Ukraine-Krieg: Tausende Ukrainer werden nach Russland verschleppt
Im Ukraine-Krieg sollen Tausende Zivilisten gegen ihren Willen aus Mariupol nach Russland deportiert worden sein. Der Kreml spricht von «Rettungen».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hafenstadt Mariupol liegt nach wochenlangen und heftigen Kämpfen in Schutt und Asche.
- Trotzdem verstecken sich weiterhin Zivilisten in den Ruinen.
- Tausende Ukrainer sollen von der russischen Armee nach Russland deportiert worden sein.
Das heftig umkämpfte Mariupol wurde im Ukraine-Krieg so etwas wie der Brennpunkt des Konflikts. Eingekesselt zwischen dem Separatistengebiet Donezk, der annektierten Krim-Halbinsel und der russischen Grenze liegt die Stadt heute in Schutt und Asche.
Jetzt berichten Betroffene, dass tausende Zivilisten, die sich weiter in den Ruinen verstecken, von russischen Truppen nach Osten verschleppt werden.
Ukraine-Krieg: Zivilisten deportiert
«Am 15. März stürmten russische Truppen unseren Luftschutzbunker und befahlen uns, mitzukommen», erzählt eine betroffene Frau dem «Guardian». Sie hatte sich während dem Ukraine-Krieg mehrere Wochen mit ihrer Familie in einem Keller versteckt. «Wir hatten keine Wahl, wir wurden ins Land unserer Besetzer entführt».
Die Frau und ihre Familie seien mit «zwei- oder dreihundert anderen» in Busse gesteckt und nach Novoazovsk gebracht worden. Der Ort liegt in den Separatisten-Regionen direkt an der russischen Grenze. Satelliten-Bilder zeigen provisorisch errichtete Zeltstädte, die von Bussen angesteuert werden.
Updated: Mar.25, A satellite image showing the tented camp in the Russian controlled village of Bezimenne. People gathering around a field kitchen can be seen as small dots above the red building. #Ukraine️ @mapconcierge @Maxar https://t.co/bCgixK2Zwo pic.twitter.com/L2rA8tsmHX
— 渡邉英徳 wtnv (@hwtnv) March 28, 2022
Dort seien alle Personen in einem solchen «Filtercamp» vom russischen Geheimdienst FSB verhört worden. «Sie gingen mein Telefon durch und fragten mich über Freunde und Verwandte in der Armee aus», so die Frau. Nach ein paar Stunden sei die Gruppe ohne Nachfrage über die Grenze nach Rostov verfrachtet worden.
Moskau dementiert
Kreml-Sprecher Dmitry Peskov distanzierte sich von den Anschuldigungen und nannte sie «schlicht gelogen». Nach Kreml-Angaben habe Russland über 420'000 Menschen aus «gefährlichen Gebieten gerettet».
Einer russischen Zeitung sagte Peskov, die Filtercamps seien nötig, um «ukrainische Nationalisten davon abzuhalten, Russland zu infiltrieren». Menschenrechtsgruppen warnten am Freitag davor, dass die Schlangen vor den Camps immer länger würden. Gemäss der Genfer Konvention sind Deportationen von Zivilisten aus besetzten Gebieten kategorisch verboten.