Ukraine-Krieg: Russland lässt wichtigste Forderungen fallen
Heute wird über den Waffenstillstand im Ukraine-Krieg verhandelt. Insider berichten, dass Putin in seinem neusten Entwurf zahlreiche Forderungen streicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Vertreter Russlands und aus der Ukraine treffen sich heute erneut, diesmal in der Türkei.
- Insider veröffentlichen Details des neusten Waffenstillstandsabkommens.
- Offenbar würde Putin nun sogar einen EU-Beitritt der Ukraine zulassen.
Heute stehen erstmals seit drei Wochen wieder Gespräche zwischen Russland und der Ukraine an. Vertreter der beiden Länder treffen sich in der Türkei, Präsident Erdogan soll als Vermittler dienen. Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand werden wohl bis Mittwoch dauern.
Im Vorfeld des Treffens erzählen vier Insider, die mit den Gesprächen vertraut sind, der «Financial Times»: Drei der vier wichtigsten Forderungen des Kremls werden im neusten russischen Abkommens-Entwurf nicht mehr erwähnt!
Russland würde etwa seine Forderung nach einer «Entnazifizierung» und «Entmilitarisierung» der Ukraine aufgeben. Diese Punkte wurden einst als Vorwand für den Einmarsch angegeben.
Moskau sei ebenfalls bereit, die Kiewer Führung im Amt zu belassen, sobald der Ukraine-Krieg beendet ist. Auch der rechtliche Schutz der russischen Sprache würde aufgegeben.
EU-Beitritt ja, Nato-Beitritt nein
Doch es geht noch weiter: Die Russen könnten der Ukraine nun sogar erlauben, der EU beizutreten. Dieser Schritt sei daran geknüpft, dass die Ukraine «alle Hoffnungen» auf einen Nato-Beitritt aufgibt. Ein Kompromiss, den Präsident Wolodymyr Selenskyj möglicherweise akzeptieren könnte, wie er andeutete.
Jedoch sind die Erzählungen mit Vorsicht zu geniessen: Aus Kiew heisst es, Moskau ändere seine Position fast täglich. Möglich sei ebenfalls, dass Russland mit falschen Friedensversprechen Zeit gewinnen will, um sich an der Front neu zu formieren.
Endet Ukraine-Krieg nur, wenn Russland die Krim bekommt?
Gegen einen Waffenstillstand spricht ebenfalls, dass einer der grössten Knackpunkte weiterhin in Putins Forderungen enthalten ist: Die Anerkennung der russischen Kontrolle über die Krim, die 2014 annektiert wurde.
Selenskyj erklärt, dass er zu einem Kompromiss mit Russland bereit sei, um «unverzüglich Frieden zu schaffen». Eine «Aufteilung» des Landes komme aber nicht infrage.
Alexander Rodnjanskij, ein Berater Selenskyjs, sagt gegenüber «BBC»: «Russland kann den Ukraine-Krieg nicht jahrelang durchhalten. Ihre Moral ist so niedrig, dass sie nicht einmal den Nachschub und die Logistik aufrechterhalten können.»
Kompromisse ja, aber: «Wir sind sicherlich nicht bereit, im Osten Land aufzugeben, um den Frieden zu sichern.»
Dem pflichtet auch der ukrainische Aussenminister bei. Es gebe eine klare rote Linie, die man nicht überschreiten werde: «Wir tauschen nicht Menschen, Land und Souveränität. Unsere Position ist konkret.»