«BiTE»-Wirkstoffe sind Adapter mit zwei Greifarmen, welche Immunzellen zum bösartigen Tumor führt und den Krebs dann zerstört.
Krebs
Mutationen können einfach vorhanden sein, und durch äussere Faktoren einen Lungenkrebs auslösen. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Adapter bringen Immunzelle zum Krebs und können diesen dann zerstören.
  • Diese «BiTE»-Wirkstoffe hätten sich schon gegen Blut-, Lungen- und Prostatakrebs bewährt.
  • Besonders effektiv wären sie bei der Nachbehandlung von Krebspatienten.
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Ein Adapter mit zwei Greifarmen bringt Immunzellen zu Krebszellen und zerstört sie. Solche «BiTE» (Bi-specific T-cell engagers) Wirkstoffe hätten sich schon gegen Blut-, Lungen- und Prostatakrebs bewährt, berichten Forscher. Besonders effektiv wären sie bei der Nachbehandlung von Krebspatienten, um Rückfälle zu vermeiden.

«BiTE»-Wirkstoffe haben zwei verschiedene Bindungsarme: Einer hält die Krebszelle fest, der andere dockt an einer Immunzelle (T-Zelle) an. Er aktiviert ihren Hauptschalter, damit sie die Krebszelle zerstört. Dies erklärte der Immunologe Peter Kufer von «Amgen Research» (München) an einer Veranstaltung in Wien.

Funktion auch bei Prostata- und Lungenkrebs

Ausserdem werden die T-Zellen angeregt, sich zu vermehren. Solch ein Wirkstoff ist «Blinatumomab». Es wurde 2014 erstmals gegen akute lymphoblastische B-Zell-Leukämie zugelassen. «T-Zellen sind die potentesten Abwehrzellen unseres Immunsystems, und wir haben viele Milliarden davon in unserem Körper», sagte Kufer: «Die meisten von ihnen richten sich aber nicht gegen Krebszellen, sondern zum Beispiel gegen von Viren befallene Zellen».

BiTE-Wirkstoffe sind wie ein Adapter, mit dem man sie quasi alle gegen Krebszellen scharf macht. Damit könne man die Patienten behandeln, bis sie praktisch krebsfrei seien. Jüngst hätten klinische Studien gezeigt, dass das Wirkprinzip nicht nur gegen Blutkrebserkrankungen funktioniert. Es funktioniert auch bei den viel häufigeren «soliden Tumoren», also etwa bei Prostata- und Lungenkrebs, so Kufer.

Ausserdem könne man T-Zellen von Patienten gentechnisch so verändern, dass sie Krebszellen ohne zusätzlichen Adapter erkennen. Dies erklärte Ulrich Jäger von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Medizinischen Universität Wien.

Chimeric antigen receptor T-cells

Diese «CAR-Ts» (Chimeric antigen receptor T-cells) tragen den Krebszellen-Greifer selber an der Oberfläche. Somit wurden diese «künstlich auf den Krebs abgerichtet». Die Therapie mit den BiTE Adaptern könne bei einer Krebsdiagnose sofort angewendet werden, müsse aber regelmässig wiederholt werden, sagte Jäger.

CAR-Ts werden für jeden Patienten eigens angefertigt, und es sei deshalb eine Vorlaufzeit von bis zu vier Wochen einzuplanen. «Das kann für aggressive Tumorerkrankungen als Erstlinientherapie zu lange sein», erklärte er. Dafür bleiben sie, einmal verabreicht, im Körper des Patienten und sind langfristig wirksam. Diese Therapiekonzepte seien bereits im Routineeinsatz, würden aber ständig weiterentwickelt, so Jäger.

Die meisten Patienten vertrügen sie gut. Besonders effektiv seien sie, um Krebsrückfälle (Rezidive) zu vermeiden: «Leider kommt es häufig vor, dass wenige Tumorzellen trotz erfolgreicher Krebsbehandlung unerkannt im Körper verbleiben. Und später einen potenziell tödlichen Krebsrückfall verursachen». Diese «Saat» für neue Tumore und Metastasen (Tochtergeschwulste) könne man mit einer «Konsolidierungstherapie» vernichten.

«Immuntherapien»

«Das Immunsystem hat im Körper natürlicherweise eine sehr wichtige Rolle bei der Verhinderung von Krebserkrankungen.» Gemäss einer Erklärung von Dejan Baltic von der Firma Amgen. «Entartete Zellen entstehen ständig, werden aber in der Regel rasch vom Immunsystem erkannt und vernichtet».

Das sei ein normaler Vorgang. «Manchmal können die Krebszellen sich aber dem Zugriff der Immunzellen entziehen, wachsen und gedeihen, und bilden einen Tumor», sagte er. In solch einem Fall könne man das Immunsystem mit solchen «Immuntherapien» auf die Krebszellen aufmerksam machen.

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