Ukraine-Krieg: Studenten leiden unter Ausreiseverbot
Ukrainische Männer dürfen wegen des Ukraine-Kriegs nicht ausreisen. Auch Studenten, die eigentlich ins Ausland hätten gehen dürfen, werden nicht herausgelassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kiew hat im Ukraine-Krieg eine Mobilmachung angeordnet.
- Bis im September galten Ausnahmen für Studenten und Auszubildende im Ausland.
- Doch viele warteten monatelang auf ihre Dokumente. Jetzt müssen auch sie bleiben.
Als Russland Ende Februar in die Ukraine einfiel, ordnete Kiew eine Mobilmachung an. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land seither nicht verlassen. Für Studenten oder Auszubildende, welche im Ausland eingeschrieben sind, galt aber eigentlich eine Ausnahme.
Doch: Diese wurde Mitte September ebenfalls aufgehoben. Wegen eines Bürokratie-Chaos stecken aber viele Studierende immer noch im Land fest, obwohl sie längst weg sein sollten. Ihre Ausreisebewilligungen stammen noch aus dem Frühling oder dem Sommer. Viele von ihnen sind verzweifelt.
Ukraine-Krieg: Ausreise trotz Genehmigung verboten
Seit dem 26. August reist Mikhailo Bilyi jeden Tag an die Grenze, erzählt er im «Spiegel». Der 24-Jährige versucht, die Ukraine zu verlassen, um seinen Ausbildungsplatz in Deutschland anzutreten. Doch jedes Mal wird er von den Grenzbehörden zurückgeschickt, er muss bleiben.
Bilyi hatte im Sommer dem Kriegskommissariat die nötigen Dokumente vorgelegt, welches seine Einberufung in den Ukraine-Krieg daraufhin ausgesetzt hatte. Doch die Grenzwächter akzeptieren das Schreiben der Behörde nicht. Ein neues bekam er nicht, weil das Kommissariat wiederum darauf beharrte, dass das Dokument rechtens sei.
Das gleiche Schicksal ereilte Maksym Tseliurenko, der eigentlich in Gelsenkirchen (D) für Betriebswirtschaft und Jura eingeschrieben ist. Auch seine Ausreisebewilligung des Kriegskommissariats wurde im August von den Grenzbehörden abgewiesen.
Flucht in den Krieg
Die Grenzwächter sind streng, weil das System mit den Studienausnahmen bis im September immer wieder ausgenutzt wurde. Zahlreiche Männer wollten sich so vor dem Ukraine-Krieg drücken. Obwohl nie offiziell kommuniziert, dürfte das auch der Grund dafür sein, dass jetzt gar keine Studenten mehr ausreisen dürfen.
In ihrer Verzweiflung greifen einige Betroffene zu der letzten Möglichkeit: Sie können über die von Russland besetzten Gebiete ausreisen. Von dort gibt es einen Zugang nach Russland, das wiederum Ukrainer nicht an der Ausreise hindert. Doch die Frontabschnitte sind lebensgefährlich, und Ukrainern drohen in Russland Menschenrechtsverletzungen.
So wie Arthur, der es nach einer wochenlangen Odyssee durch Filtrationslager nach Polen geschafft hat. «Ich kann niemandem empfehlen, diese Route zu nehmen», warnt der 21-Jährige. «Es ist zu gefährlich.»