Ukrainisches Gericht fällt erstes Urteil zu Maidan-Toten
Bei den prowestlichen Protesten 2014 auf dem Maidan in Kiew wurden knapp 50 Menschen erschossen. Drei Männer sollen nun dafür ins Gefängnis.

Ein ukrainisches Gericht hat erstmals seit dem Tod von knapp 50 erschossenen Demonstranten bei den prowestlichen Protesten 2014 auf dem Maidan in Kiew ein Urteil gegen damals beteiligte Polizisten gefällt. Ein stellvertretender Regimentschef der Sondereinheit «Berkut» (Steinadler) wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, wie ukrainische Medien am Mittwoch berichteten. Zwei Polizisten sollen demnach 15 Jahre ins Gefängnis. Die drei Männer wurden in Abwesenheit verurteilt, weil sie 2019 in einem Gefangenenaustausch an die prorussischen Separatisten in der Ukraine übergeben worden waren und für die Justiz nicht mehr greifbar sind.
Zwei weitere Angeklagte sprachen die Geschworenen in dem Verfahren vom Vorwurf der Beteiligung an den tödlichen Schüssen frei. Sie waren freiwillig nach Kiew zurückgekehrt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Proteste brutal niedergeschlagen
Im Winter 2013/2014 demonstrierten in Kiew Zehntausende knapp drei Monate lang auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz, gegen den russlandfreundlichen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Die Proteste schlugen in Gewalt um, die Staatsmacht ging brutal gegen die Menschen vor – Dutzende Demonstranten und 17 Polizisten starben.
Nach Janukowitschs Sturz im Februar 2014 besetzte und annektierte Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Anschliessend unterstützte Moskau Separatisten in der Ostukraine. Vor knapp 20 Monaten fiel die russische Armee dann im Nachbarland ein und annektierte vier weitere nur zum Teil besetzte Regionen in der Ost- und Südukraine.