Ukraine-Krieg: Stellen sich Oligarchen bald gegen Putin?
Der Ukraine-Krieg ist für die meisten Oligarchen schlecht fürs Geschäft – er kam als Schock. Dagegen unternehmen können und wollen sie aber kaum etwas.
Das Wichtigste in Kürze
- Die russische Wirtschaft ächzt unter den Sanktionen des Westens.
- Insbesondere Mitglieder der russischen Wirtschaftselite sollen den Krieg beenden wollen.
- Der Zeitpunkt dafür wurde aber verpasst, sagt ein Experte. Ihre Karrieren hängen an Putin.
Einmal mehr kursieren derzeit Gerüchte, wonach die russische Elite nicht hinter dem Ukraine-Krieg steht und ihn teils schnellstmöglich beenden will. In einem Spiegel-Interview erklärte der Ökonom Andrej Jakowlew zuletzt, dass es derzeit keine Gewinner mehr in Russland gebe. Potential also für grosse Spannungen innerhalb des Putin-Machtzirkels.
Der britische Mirror berichtet zudem über ein anonymes Kreml-Mitglied, das hinter Putins Rücken den Westen um Hilfe gebeten habe. Die Person wolle den Krieg schnell beenden.
Anzeichen dafür also, dass sich die russische Elite allmählich gegen Putin stellt? Nau.ch hat bei Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen nachgefragt.
Putin erhält wegen Ukraine-Krieg mehr Unterstützung
Den Bericht über den Kreml-Mitarbeiter, der den Westen um Hilfe bittet, hält Schmid zwar für möglich. «Allerdings scheint das im Moment nur ein Einzelfall zu sein.»
Ihm zufolge profitiert Putin aktuell von einem sogenannten «Rally-around-the-flag-Effekt» oder deutsch auch «Stunde der Exekutive».
Heisst: Während eines Krieges unterstützt die Bevölkerung die Regierung kurzfristig stärker. Dieser Effekt treffe auch auf Mitglieder der Elite zu.
Elite kann und will Putin nicht stoppen – trotz Wut
Das Problem der Reichen und Schönen in Russland: «Sie haben keine Optionen. Ihre Karrieren sind auf Gedeih und Verderb an das aktuelle System gebunden.»
Putin sei sich dessen bewusst und habe sie beim Ukraine-Krieg auch nicht miteinbezogen oder vorgewarnt. «Für viele Mitglieder der Elite kam der Entscheid zur Invasion im Februar als Schock.»
Schmid glaubt nicht, dass sich jetzt noch ein Widerstand formiert. «Das ist unwahrscheinlich. Es gab nur nach dem 24. Februar ein kurzes Zeitfenster, in dem solche Aktionen vorstellbar gewesen wären.»
Sowieso sei die Unterstützung von Oligarchen und Eliten nicht entscheidend. «Es ist klar, dass Putin den Krieg erst dann stoppen wird, wenn er einen vorzeigbaren Sieg hat.» Ein solcher wäre zum Beispiel die vollständige Eroberung der Regionen Donezk und Luhansk.