Urteil im Fall Pelicot: Frankreichs Kampf gegen sexuelle Gewalt
Gisèle Pelicot wird in Frankreich als Heldin der Frauen gefeiert. Ihr Sieg im Urteil könnte nicht nur Frankreich, sondern die ganze Welt verändern.
Das Urteil im Fall Pelicot könnte Frankreichs Umgang mit sexueller Gewalt verändern. Der Prozess hat eine landesweite Debatte über Einwilligung und Opferschutz angestossen.
Harte Strafen für die Täter im Fall Pelicot
Am Donnerstag verkündete das Gericht in Avignon die Urteile im Fall Pelicot. Der Hauptangeklagte Dominique Pelicot erhielt die Höchststrafe von 20 Jahren Haft.
Die weiteren 50 Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt.
«Tagesschau» berichtet, dass die Staatsanwältin Laure Chabaud das Urteil als «Vermächtnis für zukünftige Generationen» sieht. Sie hofft, dass es ein Zeichen der Hoffnung für alle Opfer sexueller Gewalt setzt.
Die Anwälte von Gisèle Pelicot sind sich einig: Durch den öffentlichen Prozess habe das Opfer die Gesellschaft aufgerüttelt.
Einführung der «Nur-Ja-heisst-Ja»-Regel?
Der Fall Pelicot hat in Frankreich eine Debatte über Sexualstrafrecht angestossen. Viele fordern nun die Einführung der «Nur-Ja-heisst-Ja-Regel», bei der bei jeglicher sexueller Handlung um Zustimmung gebeten werden muss.
«ZDF» berichtet, dass in Schweden und Spanien bereits ähnliche Gesetze gelten. In Frankreich wird nun diskutiert, ob die Definition von Vergewaltigung geändert werden sollte.
Die deutsche Oberstaatsanwältin Sabine Kräuter-Stockton hält eine solche Regelung für überfällig, wie die «Tagesschau» berichtet. Sie verweist auf die Istanbul-Konvention, die beide Länder noch nicht umgesetzt haben.
Urteil im Fall Pelicot: Auswirkungen auf Gesundheitssystem
Der Prozess hat auch Auswirkungen auf das französische Gesundheitswesen. «ZDF» meldet, dass nun vermehrt über Vergewaltigungen unter Betäubung aufgeklärt wird.
Ärzte sollen besser geschult werden, solche Fälle zu erkennen. Ausserdem seien mehr Tests und Labore zur Auswertung sind geplant.
Überraschenderweise melden sich vermehrt ältere Frauen bei Fachstellen. Sie wollen Symptome chemischer Unterwerfung besser erkennen können.
Gisèle Pelicot als Vorbild
Gisèle Pelicot ist in Frankreich zu einer Ikone der Frauenbewegung geworden. Ihr mutiges Auftreten vor Gericht hat viele Menschen bewegt.
Die Frau zeigte ihr Gesicht öffentlich, um die Umkehr der Scham zu erwirken: Den Tätern soll ihr sexueller Übergriff unangenehm sein, nicht den Opfern. Pelicot hofft, mit ihrer Geschichte anderen zu helfen.
Viele Juristinnen und Feministinnen hoffen nun, dass mehr Frauen öffentliche Vergewaltigungsprozesse anstreben. Pelicots Beispiel könnte anderen Mut machen.
Internationale Aufmerksamkeit für Fall Pelicot
Der Fall Pelicot hat weit über Frankreich hinaus Wellen geschlagen. Journalisten aus aller Welt verfolgten den Prozess in Avignon.
An jedem Prozesstag standen Menschen vor dem Gerichtsgebäude. Sie begrüssten Gisèle Pelicot mit Applaus und demonstrierten für die Rechte von Betroffenen sexueller Gewalt.
Die breite Berichterstattung könnte dazu beitragen, dass ähnliche Debatten auch in anderen Ländern geführt werden.