Will Putin mit Waffenstillstand-Angebot Friedensgipfel sabotieren?
Wladimir Putin sei bereit für einen Waffenstillstand, berichten Kreml-Quellen. Die Aussage kommt zu einem verdächtigen Zeitpunkt – kurz vor dem Friedensgipfel.
Das Wichtigste in Kürze
- Hochstehende russische Quellen teilen mit, dass Putin gerne den «Krieg einfrieren» würde.
- Es sei ein suspekter Zeitpunkt für eine solche Aussage, finden Experten.
- Der Friedensgipfel in der Schweiz naht und Russland habe derzeit militärische Vorteile.
Der russische Präsident Wladimir Putin soll für einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg bereit sein. Das teilte die Nachrichtenagentur Reuters mit, nachdem sie mit vier verschiedenen hochrangigen russischen Quellen gesprochen hatte.
Wladimir Putin sei offen dafür, den Krieg «einzufrieren» und sei «an keinem ewigen Krieg interessiert». Sollten jedoch Kiew und der Westen dieses Angebot ablehnen, so sei er auch bereit, weiterzukämpfen. Die Bedingung: Die aktuellen Frontlinien müssen als neue Staatsgrenzen anerkannt werden.
Aus dem engsten Kreis um Putin dringen nur selten Details nach aussen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Wladimir Putin selbst diese Insider-Informationen angeordnet hat, berichtet die Zeitung «Bild». Wieso macht der Kreml-Chef gerade jetzt seine solche Aussage?
Ukraine-Friedenskonferenz – ohne Wladimir Putin
Nico Lange, Experte und ehemaliger Chef des Leitungsstabs im deutschen Verteidigungsministerium, sieht in Putins Angebot eine gezielte Informationskampagne. «Putin will die Friedensgespräche in der Schweiz beschädigen.»
Russland nimmt nämlich nicht am Friedensgipfel für die Ukraine auf dem Bürgenstock teil. Das deute darauf hin, dass Russland derzeit keinen Waffenstillstand möchte. Mit Waffenstillstands-Gerüchen erhoffe sich Putin vielleicht, die Konferenz sabotieren zu können.
Ausserdem liefere das vor der EU-Wahl Sprechpunkte für Putin-Anhänger in Deutschland und Europa, so Lange zur deutschen Zeitung.
Lange vermutet zudem eine militärische Dimension hinter dem Angebot: Putin könnte an der Grenze seiner aktuellen militärischen Möglichkeiten sein und nach einer Pause suchen, um später gestärkt wieder anzugreifen.
Militärexperte Robert Lee vom Foreign Policy Research Institute in Philadelphia vermutet hinter Putins Angebot eine andere Taktik: Der Kreml könnte versuchen, nach weiteren Eroberungen vorzugaukeln, schon lange auf Frieden gedrängt zu haben.
Lee zweifelt daran, dass Russland überhaupt einen Waffenstillstand will. Er argumentiert, dass der Kreml diplomatische Kanäle hätte nutzen können, um einen Stopp der Kämpfe zu fordern. Stattdessen kamen die Informationen als angebliche Enthüllungen an die Öffentlichkeit.
Ausserdem habe Putin gerade mehrere Vorteile auf dem Schlachtfeld. «Ich bin skeptisch, dass Russland in diesem Jahr einen Waffenstillstand anstreben würde,» schreibt Lee auf X. Jedenfalls nicht so lange, wie Russland glaube, es könne weitere Gewinne erzielen.