Vogelgrippe: Ausbreitung auf noch nie betroffene Gebiete befürchtet
Forschende befürchten eine Ausbreitung der Vogelgrippe auf die Antarktis und Australien. Dadurch würde sie noch nie betroffene Gebiete befallen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis nach Südamerika ist die Vogelgrippe bereits vorgedrungen.
- Nun soll auch die Artenvielfalt in der Antarktis und Australien gefährdet sein.
- Forschende meinen, problematisch sei vor allem die Empfänglichkeit des Virus bei Möwen.
Eine Ausbreitung der Vogelgrippe auf die bisher nie betroffenen Kontinenten Antarktis und Australien wird von Wissenschaftlern befürchtet.
Das Virus, das nun schon weit in den Süden von Südamerika vorgedrungen ist, könnte die Artenvielfalt der Antarktis bedrohen. Dies sagte der Virologe Ian Brown von der britischen Tiergesundheitsbehörde, Animal and Plant Health Agency (Apha). Ausserdem wies er am Freitag bei einem digitalen Pressegespräch, darauf hin, dass Möwen vor allem empfänglich für das Virus seien.
Wildvögel, die bis nach Australien reisten, wurden bisher nicht infiziert. Dies führte dazu, dass Australien bislang vom H5N1-Virus verschont geblieben ist.
Vogelgrippe: keine Vorhersagen möglich
«Aber wir müssen all das jetzt überdenken, weil dieses Virus die Fähigkeiten zu haben scheint, praktisch jede Vogelpopulation zu infizieren, auf die es trifft.» Es handle sich um eine neue Dimension.
Der Virologe Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald sagte: «Es erreicht Regionen, in denen diese Art des Virus niemals gewesen ist.» Auch wegen der hohen Variabilität des Erregers und der Möglichkeit eines Überspringens auf andere Arten. Es handle sich um eine «sehr dynamische Situation».
Ursula Höfle, Veterinärin an der spanischen Universität Kastilien-La Mancha, sagte: «Wir haben so viele Überraschungen mit diesem Virus erlebt.» Vorhersagen seien unmöglich. «Das ist das wirkliche Drama.» Es betreffe Arten, die vorher nicht betroffen gewesen seien – darunter auch ohnehin sehr gefährdete.
Auch Seelöwen in Peru von Vogelgrippe betroffen
Das Virus habe ganze Vogelkolonien ausgelöscht. «Wir erwarten einen grossen Effekt auf die Artenvielfalt.» Neben dem Risiko eines Überspringens auf den Menschen und möglichen Ansteckungen zwischen Säugetieren sei das für sie eines der Hauptprobleme.
Derzeit grassiert die grösste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Es waren unter anderem auch Seelöwen in Peru und weitere Säugetierarten wie Waschbären, Füchse, Bären und Marder betroffen.
Ein Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien beunruhigt Experten besonders. Der Erreger ist dort womöglich von Säugetier auf Säugetier übertragen worden. Das wäre ein Hinweis darauf, dass sich H5N1 an Säugetiere anpasst und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.