Vatikan warnt Iren vor Papstbesuch vor zu hohen Erwartungen
Am Samstag beginnt die Irlandreise von Papst Franziskus. Anlass der Reise ist der Abschluss des katholischen Weltfamilientreffens.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Papst begibt sich am Samstag auf eine zweitägige Irlandreise.
- Er werde während der Reise keine bestimmten Massnahmen ankünden, sagt ein Vatikansprecher.
Vor der am Samstag beginnenden Irlandreise von Papst Franziskus hat Vatikansprecher Greg Burke die Iren vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die Missbrauchsaffären in der katholischen Kirche bezeichnete er als «kulturelles Problem», dessen Überwindung Zeit brauche. Im irischen Sender RTE deute Burke am Freitag zugleich an, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche während seines zweitägigen Besuchs keine bestimmten Massnahmen ankündigen werde.
«Es ist ein kulturelles Problem, und die Kirche wird dafür, für die sehr schlimmen Sünden Verantwortung übernehmen», sagte der Pressesprecher des Heiligen Stuhls. Für den Papst sei es «schwierig», während seines kurzen Besuchs eine «Kultur zu ändern.» Was die Massnahmen angeht, das wird geschehen. «Aber nicht über Nacht», fügte der Sprecher hinzu.
Anlass der Papstreise ist der Abschluss des katholischen Weltfamilientreffens. Dem Vatikan zufolge wird Franziskus mit Missbrauchsopfern zusammentreffen. Auch ein Gebet in einer den Opfern sexuellen Missbrauchs gewidmeten Kapelle in Dublin ist geplant.
Höhepunkt des Papst-Besuches ist eine Freiluftmesse am Sonntag, zu der rund 500'000 Besucher erwartet werden. Kritiker haben aus Protest gegen die Missbrauchsskandale zum Boykott der Messe aufgerufen und eine Gegenveranstaltung im Stadtzentrum von Dublin angekündigt. Seit 2002 haben mehr als 14'500 Entschädigung wegen sexuellen Missbrauchs durch katholische Priestern sexuell beantragt.
Nicht zuletzt wegen der Missbrauchsaffären hat sich die Stimmung in Irland – lange Zeit eine Bastion des Katholizismus – gewandelt. Ende Mai sprach sich bei einem Volksentscheid eine deutliche Mehrheit für ein Ende des Abtreibungsverbots aus. Drei Jahre zuvor stimmte eine ebenfalls deutliche Mehrheit für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Der amtierende Premierminister Leo Varadkar bekennt sich offen zu seiner Homosexualität.