Ukraine Krieg: Student packt über russische Folter in Mariupol aus
Ein Student aus Aserbaidschan wird in Mariupol tagelang von tschetschenischen Kämpfern gefoltert. Sie glauben, dass er ein Soldat im Ukraine-Krieg sei.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein aserbaidschanischer Student wird auf der Flucht aus Mariupol von Russen festgenommen.
- Im Gefängnis wird er 25 Tage lang mehrmals täglich gefoltert.
- Die tschetschenischen Kämpfer wollen ein Geständnis, dass er ein Soldat ist.
Hussein Abdullayew befand sich in Mariupol, als der Ukraine-Krieg ausbrach. Der junge Mann kommt ursprünglich aus Aserbaidschan, studierte aber in der Stadt am Asowschen Meer. Nach der Invasion half er zuerst bei der Errichtung von Luftschutzbunkern, bevor er sich im März für die Flucht entschied. Doch weit kam er nicht: Er wurde von tschetschenischen Kämpfern festgenommen und gefoltert.
Gegenüber der aserbaidschanischen Zeitung «Media.az» erzählt er seine Geschichte, während er mittlerweile in Saporischschja in Sicherheit ist. Mit mehreren Einheimischen sei er auf der Flucht gewesen. Bei einem russischen Checkpoint wurden sie angehalten und mussten sich ausziehen.
Die Soldaten hätten die Tattoos überprüft und jenes des Fahrers, ein Krebs auf dem Arm, nicht gemocht. Sie hätten begonnen, auf die Flüchtlinge mit den Gewehrkolben einzuschlagen. Von maskierten Soldaten seien sie gefesselt und in ein Gefängnis gebracht worden. Auch Hussein Abdullayew wurde verhaftet, obwohl er den Soldaten mehrfach gesagt hatte, dass er Aserbaidschaner sei.
Im Gefängnis habe ein Kommandant mit tschetschenischer Flagge auf der Uniform behauptet, dass Abdullayew ein Soldat sei. Daraufhin sei er in eine kleine Zelle gebracht worden, wo die Soldaten ein Geständnis für die Behauptung erzwingen wollten. Zuerst stellten sie bloss Fragen, dann folterten sie ihn mit Elektroschocks.
Ukraine-Krieg: Aserbaidschaner sass 25 Tage im Gefängnis
25 Tage lang war Abdullayew im Gefängnis und wurde dreimal täglich gefoltert, teils mit Schlägen, teils mit Elektroschocks. Es sei auch vorgekommen, dass er in Ohnmacht gefallen sei, berichtet der Student. Die Soldaten hätten ihn mit kaltem Wasser wieder aufgeweckt und weitergemacht.
Auch andere Insassen seien gefoltert worden. «Manchmal hörte ich jemanden schreien, dann fiel ein Schuss. Sie haben die Menschen einfach erschossen», so Abdullayew.
Nach 25 Tagen gab der Kommandant Abdullayew seine Handynummer für Notfälle und liess ihn wieder beim Checkpoint frei. Mit einer ukrainischen Familie setzte er seine Flucht von dort fort. Als er bei einem weiteren Kontrollpunkt angehalten wurde, zeigte Hussein Abdullayew die Nummer des Kommandanten. Die Soldaten liessen ihn passieren, und so erreichte er die im Ukraine-Krieg sicherere Stadt Saporischschja.