WHO rechnet nicht mit baldigem Ende der Corona-Pandemie
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr als 200.000 Corona-Tote in Lateinamerika und der Karibik.
Das WHO-Notstandkomitee erwarte, dass die Pandemie «sicher sehr lang» andauern werde, teilte die Organisation am Samstag in Genf mit - sechs Monate, nachdem sie den internationalen Notstand ausgerufen hatte. In Lateinamerika und der Karibik stieg die Zahl der Corona-Todesfälle am Sonntag auf mehr als 200.000. Auch in Südafrika und Australien greift die Pandemie weiter um sich.
Nach wie vor sei die Gefahr durch Covid-19 «sehr hoch», warnte das WHO-Notstandskomitee. Zugleich sah es die Gefahr, dass wegen des «sozio-ökonomischen Drucks» eine Ermüdung bei den Massnahmen zur Bekämpfung des Virus eintreten könne.
Weltweit haben sich nach einer auf offiziellen Angaben basierenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP bislang rund 17,8 Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Mehr als 685.000 Menschen starben an den Folgen der Infektion. Länder, die die Epidemie zunächst unter Kontrolle gebracht hatten, melden inzwischen neue Ausbrüche.
So erklärte der australische Bundesstaat Victoria nach einem dramatischen Anstieg der Corona-Infektionen den «Katastrophenzustand» und verschärfte die Ausgangssperre in der Millionenmetropole Melbourne erheblich. Zudem sollen die meisten Schulen und Universitäten in der zweitgrössten Stadt Australiens zum Online-Unterricht zurückkehren. Auch Kindertagesstätten werden wieder geschlossen.
In Südafrika überschritt die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen am Samstag die Marke von einer halben Million. Mehr als ein Drittel der Fälle wurde laut dem Gesundheitsministerium im Finanzzentrum des Landes, der Provinz Gauteng, verzeichnet. Die Zahl der Todesfälle liegt nach offiziellen Angaben bei 8153. Südafrika ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Allerdings wird dort auch mehr getestet als in vielen anderen afrikanischen Staaten.
In weiten Teilen Lateinamerikas und der Karibik breitet sich das Virus weiter rasant aus. Mehr als 4,9 Millionen Infektionen wurden dort bislang verzeichnet. Die Zahl der Todesfälle stieg am Sonntag auf über 200.000, wie aus einer AFP-Zählung auf Grundlage von Behördenangaben hervorgeht. Fast drei Viertel der Toten entfallen auf Brasilien und Mexiko.
Mexiko meldete am Samstag den zweiten Tag in Folge eine neue Rekordzahl bei den täglichen Corona-Neuinfektionen. Binnen 24 Stunden wurden nach Behördenangaben 9556 neue Fällen registriert. Die Gesamtzahl der Infektionen liegt demnach bei über 434.000. Mexiko ist der am drittschwersten von der Gesundheitskrise betroffene Staat der Welt - nach den USA und Brasilien.
Pharmakonzerne in aller Welt liefern sich derzeit ein regelrechtes Wettrennen auf der Suche nach einem Impfstoff. Mehrere chinesische Firmen haben sich dabei an die Spitze gesetzt. Der führende US-Seuchenexperte Anthony Fauci erklärte es dennoch für unwahrscheinlich, dass die USA einen in China oder Russland entwickelten Corona-Impfstoff einsetzen würden.
Bei einer Kongressanhörung am Freitag äusserte er in dieser Hinsicht Sicherheitsbedenken: «Ich hoffe, dass die Chinesen und die Russen den Impfstoff tatsächlich testen, bevor sie ihn jemandem verabreichen.» In den USA wurden bislang rund 4,6 Millionen Infizierte und mehr als 154.000 Todesfälle gemeldet.
In Europa stieg die Zahl der Infektionen am Sonntag auf knapp 3,2 Millionen. Mehr als 210.000 Menschen starben an den Folgen ihrer Corona-Infektion. Ein neuer Ausbruch wurde von einem Schiff der norwegischen Reederei Hurtigruten gemeldet. Mindestens 36 Besatzungsmitglieder der «MS Roald Amundsen» haben sich nach Angaben eines Sprechers der Stadt Tromsö infiziert. Die knapp 180 Passagiere hatten das Expeditionsschiff bereits am Freitag verlassen. Unter ihnen gab es demnach keine Corona-Verdachtsfälle, allerdings wurden 60 Passagiere in Tromsö unter Quarantäne gestellt.
Auch in Hongkong, das die Corona-Epidemie zunächst gut unter Kontrolle bekommen hatte, stiegen die Infektionszahlen zuletzt wieder dramatisch an. Die Behörden eröffneten deshalb am Samstag auf dem ehemaligen Expo-Gelände ein Feldlazarett für 500 Covid-19-Patienten.