Ukraine Krieg: Ukraine gehen die Waffen aus
Russland setzt im Ukraine-Krieg vermehrt auf seine Artillerie – und ist dem Gegner damit überlegen. Experten ordnen die Geschehnisse im Osten des Landes ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Ukrainische Streitkräfte geraten im Osten des Landes immer mehr unter Druck.
- Russlands Artillerie ist derjenigen der Ukraine klar überlegen.
- Waffenlieferungen aus dem Westen seien jetzt wichtig, meinen Experten.
Die Kämpfe im Osten der Ukraine intensivieren sich. Russische Einheiten sind in diesen Tagen daran, die Stadt Sjewjerodonezk einzunehmen. Dabei setzen die Truppen im Ukraine-Krieg vermehrt auf Distanzwaffen.
Sicherheitsexperte Albert A. Stahel erklärt gegenüber Nau.ch, dass Mehrfachraketen vom Format Grad, Uragan und Smerch eingesetzt werden. «Beide Seiten verfügen über die gleichen Typen.»
Trotzdem gibt es für die einheimischen Streitkräfte einen grossen Nachteil ...
Stahel warnt: «Den Ukrainern geht die verfügbare Zahl an Flugkörpern aus.» Es handele sich dabei um eine sowjetische Produktion.
Der Ukraine gehen die Waffen aus
Wie ernst die Lage ist, erzählt ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes zuletzt dem «Guardian»: «Dies ist jetzt ein Artilleriekrieg. Und einen solchen kann die Ukraine derzeit nicht gewinnen. Man ist auf West-Waffenlieferungen angewiesen, um gegen den Feind vorgehen zu können.»
Es stellt sich die Frage, wie lange die Ukraine in einem Artilleriekrieg ohne Unterstützung aus dem Westen dagegenhalten kann. Gehen den Streitkräften allmählich die Waffen aus?
«Ja», sagt auch Ulrich Schmid, Russland-Experte und Professor der Universität St.Gallen gegenüber Nau.ch. Vor allem die Munition für die sowjetischen Artilleriegeschütze sei knapp, weil russische Militärschläge die ukrainische Rüstungsindustrie getroffen haben.
Ukraine-Krieg: USA zögern mit Lieferungen
Einen Grund dafür stellen aber auch die verzögerten Lieferungen aus dem Westen dar. «Den Ausgleich für die Ukrainer könnten die US- und UK-Mehrfachraketenwerfer schaffen. Aber die sind noch nicht eingetroffen», bekräftigt Sicherheitsexperte Stahel.
Laut Schmid spielen politische Gedanken eine zentrale Rolle. «Die USA zögern, der Ukraine Artilleriegeschütze zu liefern, weil sie fürchten, die Technologie könnte den Russen in die Hände fallen. Ausserdem wollen die USA nicht, dass die Ukraine mit hochpräzisen Artilleriewaffen Ziele in Russland angreift.»
Der Ukraine fehle die «reine Masse» an Artillerie. «Russland hat genügend Munition und genügend Geschütze, die auf das Gefechtsgelände gebracht werden können», so Schmid. Das könne den Ukraine-Krieg auch in Zukunft beeinflussen. «Die Russen können ukrainische Stellungen in Schutt und Asche legen.»