US-Institut: Russische Angriffe zielen auf ukrainisches Getreide
Immer wieder beschiesst Russland ukrainische Häfen. US-Experten zufolge soll Moskau hoffen, somit von höheren Preisen profitieren zu können.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut ISW-Experten will Russland die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben.
- Immer wieder greift Moskau ukrainische Getreidehäfen an.
- In der Nacht auf Mittwoch wurde 40'000 Tonnen Getreide zerstört.
Bei Russlands Angriffen auf ukrainische Häfen mit Getreidesilos handelt es sich nach Einschätzung von Experten wohl um gezielte Attacken, um die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben.
Russland könne durch das Fernhalten des ukrainischen Getreides vom Weltmarkt darauf hoffen, von höheren Preisen zu profitieren, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington am Mittwochabend (Ortszeit) mit.
Die Experten verwiesen auf die Zerstörung von 40'000 Tonnen Getreide in einem Hafen im Raum Odessa in der Nacht zum 2. August.
Demnach stiegen die durch militärische Angriffe vernichteten Mengen auf inzwischen mehr 200'000 Tonnen Getreide, seit Russland am 17. Juli das Abkommen zur Verschiffung ukrainischer Lebensmittel über das Schwarze Meer aufgekündigt hat. Zwar behaupte Russland, dass es militärische Ziele angreife, getroffen würden aber Getreidesilos, hiess es in der ISW-Analyse.
Russland profitiert von höheren Getreidepreisen
Russlands Ausstieg aus dem von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelten Getreideabkommen, die Angriffe auf die Häfen und die Drohung, Schiffe mit Ziel Ukraine anzugreifen, hätten eine Schwankung bei den Getreidepreisen zur Folge, hiess es. Von höheren Preisen profitiert nach Einschätzung von Experten vor allem Russland, das zu den grössten Exporteuren etwa von Weizen gehört.
Die ISW-Experten wiesen in ihrem täglichen Bericht einmal mehr auch darauf hin, dass der Kreml und das Verteidigungsministerium in Moskau inzwischen kritische Äusserungen russischer Militärblogger zum Verlauf des Krieges in der Ukraine weitergehend unterbunden hätten.
Viele dieser Kriegsunterstützer verhielten sich still, übten mehr Selbstzensur und schwiegen insgesamt zu den «Problemen, die direkt der Militärführung angelastet werden können». Das Ministerium hatte zuletzt auch Offiziere abgesetzt, die Missstände angesprochen hatten.
Die Experten hatten in ihren Berichten zuletzt mehrfach auf Versuche des Machtapparats aufmerksam gemacht, die Informationslandschaft wieder stärker zu kontrollieren. Ziel könnte es laut ISW-Analyse sein, eine «Berichterstattung zu dramatischen Ereignissen zu verhindern», um Generalstabschef Waleri Gerassimow, Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Kremlchef Wladimir Putin vor einer «Diskussion all der negativen Begebenheiten» zu bewahren.