Ukraine-Krieg: So lebt Katrinas russische Freundin im Bunker in Kiew
Wegen dem Ukraine-Krieg floh Katrina mit ihrer Familie in den Westen. Heute erzählt sie von einer russischen Freundin, die in einem Bunker in Kiew lebt.
Das Wichtigste in Kürze
- Katrina erzählte Nau.ch von ihrer Flucht in den Westen und ihrem Leben in der Ukraine.
- Nun zeigt ihre russische Freundin Natalya eine andere Perspektive.
- Sie lebt mit ihrem Mann in Kiew im Bunker und will sogar ihren russischen Pass verbrennen.
Katrina* (27) floh nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in den Westen des Landes. Nau.ch erzählte sie von ihrer Flucht – und wie sie jetzt lebt.
Katrina erfährt hautnah, was ihre russische Freundin Natalya*, die derzeit in einem Bunker in Kiew untergekommen ist, durchmachen muss. Die junge Russin will alle Verbindungen zu ihrem Heimatland kappen. Für Natalya ist klar: «Wenn all das vorbei ist und ich überlebe, dann werde ich meinen roten Pass verbrennen.»
Kiew vom ersten Moment im Herzen
2020 besuchte Natalya mit ihrem ukrainischen Freund – der jetzt ihr Mann ist – erstmals Kiew. Sie schwärmt: «Ich war beeindruckt vom Land, von den offenen und netten Menschen.»
Sie habe sich sofort entschieden, in der Ukraine zu bleiben. Dasselbe tat sie vor zwei Wochen. Sie trägt das Leid in der Ukraine mit.
Natalya zeigt sich kämpferisch. «Wir sind in Kiew! Und wir bleiben hier bis zum Ende! Jeder hilft und der Sieg wird unser sein!»
Natalya muss jetzt – genauso wie viele Ukrainer in diesem Krieg – im Bunker um ihr Leben bangen.
Ein Bild von Putin, der Krieg begann
Als vor fast zwei Wochen der Ukraine-Krieg ausbrach, war sie daheim in Kiew. Am 24. Februar seien sie um fünf Uhr morgens aus dem Bett gesprungen. Auf ihren Telefonen sahen sie nur eines: «Ein Foto von Putin, im Hintergrund die russische Fahne und einige Worte.» In diesem Moment hätten sie realisiert, dass der Krieg begonnen habe.
Das Bild habe sich bei Natalya eingebrannt. Die gebürtige Russin ist wütend, distanziert sich im Ukraine-Krieg von Russland. «Ich assoziiere jetzt Putin und die russische Flagge sofort mit Faschismus», sagt sie.
«Es ist das erste Mal, dass ich so eine animalische Angst erlebte. Auch jetzt, wenn ich das schreibe, schrumpft mein Körper», schreibt sie. Zitternd hätten sie sich schnell in den Gang geflüchtet. Sie wollten weg von den Fenstern, für den Fall einer nächsten Explosion.
Den Ukraine-Krieg verbringen sie im Bunker
Die nächsten 16 Stunden hat das Ehepaar dort verbracht: «Wir haben nicht gegessen, nicht getrunken, nur endlos die News beobachtet und unseren Freunden geschrieben.»
Auch die zweite Nacht war schlecht, Schlaf gab es keinen. «Um fünf Uhr morgens gab es ein helles Leuchten, wir drückten uns an den Boden.» Die Luftverteidigung habe ein Besatzungsflugzeug abgeschossen. Davon seien Teile in einen Wohnblock geraten, erklärt Natalya.
Seither seien sie eben in diesem Bomben-Bunker in Kiew. Mit dabei haben sie lediglich einen Rucksack und eine Decke. «Wir leben hier gemeinsam, helfen einander, essen Brot und trinken gekochtes Wasser», beschreibt sie die Umstände mitten im Ukraine-Krieg.
Natalya: «Ende Februar feierten mein Mann und ich unseren dritten Jahrestag – es gab ein romantisches Frühstück mit gekochten Eiern.» Zur Feier des Tages.
*Name der Redaktion bekannt