Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner werden zur Gefahr für Gesellschaft
Immer wieder erschüttern Berichte von Gewalttaten von Wagner-Rückkehrern aus dem Ukraine-Krieg Russland. Zuletzt wurde gar ein Kind zu Tode geprügelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder sorgen Wagner-Söldner nach ihrer Rückkehr mit Gewalttaten für Aufsehen.
- Erst jüngst schlug ein Heimkehrer auf seine Frau ein und prügelte ihre Tochter (4) zu Tode.
- Mögliche Erklärungen: Die Söldner leiden unter Traumata und haben keine Perspektive.
In Russland häufen sich Fälle von ehemaligen Wagner-Söldnern, die nach ihrer Rückkehr aus dem Ukraine-Krieg erneut straffällig werden.
Ein aktueller Fall schockiert besonders: Ein Mann soll ein vierjähriges Mädchen zu Tode geprügelt haben. Die russischen Behörden haben gegen den 31-jährigen Tatverdächtigen ein Mordverfahren eingeleitet.
Der Bewohner der Stadt Lipezk befindet sich momentan in Untersuchungshaft, wie die Ermittlungsabteilung auf ihrer Webseite bekannt gab. Der Mann soll am 1. Oktober einen Streit mit seiner Frau gehabt und dabei ihre Tochter aus einer früheren Beziehung getötet haben. Das Mädchen starb noch am Tatort.
Laut Berichten der Telegram-Kanäle «Baza» und «Ostoroschno, nowosti» wurde Wladimir W., so der Name des Verdächtigen, im April von der Privatarmee «Wagner» angeworben. Er war Ende August zurückgekehrt.
Söldner in Strafkolonien für Ukraine-Krieg rekrutiert
Kein Einzelfall: Ehemalige Wagner-Söldner, die aus dem Ukraine-Krieg zurückkehren, werden in Russland immer wieder straffällig. Viele wurden direkt aus Strafkolonien rekrutiert und ohne Rehabilitation in die Gesellschaft entlassen. Schwere Verbrechen wie Mord und Vergewaltigung sind keine Seltenheit.
So wird ein ehemaliger Kämpfer verdächtigt, seine Schwester getötet zu haben. Das auf brutale Art und Weise: Nach einem Streit soll er sie mit Benzin übergossen und angezündet haben.
In einem anderen Fall soll ein Ex-Söldner einen Bekannten nicht minder barbarisch misshandelt haben. Nachdem er sein Opfer mit einem Messer attackiert hatte, soll er ihn mit einem Rechenstiel vergewaltigt haben.
«Massive Gewaltanwendungen ausgeführt oder erlebt»
Für Gewaltforscher Dirk Baier sind diese Straftaten keine Überraschung: Unter Kriegsrückkehrern seien posttraumatische Belastungsstörungen doppelt so häufig wie in der Bevölkerung, sagt er zu Nau.ch.
«Mit Blick auf die spezifische Gruppe der Wagner-Söldner gehe ich von einem hohen Gewaltrisiko bei Rückkehr in die Gesellschaft aus.»
Das habe damit zu tun, dass sie kaum psychologische Betreuung erhielten. Es fehle an sozialer Unterstützung oder einfach an Resilienz. So werde Gewalt schnell einmal zum Ventil für die mentale Belastung.
«Wagner-Soldaten haben meist massive Gewaltanwendungen ausgeführt oder erlebt», so Baier. Kontakt zur Aussenwelt haben sie in dieser Zeit kaum.
Aus dem Krieg zurückgekehrt, sieht die Realität für die meisten Söldner nicht besser aus: Viele Heimkehrer dürften keine Berufsausbildung haben. «Das verschlechtert ihre Chancen der Reintegration in die Gesellschaft.»
Es sei zu befürchten, dass sie keinen strukturierten Alltag entwickeln können und Alkohol oder Drogen konsumieren. Auch deshalb könnten sie dann zur Gewaltanwendung neigen.