Zalando leidet unter der Hitze
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen der Hitzewelle muss das Versandhaus Zalando seine Erwartungen zurückschrauben.
- Immer mehr Leute würden via Smartphone bestellen und dabei weniger Geld ausgeben.
Nach einer schwierigen Saison bei Zalando mit einem späten Start und hohen Temperaturen senkte Europas grösster Online-Modehändler am Dienstag seine Umsatz- und Gewinnerwartungen fürs Gesamtjahr leicht.
«Wir wären gern stärker gewachsen», sagte Zalando-Vorstand Rubin Ritter zum Umsatzplus von knapp 21 Prozent auf 1,53 Milliarden Franken von April bis Juni.
Im zweiten Quartal hatte sich Zalando mit Irland und Tschechien erstmals seit einem halben Jahrzehnt neue Märkte eröffnet. Die Zahl der Kunden in nunmehr 17 Ländern stieg um fast 16 Prozent auf bisher nie erreichte 28,4 Millionen Franken. Allerdings fiel der Wert des in der Branche vielbeachteten durchschnittlichen Warenkorbes auf 69,70 Franken von 74,40 Franken im Vorjahreszeitraum.
Mehr Smartphone-Bestellungen
Ritter erklärte dies unter anderem damit, dass die Kunden inzwischen häufiger bestellten – dies häufig übers Smartphones – und deswegen pro Order weniger Geld ausgeben. Zudem seien angesichts der Temperaturen weniger Sommerjacken nachgefragt worden. Ziel sei es allerdings, in den nächsten Monaten die Grösse des Warenkorbes zu stabilisieren oder sogar wieder zu erhöhen.
Die Berliner investieren seit Jahren massiv in Logistikzentren, neue Technologien und zuletzt in Kosmetik, um langfristig gegen Rivalen wie Asos, Boohoo oder auch Amazon zu bestehen. «Fürs Kosmetikgeschäft sind wir sehr optimistisch», sagte Ritter. Kürzlich kündigte der chinesische Onlinehändler JD.com an, nach Europa und Deutschland zu kommen. Auch der Versandhauskonzern Otto setzt mit seiner Mode-Tochter About You auf den umkämpften Markt.
Zuletzt hatte auch Konkurrent Asos Schwierigkeiten: Im abgelaufenen Quartal stiegen die Erlöse lediglich um 22 Prozent. Trotzdem halten die Briten, die sich vor allem an Kunden unter 30 Jahren wenden, an ihrem Ziel fest, im Geschäftsjahr zwischen 25 und 30 Prozent zu wachsen. Gegen den Trend konnte Boohoo zuletzt mit einem Plus von 53 Prozent aufwarten. Asos und Boohoo sind auch in Deutschland aktiv.
Tiefere Ziele
Im laufenden Vierteljahr rechnet Ritter mit «gemischten Signalen» und setzt vor allem auf den September, wenn die neue Modesaison startet. Im Gesamtjahr geht Zalando nun davon aus, nur ein Umsatzplus in der unteren Hälfte der bisher erwarteten 20 bis 25 Prozent zu erzielen.
Auch beim bereinigten Betriebsgewinn (Ebit) ist das Unternehmen etwas pessimistischer und geht davon aus, eher am unteren Ende der bisher gesteckten Prognose von 250 bis 310 Millionen Franken anzukommen. Im abgelaufenen Viertel reichte es zu 108 Millionen Franken, was einem Zuwachs von 15 Prozent zum Vorjahr entspricht.
Anleger waren enttäuscht. Die Zalando-Aktie fiel mehr als sechs Prozent. Der neue Ausblick sei enttäuschend, schrieb Analyst Andreas Inderst von Macquarie. Zalando verfolge allerdings die richtige Strategie. Das Unternehmen mit inzwischen 15'600 Mitarbeitern feiert im Herbst seinen zehnten Geburtstag.