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«Wir haben kein Wasser!» - dramatische Szenen auf Euböa

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Italien,

Die griechische Insel erfährt erstmals seit Beginn der Feuer Hilfe aus der Luft - viel zu spät, findet mancher Bewohner. Griechenlands Premier rechtfertigt sich: Man habe Menschenleben priorisiert.

Helfer bekämpfen in der Nähe des Dorfes Pefki auf Euböa den Brand eines Waldstückes. Foto: Petros Karadjias/AP/dpa
Helfer bekämpfen in der Nähe des Dorfes Pefki auf Euböa den Brand eines Waldstückes. Foto: Petros Karadjias/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstmals seit Beginn der Waldbrände auf der griechischen Insel Euböa Anfang der Woche sind dort am Sonntag massive Lufteinsätze gegen die Flammen geflogen worden.

Im nördlichen Teil der Insel stehen viele Quadratkilometer Wald in Flammen, von Samstag auf Sonntag kämpften die Bewohner gegen bis zu sieben Kilometer lange Feuerwände. Die Verbitterung bei den Menschen ist gross, weil die Löscharbeiten aus der Luft sich in den vergangenen Tagen auf den Norden Athens konzentriert hatten. «Man hat uns brennen lassen», sagte ein Mann dem Fernsehsender Skai.

Man habe keine andere Wahl gehabt, heisst es hingegen bei den Rettungskräften. «Wir konnten nicht überall sein. Man muss sich nur vorstellen, die Flammen im Norden Athens hätten sich auf dicht besiedeltes Gebiet ausgeweitet», wurde ein Feuerwehrmann zitiert.

«Wir haben kein Wasser!»

Am Sonntagabend konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen im Küstenort Pefki nichts mehr entgegensetzen, wie Fernsehbilder zeigten. «Wir haben kein Wasser!», riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei, während die Löschzüge tanken fahren mussten.

Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Auch Katzen und Hunde wurden am Ufer zusammengetrieben. Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Löschflugzeuge seien stundenlang nirgends zu sehen, berichtete der Sender Skai. «Es gibt grosse Schwierigkeiten für die Löschflugzeuge, weil die Temperaturen extrem hoch sind und die Sicht sehr schlecht», so der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias. Weite Teile der Gegend sind mittlerweile evakuiert.

Premier: Leben haben Priorität vor Wald

Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, Menschenleben hätten Priorität vor Besitz und Wald. Im Grossraum Athen leben rund vier Millionen Menschen, Euböa hat etwa 220.000 Einwohner. Das derzeit von Bränden betroffene Gebiet besteht hauptsächlich aus Wald.

Die Rauchschwaden ziehen zum Teil bis ins 100 Kilometer entfernte Athen und sind auch von den umliegenden Inseln aus gut zu sehen - ebenso wie der Feuerschein in der Nacht.

Chardalias sprach zuletzt von zwei grossen Feuerfronten auf Euböa und einer extrem schwierigen Situation im ganzen Land. Lediglich im Norden Athens schien sich die Lage zuletzt etwas zu entspannen. Allerdings seien die Einsatzkräfte in höchster Alarmbereitschaft, weil immer wieder neue Brände aufloderten, sagte Chardalias. Neben der Feuerwehr ist dort auch das Militär im Einsatz, um neue Grossbrände zu verhindern.

Internationale Hilfe

Zunehmend erreichen auch Helfer aus dem Ausland Griechenland. Am Samstagabend kamen zwei Hubschrauber samt Besatzung aus Ägypten an. Hilfe wurde auch aus Polen, der Slowakei, Tschechien, Grossbritannien, Katar und Kuwait zugesagt. Deutschland will 200 Feuerwehrleute und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks schicken; am Sonntagmorgen machten sich unter anderem knapp 60 Helfer aus Nordrhein-Westfalen auf den Weg nach Athen.

Die Hilfe ist dringend nötig, die Einsatzkräfte und die Bewohner der betroffenen Regionen sind nach über einer Woche Dauereinsatz am Ende ihrer Kräfte. Zunehmend machen sich deshalb Freiwillige aus anderen Landesteilen auf den Weg in die Krisengebiete, etwa in der Türkei, wo nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad Tausende auf eigene Faust in die Brandgebiete reisen, um dort den Kampf gegen die Flammen zu unterstützen.

Italien und Türkei ebenfalls betroffen

Auch in Süditalien sind die Sorgen gross. «Ein weiteres Mal befinden sich die geschützten Naturareale im Klammergriff verheerender Brände», erklärte der Präsident des Verbands für Parks und Naturreservate Federparchi, Giampiero Sammuri. Betroffen seien der Aspromonte Nationalpark im süditalienischen Kalabrien und der Parco delle Madonie östlich der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Federparchi forderte, das Überwachungs- und Brandschutzsystem zu verbessern.

In der Adria-Gemeinde Campomarino sind am Sonntagabend hunderte Bewohner und Touristen aus ihren Unterkünften gebracht worden. Die Behörden evakuierten Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido am Meer, wie die Feuerwehr mitteilte. Mehr als 400 Menschen wurden demnach aus den Häusern geholt. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Strassen zog und sich Flammen durch Büsche bis zu einem Café durchfrassen. Fotos zeigten Brände in der Nähe von Häusern. Von Verletzten berichtete die Feuerwehr zunächst nicht.

Die Türkei kämpft schon den zwölften Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit mehr als zehn Jahren. Mindestens sechs Brände waren am Sonntag nach offiziellen Angaben noch nicht unter Kontrolle. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf die südwesttürkische Provinz Mugla. Dort brach am Sonntagnachmittag der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge ein weiteres Feuer in der Nähe des internationalen Flughafens Dalaman aus. Von einer Beeinträchtigung des Reiseverkehrs war zunächst nichts bekannt.

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