WHO lehnt von der EU geplante Impfpässe ab
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WHO lehnt die von der EU geplanten Corona-Impfpässe ab.
- Europas WHO-Regionaldirektor Hans Kluge äusserte «ernste Bedenken».
«Wir verstehen, dass Regierungen mit der politischen Realität konfrontiert sind. Trotzdem gibt es ernste Bedenken», sagte Europas WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Laut Kluge ist die für den Sommer angekündigte Einführung eines Impfpasses vermutlich unvermeidlich, aber keine Empfehlung der WHO.
Es sei unsicher, wie lange eine Immunität anhalte, sagte Kluge in einem Vorabbericht der deutschen Tageszeitung «Die Welt». Auch könne ein Impfstoff nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern, so der WHO-Regionaldirektor.
Die EU-Kommission will am 17. März den Gesetzentwurf für einen «digitalen grünen Pass» vorlegen, der Corona-Impfungen, Covid-Erkrankungen und negative Tests vermerken soll. Ziel ist, einen sicheren Weg zur Aufhebung von Beschränkungen und zum Reisen in Europa zu finden.
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten zuvor vereinbart, die Pläne für einen digitalen Impfpass voranzutreiben. Binnen drei Monaten sollen die technischen Voraussetzungen stehen, damit Corona-Geimpfte europaweit fälschungssicher ihre Immunisierung nachweisen können.
Kluge: Pandemie in rund zehn Monaten zu Ende
Kluge rechnet damit, dass die Corona-Pandemie in rund zehn Monaten zu Ende sein werde. Er gehe davon aus, dass 2021 ein weiteres Covid-Jahr werde, 2020 sei «Terra Incognita» gewesen. «Ein Jahr später wissen wir viel mehr. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Pandemie Anfang 2022 vorbei ist.» Was nicht heisse, dass das Virus weg sei. «Aber hoffentlich braucht es dann keine der disruptiven Interventionen mehr.»
Kluge warnte davor, Corona-Mutationen nicht ernst genug zu nehmen, weil sich manche sehr schnell verbreiten könnten und schwere Krankheitsverläufe auslösten. «Wenn dies nun zusammenfällt mit einer nur langsamen Impfkampagne, dann verlieren wir das Momentum. Dann kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen.» Jetzt sei noch nicht die Zeit für die Menschen in Europa, sich zurückzulehnen.
Das Europabüro der WHO hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Anzahl der Neuinfektionen in Europa um neun Prozent gestiegen sei. Damit habe der vielversprechende Rückgang der letzten sechs Wochen gestoppt. Die Virusvariante B.1.1.7, die zuerst in Grossbritannien auftrat, sei inzwischen in 43 der 53 europäischen Länder aufgetreten.