Wladimir Putin ohne Gegner: Darum ist das Resultat trotzdem wichtig
Bei der Präsidentschaftswahl in Russland vom kommenden Wochenende kann es nur einen Sieger geben: Wladimir Putin. Trotzdem will der Kreml mobilisieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Russinnen und Russen müssen sich für einen Präsidenten entscheiden.
- Die Frage für Putin ist nicht unbedingt, ob er im Amt bleibt, sondern wie glanzvoll.
- Denn der Kreml hat ein klares Ziel, was Stimmenanteil und Wahlbeteiligung angeht.
Der Ewige Putin schreibt am Wochenende das nächste Kapitel seiner Geschichte. Zumindest, wenn alles so läuft, wie man das erwartet und wie es sich der Kreml wünscht.
Russland wählt nämlich von Freitag bis Sonntag seinen Präsidenten. Eine waschechte Alternative zum amtierenden Kremlchef Wladimir Putin gibt es nicht. Mögliche Gegner blieben bereits im Vorfeld der Wahl hängen – beispielsweise wegen Formfehlern.
Drei Konkurrenten für Wladimir Putin – auf dem Papier
Zunächst einmal die wichtigsten Informationen zur Wahl: Mit Wladislaw Dawankow, Nikolai Charitonow und Leonid Sluzki fordern drei Politiker Präsident Putin heraus. Allerdings gelten alle drei als systemtreu – die Opposition ist im Kandidatenfeld nicht wirklich vertreten.
Gewählt wird erstmals über drei Tage (15. bis 17. März) – wer die Wahl gewinnt, ist für eine sechsjährige Amtszeit bis 2030 Präsident der Russischen Föderation.
Wie blickt man in Russland selbst also auf das kommende Wochenende?
Das Interesse ist offenbar nicht sehr gross. Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen erklärt: «Das System Putin depolitisiert die russische Gesellschaft seit 20 Jahren.»
Jahrelang sei den Menschen gesagt worden, dass sie sich aus der Politik heraushalten sollen. Das wird für den Kreml laut Schmid jetzt zum Problem: «Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, die Menschen für die Wahlen zu mobilisieren.»
Wladimir Putin will 80 Prozent erreichen
Klar ist: Putin wird sich am Ende wohl so oder so durchsetzen. Allerdings sind die Resultate für den Kreml trotzdem wichtig. Wie Schmid erklärt, orientiert man sich dabei an den letzten Wahlen im Jahr 2018.
Damals machte Putin – bei einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent – 76 Prozent der Stimmen. Schmid führt aus: «Es ist zu erwarten, dass beide Indikatoren höher ausfallen müssen.» Das wären dann etwa 70 Prozent Wahlbeteiligung und 80 Prozent Stimmenanteil für Putin.
Denn: In der aktuellen Situation sei laut Wladimir Putin «die Heimat in Gefahr», sagt Schmid. Schon nur deshalb müsse es mehr Unterstützung geben. Bereits 2014 nach der Annexion – beziehungsweise der sogenannten «Heimholung» – der Krim stiegen die Beliebtheitswerte Putins deutlich an. Die Eskalation im Ukraine-Krieg vom Februar 2022 hatte einen ähnlichen Effekt.
Wie die Wahlergebnisse zustande kommen, ist fraglich. «Wahrscheinlich würde Putin auch ohne Wahlfälschungen gewählt werden», hält Schmid zunächst fest. Dennoch werde es Manipulationen geben, um letztlich das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Dabei helfe beispielsweise auch die oben erwähnte drei Tage lange Öffnung der Lokale.
Ein regierungsnahes Meinungsforschungsinstitut teilte am Montag mit, dass Putin mit 82 Prozent der Stimmen rechnen könne. Dies hätte eine Befragung von Wahlberechtigten ergeben.
In jedem Fall sind bei den Präsidentschaftswahlen laut Schmid höchstens punktweise Protestaktionen zu erwarten: «Die Bevölkerung ist nach zwei Jahren Krieg und medialer Propaganda lethargisch geworden.»