Ukraine meldet weitere Teilerfolge - Kritik von russischem Offizier
Die Gegenoffensive der Ukraine zeigt Erfolge. Gleichzeitig kommt es auch zu internen Querelen in Russland: Der Oberbefehlshaber wurde entlassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ukraine meldet Teilerfolge bei der Gegenoffensive gegen Russland.
- Die Truppen bei Bachmut und Saporischschja machen Fortschritte.
- Gleichzeitig wird ein bedeutende General des russischen Militärs entlassen und übt Kritik.
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive weitere Teilerfolge erzielt. So habe sie sich im südlichen Gebiet Saporischschja auf den neuen Positionen festgesetzt. Das teilte der Sprecher des Generalstabs, Andrij Kowaljow, am Donnerstag mit.
Der russische Gegner leiste jedoch weiter «starken Widerstand» und ziehe Reserven heran. Bei Drohnenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Orte sind laut Behörden etwa 25 Menschen verletzt worden.
Moskau setzt nach britischen Erkenntnissen inzwischen auch Fahrzeuge als rollende Bomben ein. Russlands Militärführung hat den Oberbefehlshaber der russischen 58. Armee, Iwan Popow, dessen Angaben zufolge entlassen.
Ukrainische Armee kommt auch bei Bachmut voran
In der Ostukraine setzen die ukrainischen Truppen Kowaljow zufolge ihren Vormarsch südlich der von Russland kontrollierten Stadt Bachmut fort. Zugleich seien Angriffe der russischen Truppen im Donezker Gebiet im Abschnitt Lyman abgewehrt worden.
Das Gleiche gilt für die Bereiche Awdijiwka und Marjinka sowie bei Kupjansk im Gebiet Charkiw. Zudem habe die russische Luftwaffe Dutzende Angriffe ausgeführt. Informationen der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Mehr als 20 Verletzte allein in Saporischschja
In der südostukrainischen Grossstadt Saporischschja sind mutmasslich durch Raketenbeschuss mehr als 20 Menschen verletzt worden. 13 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie der Militärgouverneur Jurij Malaschko am Donnerstag bei Telegram mitteilte. Unter den Opfern seien acht Minderjährige. Innerhalb eines Tages seien im Gebiet Saporischschja 14 Ortschaften insgesamt 80-mal beschossen worden.
Mehr als 40 Gebäude seien dabei beschädigt worden. Im Gebiet Cherson seien am Mittwoch und am Donnerstag mindestens drei Zivilisten getötet und drei verletzt worden, hiess es weiter. Auch Kiew war erneut Ziel russischer Drohnen. Trümmer abgeschossener Drohnen verletzten mehrere Menschen.
Entlassener Oberbefehlshaber übt scharfe Kritik
Der russische General Popow wandte sich in einer Sprachnachricht auf Telegram an die Soldaten. «Ich habe die Aufmerksamkeit auf die grösste Tragödie des modernen Kriegs gelenkt», erklärt er. «Auf das Fehlen der Artillerieaufklärung und -bekämpfung und die vielfachen Toten und Verletzten durch die feindliche Artillerie.» Danach habe sich das Verteidigungsministerium seiner entledigt.
Popow, dessen Einheiten im Gebiet Saporischschja kämpften, übte harte Kritik an seinen Vorgesetzten: «Die Soldaten der ukrainischen Streitkräfte konnten unsere Front nicht durchbrechen.» Doch von hinten habe ihnen «der Oberbefehlshaber einen verräterischen Schlag versetzt».
Im «schwersten Moment der höchsten Anspannung» habe dieser die Armee «enthauptet». Zuvor hatten andere Telegram-Kanäle berichtet, Generalstabschef Waleri Gerassimow habe Popow als «Panikmacher» bezeichnet und ihn seines Postens enthoben.
Biden: «Nato stärker denn je»
US-Präsident Joe Biden hat den Nato-Beitritt Finnlands als einen «unglaublichen Gewinn» für das westliche Militärbündnis bezeichnet. «Ich glaube nicht, dass die Nato jemals stärker gewesen ist», sagte Biden.
Diese Worte sprach er bei einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö in Helsinki. Die USA und Finnland teilten die gleichen Wertvorstellungen. Er habe ungefähr «drei Sekunden gebraucht», um dem Beitrittsgesuch Finnlands zuzustimmen.
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Finnland im Mai 2022 gemeinsam mit Schweden die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde Anfang April als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheissen, Schweden fehlt dagegen weiterhin die Zustimmung aus der Türkei und Ungarn.
London: Russisches Militär setzt auch auf rollende Bomben
Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes nutzt Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch improvisierte Fahrzeugbomben. Im Juni habe es Berichte gegeben, dass russische Streitkräfte veraltete, gepanzerte Fahrzeuge einsetzen würden: Sie würden als rollende Bomben mit mehreren Tonnen Sprengstoff verwendet werden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag mit.
Die Besatzung springe wahrscheinlich nach dem Start aus dem Fahrzeug. Der Grossteil derartiger Vorfälle sei rund um Marjinka in der Nähe der Stadt Donezk gemeldet worden, hiess es. Die meisten dieser Fahrzeuge seien durch Panzerabwehrminen und Beschuss mit ziemlicher Sicherheit vor Erreichen des Ziels zerstört worden.