für eine «Denazifizierungs-Operation» gegen Schweden vorbereite. Die Befreiung des Landes vom Nazi-Regime ist auch die offizielle Rechtfertigung für den «militärische Spezialoperation» genannten Ukraine-Krieg.
Doch die Propaganda-Plakate könnten die Unterstützung in Schweden für einen Nato-Beitritt erhöhen, was auch Bildt glaubt. Denn sollten die Skandinavier Teil des Verteidigungsbündnisses sein, dürfte sich Wladimir Putin kaum trauen, anzugreifen.
Die Furcht Schwedens vor einem russischen Angriff ist nicht gänzlich unbegründet: Im Ukraine-Krieg haben russische Flieger bereits schwedischen Luftraum verletzt und wurden von der schwedischen Luftwaffe abgefangen. Die Jets sollen auch Atomwaffen an Bord gehabt haben.