Wladimir Putin tot? Experte zerpflückt «Prognose» von Wahrsagerin
Eine Hellseherin soll für 2024 den Untergang von Wladimir Putin vorausgesagt haben. Ein Experte erklärt, weshalb man das nicht ernst nehmen sollte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die 1996 verstorbene Baba Wanga soll für 2024 den Tod Putins vorausgesagt haben.
- Dahinter steckt laut einem Experten genau nichts – die Seherin kannte Putin nicht einmal.
- Nau.ch hat bei Zürcherinnen und Zürchern nachgefragt, wie sie zur Wahrsagerei stehen.
Es ist eine düstere Prognose für Wladimir Putin: Noch in diesem Jahr könnte der Untergang des Kremlchefs bevorstehen. Darüber berichten mehrere Medien unter Berufung auf Wangelia Pandewa Guschterowa – auch bekannt als Wahrsagerin Baba Wanga.
Stutzig macht aber insbesondere ein Detail: Wanga ist im Jahr 1996 verstorben – zu diesem Zeitpunkt war Wladimir Putin noch keine grosse Figur in Russlands Politik. Dass sich Wanga bereits mit dem aktuellen Kremlchef beschäftigt haben soll, scheint daher doch ziemlich fragwürdig.
Was steckt also hinter solchen Prognosen. Sollte man die ernst nehmen oder gar daran glauben?
Nein, sagt Bernd Harder von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Für ihn ist klar: «Baba Wanga hat nicht Putins Tod angekündigt. Sie wusste nichts von Putin, der erst drei Jahre nach ihrem Tod Präsident wurde.»
Wahrsagerei als Propaganda-Instrument – auch für Wladimir Putin
Anderweitige Behauptungen seien «gezielt lancierte Erfindungen oder bestenfalls Deutungen». Solche angeblichen Prognosen können laut Harder sehr gut für propagandistische Zwecke eingesetzt werden.
Die Erzählung von Putins Tod dient wahrscheinlich eher Putin-Gegnern. Der Experte betont aber, dass das auf beiden Seiten passiert. Auch der Kreml habe Baba Wanga bereits «benutzt».
Bei Wanga ist die Quellenlage schwierig. Harder sagt: «Wir wissen absolut nichts über Baba Wanga, ausser das, was ihre Nichte mal in einem Buch veröffentlicht hat.» Allerdings gehe auch die Glaubwürdigkeit dieser Quelle gegen null.
Dazu kommt, dass die Originalaussagen von Wanga, sollten sie denn bekannt sein, kaum rationale Überlegungen sind. Harder spricht von «emotionalen Ausbrüchen auf der reinen Gefühlsebene». Wanga war demnach eine sogenannte Volksseherin, erklärt er. Das seien «ältere, verschlossene Menschen, die ihr Unbehagen an den Zeitläufen und den vielen Veränderungen in düsterem Geraune ausgedrückt haben».
Es ist indes nicht das erste Mal, dass solche Vorhersagen bezüglich Russland oder Wladimir Putin kursieren. Ukrainische Medien berichteten schon 2022 darüber, dass Putin 2023 kapitulieren werde – unter Berufung auf eine Wahrsagerin. Eingetroffen ist das bekanntlich nicht.
Zürcher glauben nicht an Wahrsagerei
Eine Nau.ch-Umfrage in Zürich zeigt: Die meisten Leute glauben tatsächlich nicht an Wahrsagerei.
Wobei einige ähnlich damit umgehen wie die von Experte Harder erwähnten Propagandisten. Sophia und Lilly glauben nämlich beispielsweise an das Horoskop. Aber nur, wenn das, was drinsteht, ihnen passt.
«Ich glaube nicht daran», sagt derweil Gerri. Der Grund ist simpel: «Weil es nicht wissenschaftlich belegt ist.»
Ulrich sieht es nicht ganz so deutlich: «Ich glaube schon, dass die Sterne einen Einfluss auf die Menschen haben.» Von Wahrsagern und Blicken in die Zukunft hält aber auch er nicht viel.
Simon glaubt ebenfalls nicht daran. Er hat aber schon einmal eine solche Erfahrung in Hongkong gemacht, erzählt er. Jemand habe seine «Hand gelesen», sagt er. Unter anderem sei ihm gesagt worden, dass er mindestens 98 Jahre alt werde.
Die anderen Befragten können sich ebenfalls vorstellen, mal einen Wahrsager zu besuchen, allerdings nur als Spass. Zudem wäre es vom Preis abhängig. Lilly sagt: «Gratis jederzeit!»