Ukraine-Krieg: Ziehen sich Russen aus AKW-Saporischschja zurück?
Neue Informationen deuten darauf hin, dass sich die Russen im Ukraine-Krieg aus dem AKW Saporischschja bald zurückziehen könnten. Seit März ist es besetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 4. März befinden sich russische Truppen im ukrainischen AKW Saporischschja.
- Offenbar bereiten sie sich darauf vor, sich aus dem grössten AKW Europas zurückzuziehen.
- Laut dem Chef des ukrainischen Energieversorgers Energoatom «packen sie ihre Taschen».
Gerade mal neun Tage benötigte Russland im Ukraine-Krieg, um das grösste AKW Europas zu erobern. Seit dem 4. März zwingen russische Truppen das ukrainische Personal im AKW Saporischschja dazu, weiterzuarbeiten.
Nun verdichten sich jedoch die Zeichen, dass sich die russischen Streitkräfte aus dem Atomkraftwerk zurückziehen könnten. So haben zuletzt russische Militärblogger behauptet, dass sich die ukrainischen Truppen auf eine Eroberung des Kraftwerks vorbereiten.
Vor allem russische Militärblogger-Kanäle, die der Wagner-Gruppe angehören, würden das Narrativ verbreiten, dass sich die Russen auf einen AKW-Rückzug vorbereiten. Das schreibt die US-Denkfabrik «the Institute for the Study of War».
«Packen ihre Taschen und stehlen alles»
Gemäss diesem Narrativ wolle Russland die Kontrolle über das AKW Saporischschja der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) übertragen. Mitarbeiter der IAEA sind seit September dort stationiert.
Auch auf ukrainischer Seite gibt es Informationen zu einem AKW-Rückzugsplan der Russen: «Seit einigen Wochen erhalten wir tatsächlich Informationen, dass es Anzeichen gibt, dass sie sich möglicherweise auf einen Rückzug vorbereiten.» Das sagte der Chef des ukrainischen Energieversorgers Energoatom, Petro Kotin, am Sonntag im ukrainischen TV.
Dieser beruft sich dabei auf «viele Berichte in russischen Medien», wonach Russland das Kraftwerk der IAEA übergeben müsse. «Mein Eindruck ist, dass sie ihre Taschen packen und alles stehlen, was ihnen unter die Augen kommt.»
Russland benutzt AKW im Ukraine-Krieg als Depot für Kriegsgerät
Diesen Rückzug fordert die IAEA schon lange. Bisher bestand Wladimir Putin im Ukraine-Krieg aber darauf, das AKW weiter mit rund 500 Soldaten besetzt zu halten.
Der Kreml hat die Gerüchte über den Abzug am Montag zurückgewiesen. «Es sollte nicht nach irgendwelchen Zeichen gesucht werden, wo keine sind und keine sein können.» Das sgte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Auch die russische Besatzungsverwaltung des im September völkerrechtswidrig annektierten Gebiets Saporischschja sprach von Falschinformationen.
Russland benutzt Saporischschja als Depot für Kriegsgerät, um dieses vor ukrainischem Beschuss zu schützen, wie die «Bild» berichtet. Denn ein Beschuss könnte einen Super-GAU auslösen. Dennoch sind im Ukraine-Krieg auf dem Gelände mehrmals schon Granaten eingeschlagen.