Ukraine Krieg: Austauschstudenten dürfen länger in Schweiz bleiben
Sie kamen in die Schweiz als Austauschstudierende, dann brach in ihrer Heimat der Ukraine-Krieg aus. So ergeht es zurzeit mehreren Dutzend Studenten.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Dutzend Austauschstudierende aus der Ukraine sind in der Schweiz.
- Die Universitäten bieten zahlreiche Hilfsangebote an.
- Auch über eine Verlängerung wird wegen des Krieges bereits nachgedacht.
Damit haben sie vor ihrer Abreise nicht gerechnet. Austauschstudenten aus der Ukraine bleiben nun für unbestimmte Zeit in der Schweiz. Ob sie nach Ende des Semesters wieder in ihre Heimat zurückkehren können, ist vom Verlauf im Ukraine-Krieg abhängig.
Eine Nau.ch-Umfrage zeigt: An Deutschschweizer Universitäten sind derzeit mehrere Dutzend Austauschstudenten und reguläre Studierende aus der Ukraine immatrikuliert.
Bei der Universität St. Gallen sind es elf Studierende, die Universität Basel spricht von einem guten Dutzend. An der Universität Bern sind derzeit 30 Ukrainer eingeschrieben.
Die ETH Zürich schreibt: «Derzeit sind 8 Austauschstudierende mit ukrainischer Staatsangehörigkeit an der ETH Zürich. Zudem 22 Bachelor- und Masterstudierende und 18 Doktorierende (Stand Ende Februar).»
Ukraine Krieg: Austauschstudierende erhalten Hilfe
Sämtliche Universitäten bestätigen, entsprechende Hilfsangebote – zum Teil auch finanziell – bereit zu stellen. Aus Bern heisst es etwa: «Im International Office gibt es eine Praktikantin aus der Ukraine. Mit ihren Sprachkenntnissen und Wissen vom Bildungssystem der Ukraine ist sie sehr hilfreich bei den aktuellen Beratungen.»
Zwei ukrainische Jus-Studentinnen (beide 22) der Universität Luzern sprachen mit dem Uni-Magazin «cogito» über die angespannte Situation. Sie seien «dankbar für die Solidarität, welche die Leute uns und unserem Land entgegenbringen», sagten sie. Auch die Uni helfe, wo sie nur könne.
Studentin: «Ukraine Krieg brach während Luzerner Fasnacht aus»
Oksana Kukurudz erinnert sich an den Kriegsausbruch: «An diesem Morgen waren wir mit Freundinnen und Freunden am Start der Fasnacht in Luzern. Hier war es etwa fünf Uhr morgens.»
Zunächst hielt sie die Meldungen für eine Provokation und wollte nicht wahrhaben, «dass tatsächlich ein echter Krieg ausbrechen könnte».
Ihre Kollegin Iryna Shykaliuk bestätigt: «Wir hatten grosse Angst um unsere Familien und ihre Sicherheit. Es war eine surreale Situation angesichts all der Feierlichkeiten in Luzern, während in unserer Heimat Bomben niedergingen.»
Für die beiden Studentinnen geplant war ein Austausch für das laufende Frühjahrssemester. Die Universität Luzern bestätigt gegenüber Nau.ch aber: «Sie können nun aber auch das Herbstsemester 2022/23 an unserer Universität verbringen, wenn sie dies möchten.»
Auch die Uni Zürich sagt auf Anfrage, dass sich zwei Personen aus der Ukraine für ein reguläres Master-Studium eingeschrieben haben. «Ihnen wurde bezüblich fehlenden Dokumenten entgegengekommen.»
Über 70 seien es gewesen, die sich für ein Gaststudium eingeschrieben haben. Die UZH habe zudem drei Doktorierende aus der Ukraine für ein PhD-Gaststudium aufgenommen. Weitere Bewerbungen seien in Abklärung.
Für eine Postdoktorandin, deren Anstellung per 31. März geendet hat, wurde eine Verlängerung organisiert. «Dieselbe Professur hat nun auch ihre aus dem Ukraine-Krieg geflüchtete Mutter, die Professorin in Kiew war, als Gastforscherin aufgenommen.»