Umweltaktivisten und Shell streiten vor Gericht über CO2-Reduktion
Der Ölkonzern Shell wehrt sich gegen eine von Umweltaktivisten geforderte gerichtliche Anordnung zur erheblichen Senkung seiner Kohlendioxid-Emissionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Shell soll seinen CO2-Ausstoss um 45 Prozent senken.
- Dies wollen Klimaaktivisten mit einem Gerichtsprozess erreichen.
Der Ölriese Shell streitet sich vor Gericht mit Klimaaktivisten.
Der Konzern würde bei einem entsprechenden Urteil den Verkauf fossiler Brennstoffe rasch verringern müssen. Sollte das Unternehmen dazu verurteilt werden, würde dies weniger nachhaltig produzierenden Konkurrenten in die Hände spielen, warnte Shells Rechtsanwalt Dennis Horeman am Dienstag vor dem Bezirksgericht in Den Haag.
«Dann könnten andere Anbieter von Energieprodukten in die von Shell zurückgelassene Lücke springen», sagte der Anwalt nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Zudem gebe es für die Klage keine juristische Grundlage.
17'000 Bürger fordern Verantwortung ein
Mehrere Umweltorganisationen sowie mehr als 17'000 Bürger streben in dem am Dienstag eröffneten Verfahren ein Gerichtsurteil an, durch das der weltweit agierende Konzern verpflichtet werden soll, seinen CO2-Ausstoss innerhalb von zehn Jahren um 45 Prozent gegenüber 2019 zu senken.
Shell verstosse bewusst gegen die globalen Klimaziele und investiere weiter umfangreich in die Förderung von Öl und Erdgas, sagte der Anwalt der Kläger, Roger Cox, laut ANP. «Shell stösst substanziell mehr (Treibhausgase) aus, als alle anderen Unternehmen in den Niederlanden und die Bürger zusammen.»
Shell widerspricht
Eine Shell-Sprecherin erklärte, der Konzern bekenne sich zum Pariser Klimaabkommen und habe sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen zu werden. «Unsere Ambition ist, den Netto-Kohlenstoff-Fussabdruck der von uns verkauften Energieprodukte bis 2050 um 65 Prozent zu reduzieren - und in einem Zwischenziel bis 2035 um 30 Prozent», heisst es dazu auf der Website von Shell.
Der Konzern mit nach eigenen Angaben rund 80 000 Beschäftigten in mehr als 70 Ländern hat seinen Firmensitz in London und seine Hauptverwaltung in Den Haag. Für das Verfahren sind drei weitere Verhandlungstage bis zum 17. Dezember angesetzt worden. Einen Termin für eine Entscheidung des Gerichts gibt es noch nicht.